Es ist eine rekordverdächtige und zugleich besorgniserregende Zahl: 7,6 Kinder bekommt eine Frau im Niger durchschnittlich. Nirgendwo auf der Welt wächst die Bevölkerung so schnell wie in dem westafrikanischen Land. Vor knapp 50 Jahren lebten im Niger 3,5 Millionen Menschen – heute sind es rund 20 Millionen.
Bis 2050 werden schätzungsweise 2,5 Milliarden Menschen in Afrika leben
Es ist ein Trend, der sich in vielen Ländern südlich der Sahara wiederfinden lässt. Bis 2050 werden schätzungsweise zweieinhalb Milliarden Menschen in Afrika leben, während die Geburtenrate in Industrieländern in den vergangenen Jahrzehnten stetig sank.
Dabei wird der Planet nicht größer und unsere Ressourcen sind begrenzt. Wenn Entwicklungsländer beispielsweise soweit sind, dass alle Menschen mit Strom versorgt werden können (was ihr gutes Recht ist!), hätten wir enorme Auswirkungen auf das Klima zu befürchten. Tausende Kohlekraftwerke wären nötig, um die Nachfrage zu decken.
Der Blick richtet sich vor allem auf Afrika. Denn in 43 Ländern weltweit bekommen Frauen im Durchschnitt mindestens vier Kinder – und 38 dieser Länder liegen in Afrika.
Diese Zahlen stammen aus dem Weltbevölkerungsbericht 2018, den der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) heute gemeinsam mit Minister Gerd Müller vom Bundesministerium für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) bei einer Pressekonferenz in Berlin vorstellte.
“Entscheidungsfreiheit kann die Welt verändern”
Der Bericht macht deutlich, dass Armut und Kinderreichtum eng verzahnt sind. Dass es an Aufklärung und Verhütung mangelt – und dass viele Frauen mehr Kinder bekommen, als sie eigentlich wollen. Deshalb steht der Weltbevölkerungsbericht 2018 unter dem Motto “Entscheidungsfreiheit kann die Welt verändern”.
“Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen südlich der Sahara mehr Kinder bekommen, als sie möchten”, sagt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. Nur jede zweite Frau könne dort verhüten. “Diese Frauen brauchen verbesserte Angebote zur Aufklärung und Familienplanung.”
Moderne Verhütungsmittel sind rar
Eine Statistik des Berichts zeigt, dass moderne Verhütungsmethoden in vielen afrikanischen Ländern rar sind. In der Zentralafrikanischen Republik, Guinea, Benin und Tschad wenden weniger als 10 Prozent der verheirateten Frauen eine moderne Verhütungsmethode an – aus Mangel an finanziellen Mitteln oder mangelnder Aufklärung.
Weltweit zeigt sich, dass Frauen die in Städten leben und wohlhabender und gebildeter sind, deutlich besseren Zugang zu modernen Verhütungsmethoden haben als ärmere Frauen, die zudem häufig auf dem Land leben und nur über eine unzureichende oder gar keine Schul- und oder Ausbildung verfügen.
Doch nicht nur Bildung und Geld sind entscheidend. Auch die gesundheitliche Versorgung von Frauen und Kindern spielt eine wichtige Rolle. Denn viele Eltern in Ländern mit schlechter Gesundheitsversorgung müssen fürchten, dass nicht alle ihre Kinder überleben. Auch das ist ein Grund, weshalb die Geburtenrate in armen Ländern deutlich höher ist als in Industriestaaten.
Insbesondere seit die USA entschieden haben, ihre Gelder für Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr an Hilfsorganisationen zu geben, die Abtreibungen durchführen oder auch nur darüber informieren, fehlen in diesem Bereich Gelder.
Deshalb müssen sich Entwicklungspolitiker und Regierungen der entwickelten Staaten dafür einsetzen, Bildung, Gesundheit, Familienplanung und die Stärkung von Frauenrechten entschieden voranzutreiben.