In letzter Zeit verhalten sich vieler meiner Freunde irgendwie äußerst merkwürdig (sowohl die weiblichen als auch die männlichen). Aus dem nichts scheinen alle einem akuten Fall von Baby-Fieber verfallen zu sein. Naja, mit 27 sollte man darüber vielleicht nicht all zu sehr überrascht sein. Aber es fühlt sich trotzdem komisch an - vor nicht mal ein paar Jahren schienen die meisten meiner Freunde nämlich bei dem Gedanken, plötzlich für ein kleines Menschenwesen verantwortlich sein zu müssen, noch in Panik zu geraten.
Allen Unkenrufen zum Trotz habe ich mich vor ungefähr einem Jahr als immun gegen das Baby-Fieber erklärt. Natürlich möchte ich eines Tages meine eigene kleine Familie gründen - aber ein eigenes Baby zu haben würde für mich bedeuten, offiziell erwachsen zu sein. Nenn es Peter-Pan Syndrom, aber dafür fühl ich mich einfach noch nicht bereit.
Nun gut, weiter im Text. Vor kurzem war ich Gast auf der 'Moms & Social Good' Veranstaltung, ein Event dass Mütter und Kinder stärken möchte um deren Gemeinden eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Es hieß, dass die zauberhafte Schauspielerin Jennifer Garner als Gastrednerin auftreten würde - und jeder Gast Mittagessen und Kaffee bekäme. Sind wir ehrlich, da führte für mich kein Weg dran vorbei.
Vor Ort passierte dann allerdings was ganz komisches. Als ich so den Diskussionen zwischen Spitzenpolitkern und renommierten Journalisten, bekannten Stars, Aktivisten, Mommy-Bloggerinnen und 'echten' Müttern und Väter zuhörte, da begann ich gaaanz langsam aber sicher zu spüren, was wohl die ersten Anzeichen des Baby-Fiebers sein müssen: Aufregung, Inspiration und Hoffnung.
Wenn ich jetzt meinen letzten Satz lese, find's ich fast schon wieder erschreckend. Aber es ist wahr! Ich hatte ein ganz neuartiges, von Inspiration erfülltes Gefühl, was mein Freund an dieser Stelle mit Sicherheit bestätigen würde (weil ich nämlich für Stunden über nichts anderes reden konnte).
Also, zurück zum eigentlichen Thema. An besagtem Tag hab ich UNFASSBAR viel gelernt. Und, großzügig wie ich nun mal bin, will ich mein erworbenes Wissen mit euch teilen. Hier sind also meine 10 Dinge über Mütter, Babies und alles drum herum, die jeder von uns wissen sollte (Babyfieber hin oder her):
1. Alle Mütter geben immer nur das Beste für ihre Kinder
Unglücklicherweise sind Millionen Mütter in der Armut, in der sie leben, gefangen und haben keine Möglichkeit, ihren Kindern diesen Teufelskreis zu ersparen. Jennifer Garner, Botschafterin für die Organisation 'Save the Children', hat genau dieses Problem angesprochen. Wenn Eltern gezwungen sind, ihre Kinder in extremer Armut großzuziehen, bleibt letztendlich "zwischen all der Unterdrückung, Depression, Verzweiflung und dem tagtäglichen Kampf ums Überleben kaum noch Zeit, sich ausreichend um eine förderliche Entwicklung seiner Kinder zu kümmern."
"Es liegt daher an uns, zu helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen." (Jennifer Garner)
2. "Jedes Neugeborene steht für den ewigen Kreislauf eines Neuanfangs" - Anne Geddes
Ich war ziemlich aus dem Häuschen als Anne Geddes die Bühne betrat (falls euch der Name jetzt nichts sagt: Annes Geddes ist eine weltberühmte Fotografin, bekannt geworden durch ihre absolut hinreißenden Fotografien von Babys).
Und während vor meinem inneren Auge all die großartigen Fotografien auftauchten, erzählte Anne Geddes ein wenig über ihre Arbeit und über all die unterschiedlichen Kinder, die sie über die Jahre hinweg fotografiert hatte. Sie zeigte uns ein Foto von dem wohl weltweit kleinsten geborenen Wunder, das in der Handfläche eine Mannes schlief. Sie zeigte uns eine Serie an Fotografien von Kindern, die ohne Gliedmaßen zur Welt kamen, da diese sich aufgrund der Krankheit Meningokokkenmeningitis nicht vollständig ausgebildet haben (was übrigens durch eine entsprechende Impfung verhindert werden kann). Und sie verriet, was die Leidenschaft ihrer Arbeit ausmacht: "Ein neugeborenes Baby zu sehen hat mich seit jeher schon immer berührt".
Und dann sprach Geddes diesen einen Gedanken aus: "Unsere Kinder von heute sind unser Versprechen an Morgen". Gänsehaut! Ich glaube, dass war für mich der entscheidende Moment.
