Warum das wichtig ist:
Offiziell ist Sklaverei im Großteil der Welt abgeschafft oder verboten. Dennoch sind heute mehr Menschen auf der Welt von moderner Sklaverei betroffen, als je zuvor. Vor allem Frauen und Menschen in Armut fallen moderner Sklaverei zum Opfer. Setz dich hier mit unsdafür ein, Ausbeutung und extreme Armut bis 2030 zu beenden.

Unsere Kaufentscheidungen entscheiden über das Leben von Menschen – und manchmal stehen sie auch im Zusammenhang mit moderner Sklaverei. Bei einigen Alltagsprodukten können wir uns mittlerweile gegen Sklavenarbeit entscheiden. Denn das Fairtrade-Siegel auf dem Kaffee oder der Blauen Engel auf dem T-Shirt versprechen faire Arbeitsbedingungen. Auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen vergessen wir jedoch oft, dass sich eines der größten Risikoprodukte bereits in unserer Hosentasche befindet: das Smartphone.

Smartphones, Laptops und Computer bilden einen der größten Industriezweige weltweit – und sind oft das Produkt von Sklavenarbeit. Von schätzungsweise 40,3 Millionen Menschen, die derzeit in Sklaverei leben, werden 16 Millionen in menschenunwürdigen Arbeitsverhältnissen ausgebeutet. Das berichtet die International Justice Mission Deutschland (IJM). Etwa 15,4 Millionen sind der Zwangsheirat als Form moderner Sklaverei ausgesetzt, während 4,8 Millionen Menschen durch Sexhandel versklavt werden. Weitere 4,1 Millionen Menschen befinden sich derzeit in staatlicher Zwangsarbeit. Der Großteil – genauer 71 Prozent – dieser modernen Sklaven sind Frauen und Mädchen. Jede vierte Person ist zudem ein Kind, so die IJM.

Bei Elektrogeräten verwischen sich die Spuren moderner Sklaverei besonders schnell. Denn in ihnen steckt eine Vielzahl von Metallen und Rohstoffen, die zum Großteil in Schwellen- und Entwicklungsländern abgebaut werden. Zwei zentrale Bestandteile sind die beiden Erze Coltan und Tantal, die hauptsächlich aus der Demokratischen Republik Kongo, Afrika, stammen.




Die Arbeitsbedingungen in den kongolesischen Minen sind oft menschenunwürdig und gesundheitsschädlich. Kinderarbeit steht in vielen Fällen an der Tagesordnung. Zudem werden die Minen häufig von Rebellengruppen oder dem Militär kontrolliert – denn der Verkauf der begehrten Rohstoffe bringt Geld. So finanziert sich der seit vielen Jahren wütende Bürgerkrieg im Kongo vor allem über das Geschäft mit diesen Rohstoffen – die letztendlich in die ganze Welt exportiert werden.

Deutsche Konsument*innen haben an diesem ausbeuterischen Geschäft einen entscheidenden Anteil. Laut IJM importiert Deutschland jedes Jahr Produkte im Wert von 30 Milliarden US-Dollar, die mit Sklaverei zusammenhängen könnten. Die weitaus größte Summe, nämlich 16,9 Milliarden US-Dollar, macht der Import von Laptops, Computern und Smartphones aus. Das macht Deutschland zum drittgrößten Importeur dieser Risikoprodukte weltweit.

Und die Anzahl an Smartphone-Nutzer*innen in Deutschland steigt. Im vergangenen Jahr waren es 57 Millionen Menschen – ungefähr 69 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Doch die große Beliebtheit dieser Geräte bedeutet nicht, dass ihr Bedarf bald gedeckt sein dürfte. Denn obwohl Menschen für die Herstellung eines Smartphones ihr Leben aufs Spiel setzen, haben diese Produkte nur eine kurze Lebens- bzw. Nutzungsdauer. Im Durchschnitt werden sie bereits nach 20 Monaten gegen ein neues Gerät getauscht.

Aber nicht nur die Herstellung, sondern auch die Entsorgung von Elektrogeräten stellt eine große Belastung für Mensch und Umwelt dar. Ein großer Teil landet auf Schrottplätzen in Entwicklungsländern – und damit dort, wo ihre fragwürdige Lieferkette ursprünglich ihren Anfang nahm.

Diesem menschenunwürdigen Kreislauf muss ein Ende gesetzt werden. Daran können wir alle mitwirken – indem wir unsere eigenen Konsumentscheidungen hinterfragen und Produkte mit nachhaltigen Lieferketten unterstützen. Zudem ist der Aufbau von sicheren und handlungsfähigen Rechtssystemen entscheidend – und zwar in allen Ländern weltweit.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Das hat dein Smartphone mit moderner Sklaverei zutun

Ein Beitrag von Pia Gralki