Jeder, der daran glaubt, dass unsere Unterschiede uns nicht zwangsläufig trennen müssen, sondern uns im Gegenteil näher zusammenbringen können, hat gestern eine bestärkende Nachricht aus Kenia erhalten: nachdem die islamistische Miliz einen vollbesetzten Bus angriff, weigerten sich die muslimischen Reisenden, sich von ihren christlichen Sitznachbarn wegzusetzen und sie so an die Terroristen preiszugeben. Mit dieser mutigen Aktion retteten sie den Christen im Bus das Leben.
Leider liest man nur selten solche Geschichten. Und das liegt nicht daran, dass es nicht genügend Geschichten dieser Art gibt. Nein, die Presselandschaft wird stattdessen von Terroranschlägen, Kampfeinsätzen und Pegida dominiert. Es ist kein Geheimnis, dass der IS dazu beigetragen hat, dass Muslime auf der ganzen Welt unter Generalverdacht gestellt werden. Vor allem im Internet wird seit den Angriffen von Paris viel über den Islam diskutiert. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander.
Eine Sache möchte ich daher ein für alle Mal klarstellen: Man kann eine ganze Religionsgemeinschaft nicht für die Taten Einzelner verantwortlich machen. Es gibt eine ganze Reihe von Muslimen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt einsetzen. Oft ist es sogar der Islam selbst, der diese Menschen dazu bewegt hat, aktiv zu werden.
Hier sind 10 Muslime, die sich gegen islamfeindliche Vorurteile wehren:
Malala Yousafzai, Friedensnobelpreisträgerin (2013)
How Malala is channeling her inspiring life story into a targeted mission: https://t.co/Xm3hsJxKnHpic.twitter.com/8LjT32rwPE
— Fast Company (@FastCompany) November 18, 2015
Heutzutage ist es schwer, nicht an Malala zu denken, wenn man über den Kampf für Frieden und Gerechtigkeit spricht. Sie ist eine der stärksten Verfechterinnen von Bildung weltweit und spricht für über 60 Millionen Mädchen, die derzeit nicht zur Schule gehen können. Regelmäßig fordert sie von Politikern, “Bücher anstatt Waffen zu schicken”. Damit hat sie gezeigt, dass friedlicher Aktivismus stärker ist als Gewalt.
Kainat Ahmad
Strength in numbers: These four girls make a BOLD statement and stand #withMalala. https://t.co/8Liu9ag8h8pic.twitter.com/QJ2mKRD41X
— Malala Fund (@MalalaFund) November 18, 2015
Als Malala 2012 von der Taliban angeschossen wurde, saß Kainat im Bus neben ihr und wurde auch verletzt. Noch immer sind die beiden gute Freundinnen. Kainat ließ sich von ihrer Angst nicht aufhalten und studiert heute in England. Ihr Traum ist es, Ärztin zu werden. Sie glaubt an die Macht der Bildung und ermutigt junge Mädchen, dafür zu kämpfen.
Tawakkol Karman, Friedensnobelpreisträgerin (2011)
So inspiring Nobel peace prize @TawakkolKarman at #CoE_WFD "The French fight vs terrorism is also our fight" pic.twitter.com/pbn7dCz64F
— MartaM (@melarta) November 18, 2015
Tawakkol ist eine weitere junge Frau, die sich gegen Gewalt durchgesetzt hat. Sie ist bekannt, sich für den Schutz von Frauen und ihre Rechte im Jemen einzusetzen. Zu Beginn des arabischen Frühlings war Tawakkols Stimme häufig auf Jemens Change Square zu hören. Durch die Lautsprecher rief sie die Jugend dazu auf, sich gegen Menschenrechtsverletzungen aufzulehnen. Viele nennen sie die “Mutter der Revolution”.
Mohamed ElBaradei, Friedensnobelpreisträger (2005)
On War and Peace - Opening Lecture by Dr. Mohamed ElBaradei, Nobel Peace Prize Winner Forum for Economic Dialogue... https://t.co/fEG6owYfem
— Islam Ahmed Hassan (@mogaio) November 22, 2015
Der ägyptische Aktivist kämpft dafür, “dass Atomenergie nicht für militärische Zwecke genutzt wird und die zivile Nutzung so sicher wie nur möglich ist.” Aber damit nicht genug, ElBaradei war außerdem bekannter Kritiker des Mubarak Regimes in Ägypten.
Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträger (2003)
"I maintain that nothing useful and lasting can emerge from violence." - Shirin Ebadi
— PeaceJam Foundation (@PeaceJam) November 21, 2015
Dr. Ebadi war eine der ersten weiblichen Richterinnen im Iran und setzt sich seit langem für die Rechte von Frauen, Kindern und politischen Gefangenen ein. Obwohl sie im Zuge der islamischen Revolution ihren Posten als Präsidentin des Obersten Gerichtshofes verlor, arbeitete sie sich wieder hoch, um weiterhin die Rechte Anderer verteidigen zu können. Sie wurde Anwältin, eröffnete ihre eigene Kanzlei und startete eine Kampagne gegen die Benachteiligung von Frauen im iranischen Recht.
Manal al-Sharif
I liked a @YouTube video https://t.co/HEs4wCdVoX Manal al-Sharif: A Saudi woman who dared to drive
— Mounira Al Qahtani (@Qahtanimo) November 12, 2015
Manal al-Sharif kämpft seit Jahren für Frauenrechte in Saudi Arabien. Um anzupragern, dass Frauen in dem arabischen Land nicht Autofahren dürfen, filmte sie sich selbst beim Autofahren und veröffentliche das Video bei YouTube und Facebook. Damit startete sie eine Kampagne, die sich “Women2Drive” nennt.
Queen Rania of Jordan
From Beirut to Paris, terrorism knows no borders & no religion.Humanity must unite against enemies of humanity #ParisAttacks#ThisIsNotIslam
— Rania Al Abdullah (@QueenRania) November 14, 2015
Queen Rania macht sich schon seit langem für syrische Flüchtlinge stark. Tatsächlich ist Jordanien ein Vorreiter bei der Aufnahme und dem Umgang mit Flüchtlingen. Außerdem setzt sie sich mit Hilfe von Social Media als Diskussionsplattform für Bildung und interkulturellen Dialog ein.
Hawa Abdi
Aged 68, the amazing Dr. Hawa Abdi talks about her humanitarian work in #Somalia#TED talk #FunFabulousFocusedAt50https://t.co/8FQb81QL6V
— Lola Owolabi (@lola__owolabi) November 21, 2015
Diese außergewöhnliche Frau führte während des langen Bürgerkriegs in Somalia ein Krankenhaus und ein Flüchtlingscamp und sorgte somit für hunderttausende Menschen und rettete zahlreiche Leben. Nachdem die islamistische Miliz sie entführte und das Krankhaus plünderte, überredete sie ihre Kidnapper, sie freizulassen und sich öffentlich zu entschuldigen.
Eboo Patel
The extremists of all traditions belong to only one tradition - the tradition of extremism. #ParisAttacks#fb
— Eboo Patel (@EbooPatel) November 14, 2015
Dieser bekannte Blogger und Redner gründete den “Interfaith Youth Core”, eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine Zusammenarbeit zwischen den Religionen zu fördern, indem sie Studierende verschiedener Religionen zusammenbringt. Er glaubt daran, dass Religion verbindet anstatt zu trennen.
Adel Termos
"Lebanese father Adel Termos spotted a second bomber approaching the crowds and threw himself at them" https://t.co/NT6W24hCE0
— Petar Repac (@prepac) November 16, 2015
Nicht zu vergessen: der verstorbene Adel Termos. Als er auf einen Selbstmordattentäter in Beirut aufmerksam wurde, warf er sich auf ihn, bevor er dieser die Chance hatte, eine Moschee voller Menschen zu betreten. Damit rettete Adel Termos nicht nur zahlreiche Leben, sondern sendete auch ein klares Signal, dass Menschlichkeit Gewalt besiegen kann. Er ist als Held in die Geschichte eingegangen und Familien und Freunde der Menschen, die er gerettet hat, sind ihm noch heute dankbar.
Hoffen wir, dass es immer solche Vorbilder geben wird, die uns daran erinnern, wie falsch es ist, Menschen über einen Kamm zu scheren. Als Global Citizens sollten wir versuchen, niemanden unter Generalverdacht zu stellen und uns an denen orientieren, die sich gegen Vorurteile zur Wehr setzen.
Wer weiß, vielleicht sitzt dir gerade einer dieser Menschen gegenüber.