3. Bereits mit 3 Jahren sind 85% des Gehirns eines Kindes fest strukturiert. Das heißt, Eltern sind die echten "Brain Builder"
Für mich war die Erkenntnis neu, dass Eltern enorme Möglichkeiten haben, ihren Kindern dabei zu helfen, sich physisch, psychisch und emotional zu entwickeln (und das somit nicht nur den Schulen überlassen sollten).
Jennifer Garner sprach darüber, wie glücklich sie sich schätzt, dass ihre Mutter damals die Zeit hatte, ihr und ihren Geschwistern regelmäßig vorzulesen. Allerdings sollten Eltern, die keine Zeit für solche Aktivitäten mit ihren Kindern finden, jetzt nicht in Panik verfallen. Experten sagen, dass letztendlich jeder Moment aus einem gemeinsamen Alltag für die Entwicklung eines Kindes wichtig ist. Indem man sich beispielsweise seiner Sinne bewusst ist und diese mit seinen Kindern teilt, können Eltern bereits bedeutende Momente schaffen - indem man zum Beispiel mit seinen Kindern über die Welt spricht (und dabei richtige Wörter benutzt und kein Baby-Kauderwelsch) oder indem man Kinder mit neuen Gerüchen vertraut macht (mein Tipp: selbstgebackene Schokoladenkekse).
4. Für sehr viele Frauen auf unserer Welt ist eine Entbindung eine enorm gefährliche Angelegenheit
Der Gedanke ein Kind auf die Welt zu bringen hat mich bisher ehrlich gesagt immer ein wenig in Panik versetzt. Okay, ich muss zugeben, wahrscheinlich weil ich mir beim Thema 'Kinder gebären' immer so Szenen wie in der TV-Show Friends vorstelle (ihr erinnert euch wie Rachel die kleine Emma zur Welt brachte?). Es wird also Zeit für einen Realitäts-Check: denn auch wenn Rachels Geschrei und Geheule definitiv angsteinflößend ist, so liegt sie doch in einem richtigen Krankenhausbett, in einem sauberen Krankenhaus, umgeben von gut ausgebildetem Krankenhauspersonal. Bei weitem nicht alle Frauen dieser Welt haben so viel Glück.
Oder um an dieser Stelle Ihre Exzellenz Toyin Saraki aus Nigeria zu zitieren: in Nigeria bringen 14% aller Frauen ihre Kinder komplett auf sich gestellt zur Welt. Kein Doktor, kein Personal, kein Mensch an ihrer Seite weit und breit.
Und Nana Kuo von der Organisation "Every Woman Every Child" hatte ebenfalls eine schockierende Statistik parat: im Südsudan verstirbt jede siebte Frau während der Entbindung. Jede siebte!!
5. Hier kommen die guten Nachrichten: bereits simple Maßnahmen können die Zahl der Todesfälle bei Entbindungen verhindern
Nana Kuo erläuterte weiter, dass Maßnahmen wie zum Beispiel Impfungen, Stillen mit Muttermilch, Gesundheitsprävention und eine ausreichende Gesundheitsversorgung während der Schwangerschaft bereits die Mütter- und Säuglingssterblichkeitsrate deutlich reduzieren kann.
Ihre Exzellenz Toyin Saraki stimmte da zu: "Das ist eine weltweite Botschaft an alle. Es sind bereits einfach Dinge die wir tun können [und die enorme Auswirkung haben]...Wir müssen endlich klarstellen, dass wir Mutterschaft Wert schätzen."
6. Die Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern (MNCH) in Angriff zu nehmen muss nicht teuer sein
Jeffrey Sachs, Direktor des 'Earth Institute' der Columbia Universität in New York, fasste es glasklar zusammen: "Fokus beibehalten und die Dinge tun, die wirklich wichtig sind - das muss nicht die Welt kosten".
Sachs fügte dieser Aussage ein konkretes Beispiel bei, in dem er anführte, dass statt in Militär zu investieren, wir besser darin investieren sollten Menschenleben zu retten. Das, so Sachs weiter, würde uns alle in einer wesentlich geschützteren Welt leben lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt den Sachs ansprach ist die weltweite Zusicherung einer weiterführenden Ausbildung für ALLE Mädchen (und Jungs natürlich). Da kann ich nur zustimmen!
7. Und Teenager? Richtig! Jugendliche sind für jede Gesellschaftsentwicklung ebenso wichtig und dürfen daher nicht übergangen werden
In den vergangenen Jahren konnte man weltweit durch alle Altersgruppen hinweg einen Rückgang in der HIV-Ansteckung verzeichnen - mit Ausnahme der Teenager. Heranwachsenden Jugendlichen den Zugang zur Sexualkunde zu ermöglichen ist der beste Weg, dieses Unwissen in Angriff zu nehmen und darüber hinaus ungewollte Schwangerschaften bei Jugendlichen zu reduzieren.
