Fast ein Jahr ist seit dem Abzug der internationalen Staatengemeinschaft und der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vergangen. Die humanitäre Situation im Land ist katastrophal: 24,4 Millionen Menschen, knapp 58 % der Bevölkerung, sind von akutem Hunger betroffen. Die Tendenz ist steigend.
Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban stellte die Bundesregierung ihre Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Land zum Großteil ein. Nichtregierungsorganisationen, die in Afghanistan tätig sind, waren monatelang die Hände gebunden und mussten teilweise ihre Arbeit ruhen lassen. Und dass, obwohl die Dringlichkeit für Unterstützungsgelder schon vor der Machtübernahme der Taliban auf der Geberkonferenz 2020 bekannt und seitens der Bundesregierung 170 Millionen Euro eingeplant waren.
Die zögerliche Haltung der Bundesregierung seit August 2021 hat dramatische Folgen – vor allem für die Menschen, die in Afghanistan blieben.
Zu Lasten der Zivilbevölkerung Afghanistans
Die Bevölkerung in Afghanistan leidet. Nicht nur die Machtübernahme der Taliban hat negative Auswirkungen auf die humanitäre Situation in Afghanistan. Die anhaltende Klimakrise, die Folgen der COVID-Pandemie und die Sanktionen der westlichen Staatengemeinschaft auf die De-facto-Regierung führten zum Erliegen der Wirtschaft und dem Ausbruch einer beispiellosen Finanzkrise, in der es limitiert Zugang zu Bargeld gibt. Zuletzt führte der anhaltende Krieg in der Ukraine auch in Afghanistan dazu, dass die Preise für Güter wie Lebensmittel rapide steigen – damit verschlechtert sich die Versorgungslage im Land unaufhaltsam.
Neben der humanitären Krise in Afghanistan sind Mädchen- und Frauenrechte seit der Machtübernahme der Taliban akut gefährdet. Mädchen ab Klassenstufe 7 bleibt der Schulbesuch seit fast einem Jahr verboten. Hinzu kommt das neue Dekret, das die Taliban Anfang Mai verabschiedeten. Dieses nimmt Frauen die Freiheit, das eigene Haus ohne männliche Begleitung zu verlassen oder in vielen Berufszweigen tätig zu sein. Die neuen Regelungen gelten als der schärfste Versuch der Taliban, das Leben von Frauen in Afghanistan zu kontrollieren.
Hilfen für geflüchtete Menschen in den Nachbarländern sowie finanzielle Unterstützung von UN-Organisationen in Afghanistan hat die Bundesregierung zugesagt. Doch alle Nichtregierungsorganisationen, die im Land ihre Arbeit fortsetzen möchten, benötigen die finanzielle und administrative Unterstützung seitens der Bundesregierung. Die Sanktionen, die gegen das Taliban-Regime erlassen wurden, schränken Nichtregierungsorganisationen in ihrer Arbeit ein.
Durch den übereilten Truppenabzug und eine komplette Fehleinschätzung der Gefahrenlage vor Ort hat die Bundesregierung zu dieser Krisensituation beigetragen. Es ist daher jetzt an der Bundesregierung, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und mitzuhelfen, die humanitäre Katastrophe zu stoppen.
Unterschreibe jetzt unsere Petition und fordere die Entscheidungsträger*innen auf, sich der Verantwortung zu stellen und sich für die Zivilgesellschaft Afghanistans einzusetzen! Wir werden sie an die Bundesregierung übergeben und weiter Druck ausüben, damit die deutsche Politik endlich die Nichtregierungsorganisationen vor Ort unterstützt.