Das globale Interesse an Infektionskrankheiten ist so hoch wie nie. Klar, weltweit ist aktuell vor allem das COVID-19-Virus, noch immer Gesprächsthema Nummer eins. Selbst in jüngerer Vergangenheit galt es allerdings so einigen Infektionskrankheiten, wie etwa der Schweinegrippe, dem Zika-Virus und immer wieder auch Ebola. Diese Erfahrungen zeigen, wie wichtig das Thema weltweite Gesundheit ist – und dass eine globale Welt globale Lösungen braucht. Impfungen sind eine davon. Hier sind vier Fakten zum Thema Impfungen, die womöglich einen “Aha-Effekt” erzeugen.
In Industriestaaten sind wir besser gegen ansteckende Krankheiten geschützt als in Entwicklungsländern? Denkste.
Industriestaaten haben die Nase nicht immer vorne, wenn es um hohe Impfraten geht. So hat Ruanda, in Ostafrika, beispielsweise die höchste Impfquote für die Impfung gegen Humane Papillomviren, die vor Gebärmutterhalskrebs schützt. An diesem spezifischen Fall wird deutlich, was möglich ist, wenn Politiker*innen Gesundheitsversorgung priorisieren.
Für die weltweite Gesundheit sind hohe Impfraten essentiel. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine flächendeckende Impfquote von mindestens 95 Prozent.
Ein Blick vor die eigene Haustür zeigt jedoch: Selbst hier in Deutschland fällt die Impfrate bei einigen vermeidbaren Krankheiten deutlich geringer aus. Die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten oder Kinderlähmung haben bei den Schulanfängern in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich abgenommen.
Nur rund 93 Prozent der Schulanfänger aus 2017 haben die beiden entscheidenden Impfungen gegen Masern bekommen, so die Daten des Robert Koch Instituts. 2019 gab es zudem mehrer Masernausbrüche an Schulen und eine weiter rückläufige Impfquote bei Kindern. Seit März 2020 gilt für Kinder, die in die Kita oder Schule kommen, deshab nun eine Masern-Impfpflicht.
Die Geschichte weltweiter Impfkampagnen ist eine Erfolgsgeschichte. An diesem Erfolg ist eine Initiative besonders beteiligt: Die Impfallianz Gavi. Sie wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen und hat seitdem bereits rund 822 Millionen Kinderin Entwicklungsländern geimpft und mehr als 14 Millionen Leben gerettet. Zudem unterstützt Gavi den Ausbau stabiler Gesundheitssysteme in den weltweit ärmsten Ländern. Aktuell ist Gavi in über 70 Ländern aktiv.
#GoodNews2025: Heute feiert die Impfallianz @gavi 20. Geburtstag und mit ihr über 760 Mio. Kinder, die weltweit mit lebensrettenden #Impfungen versorgt wurden. Damit bis 2025 weitere 300 Mio. Kinder gesund aufwachsen können, fordern wir einen noch stärkeren Beitrag aus 🇩🇪! pic.twitter.com/MvQYfWqwv8
— Global Citizen (@GlblCtznDe) January 27, 2020
2020 war auch für Gavi ein entscheidendes Jahr – nicht nur, weil die Impfallianz ihren 20. Geburtstag feierte – sondern auch, weil im Juni die Finanzierungskonferenz stattfand. Innerhalb der Finanzierungsperiode von 2021-2025 möchte Gavi weitere 300 Millionen Kinder erreichen, vor allem in Konflikt- und Krisenregionen. Dafür benötigt die Allianz mehr Geld von Regierungen weltweit. Du kannst hier mit uns aktiv werden, um einen starken Beitrag der Bundesregierung zu fordern.
Mit den nötigen Geldern könnten durch Impfkampagnen wie Gavi bis 2025 sieben bis acht Millionen Menschenleben gerettet werden. Das ist eine enorme Anzahl und bedeutet für die betroffenen Länder einen wirtschaftlichen Gewinn von 80 bis 100 Mrd. US-Dollar. Warum? Ganz einfach: Weil geimpfte Menschen langfristig gesünder bleiben. Dadurch entstehen einerseits weniger Gesundheitskosten, andererseits können diese Menschen produktiv zum Wirtschaftswachstum ihres Landes beitragen.
Der wichtigste Faktor bleibt hier, dass Impfungen die effektivste Gesundheitsvorsorge sind – und zwar auch für den Rest der Welt. Denn Krankheiten kennen keine Ländergrenzen. Von Investitionen in weltweite Gesundheit profitieren wir also alle.
Gegenstimmen klingen lauter, schlechte Nachrichten verbreiten sich besser, als gute – das Phänomen ist bekannt. So ähnlich verhält es sich auch mit der aktuellen Impfdebatte: Ja, es gibt eine Impfgegner*innen-Bewegung. Aber diese Bewegung gibt es schon seit Jahrzehnten und nicht jede*r, der Zweifel zu der Sicherheit von Impfungen hegt, kann als Impfgegner*in bezeichnet werden.
Aus einer repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2018 geht hervor, dass die meisten Menschen – genauer 77 Prozent der Befragten – als Impfbefürworter*innen bezeichnet werden können. Im Vergleich zu 2014 ist die Anzahl an Menschen in Deutschland, die Impfungen positiv gegenüber stehen, sogar um 8 Prozent gestiegen. Zudem unterscheidet das BZgA Menschen, die Vorbehalte gegenüber Impfungen haben von Personen, die diese grundsätzlich ablehnen. Erstere Gruppe ist im Vergleich zu 2014 von 25 Prozent auf 17 Prozent gesunken, letztere liegt bei 5 Prozent.
Als eines der häufigsten Motive für versäumte Impfungen gaben die befragten Eltern an, dass ihr Kind zum Zeitpunkt der Impfung nicht gesund genug war, um diese wahrzunehmen. Nur etwa 10 Prozent dieser Personengruppe sagten, dass sie Angst vor möglichen Nebenwirkungen der Impfungen hatten.