Außerdem ist es enorm wichtig, dass Eltern ihren Kindern in diesem Thema mehr zuhören und Aufmerksamkeit schenken. Nicht wahr, Mama und Papa?
8. "Es gibt 3 Tage im Leben eines heranwachsenden Mädchen, die mehr als alles andere gefährlich sind", sagt Kate Gilmore von der Organisation UNFPA
Erstens: der Tag an dem sie geboren wird. In einigen Kulturen werden Mädchen einfach 'abgeschoben' oder gelten als Bürde statt Segen für die Familie.
Zweitens: der Tag an dem ihre Pubertät beginnt. Von jetzt an wird es schwierig sein zur Schule zu gehen und eine solide Ausbildung zu erhalten wenn die Schule keine sauberen und sicheren Toiletten für Mädchen, die ihre Periode haben, zur Verfügung stellen kann. Plus: da sie jetzt als 'Frau' gilt, besteht jederzeit die Gefahr als Minderjährige zwangsverheiratet zu werden.
Drittens: der Tag an dem sie heiratet. Denn jetzt ist sie offiziell 'Eigentum' ihres Ehemannes und darf mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr ihrer Ausbildung nachgehen. Außerdem ist sie den Gefahren häuslicher Gewalt ausgesetzt und/oder endet als schwangere Minderjährige.
9. Mehr Mütter an die Macht
Leith Greenslade, Vizevorsitzende der MDG Gesundheits-Allianz, stellte während ihrer Rede den sogenannten "Motherhood + Public Power Index" vor, eine Statistik die den prozentualen Anteil an Müttern in Führungspositionen erfasst.
Also ich hab ja schon so einiges darüber gehört, warum wir unbedingt mehr Frauen in Chef- und Führungspositionen und an der Spitze der Politik brauchen. Aber um ehrlich zu sein hab ich mir nie darüber Gedanken gemacht, ob diese Frauen zeitgleich auch Mütter sind - und ob das eine große Rolle spielt. Laut Leith Greenslade ist die Antwort darauf ja.
Denn laut besagtem Index sind unter den 160 weltweit einflussreichsten Führungspersönlichkeiten in den USA gerade mal 23 Mütter zu finden (das macht 14,37%), wobei dem gegenüber 122 Väter (76,2%) stehen.
"Wenn ca. 40% der gesamten US Bevölkerung Mütter sind, wie können wir uns damit zufrieden geben, dass gerade mal 14% von ihnen in öffentlichen Positionen vertreten sind? Wohin gegen 3 aus 4 Männern in der gleichen Position zeitgleich auch Väter sind. Kinder dürfen ganz klar kein Hindernis darstellen wenn es darum geht, einflussreiche öffentliche Positionen zu besetzen."
Es ist also schon mal ein guter Anfang dass wir darauf drängen, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, aber es ist noch lange nicht genug. Wir müssen darüber hinaus mehr Mütter dazu ermutigen und sie darin unterstützen, solche Positionen ausfüllen zu können.
10. Ein Global Citizen zu sein bedeutet nicht, dass wir auf jedes einzelne Problem und jede neue Geschichte reagieren müssen
Ich muss zugeben, der hier gehört zu meinen Lieblingsratschlägen. Man muss einfach mal hinnehmen dass unsere Nachrichte tagtäglich über neue Krisen berichten und uns neues Leid zeigen. Auf die Frage ob es möglich ist, irgendwann mit solchen Nachrichten derart überhäuft zu werden dass wir anfangen, dagegen immun zu werden, hat Social-Media Aktivisten Morra Aarons-Mele die perfekte Antwort: anstatt sich von allen Problemen auf unserer Welt sprichwörtlich "überrennen" zu lassen, ist es wesentlich ratsamer, sich auf ein oder zwei Themen zu konzentrieren die einem wirklich am Herzen liegen, und seine Energie dann maßgeblich in diesen Bereich zu stecken. Oder um es mit den Worten Morra Aarons-Meles zu sagen: "Hör auf dein Herz und bleibe authentisch". Da kann ich mich nur anschließen.
Irgendwie hat es bei mir am Tag dieses Events Klick gemacht. Den Beiträgen von wunderbaren Menschen lauschend bin ich zu der Erkenntnis gekommen, das es ein großartiges Geschenk ist, in der Lage zu sein, menschliches Leben austragen zu können. Ich denke da sind wir uns alle einig, dass das etwas ist wofür es sich lohnt zu kämpfen.
Falls du Zeit und Interesse hast empfehle ich dir, dass ganze Event auf dieser Seite hier anzuschauen (leider nur auf Englisch), denn mein kurzer Artikel wird dieser großartigen Veranstaltung mit Sicherheit nicht gerecht. Und selbst der griesgrämigste Griesgram käme nicht umher, sich von den großartigen Menschen dort inspiriert zu fühlen.