Warum das wichtig ist 
Demokratie. Was ist das eigentlich? Das politische System, in dem wir leben, wird immer wieder infrage gestellt, diskutiert, herausgefordert. Dabei sind demokratische Institutionen, Rechtsstaatlichkeit und eine offene Gesellschaft das höchste Gut, das wir haben. Um diese Rechte zu schützen und weltweit zu stärken, haben die Vereinten Nationen (UN) beschlossen, bis 2030 “Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen” zu stärken – so lautet Ziel 16 der nachhaltigen Entwicklungsziele. Werde mit uns aktiv und lerne hier mehr über Menschenrechte.

Es ist nicht all zu lang her, da demonstrierten Zehntausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Politik. Das Demonstrationsrecht ist zweifellos ein hohes Gut in einer Demokratie. Doch einige wenige von ihnen nutzten dieses Recht aus, um Reichskriegsflaggen zu schwenken.

Nach den jüngsten Ereignissen steht die Politik nun wieder einmal vor der Frage: Wie schützen wir unsere Demokratie und die Rechte aller? Doch nicht nur Politiker*innen können etwas für die Demokratie und eine offene Gesellschaft tun – auch jede*r Einzelne von uns kann das. 

Das demokratische Stimmrecht wahrzunehmen und zur Wahl zu gehen, ist unabdingbar. Aber darüber hinaus können wir noch so viel mehr tun: Mit alltäglichen Entscheidungen und kleinen Taten können wir Haltung zeigen und uns jeden Tag dafür einsetzen, dass die Dinge sich so verändern, wie wir sie für richtig halten. 

Hier kommen fünf Ideen, wie das aussehen kann: 

1. Demonstrieren

Fridays for Future und Black Lives Matter haben gezeigt, wie viel Aufmerksamkeit es erregt, wenn (junge) Menschen auf die Straße gehen und gemeinsam Forderungen stellen. Und diese Proteste müssen nicht immer offline stattfinden: Durch die Coronapandemie wurden Demonstrationen zunehmend ins Internet verlagert. Fridays for Future organisierten im April 2020 den ersten digitalen Klimastreik, bei dem zu Spitzenzeiten mehr als 20.000 Zuschauer zeitgleich einschalteten. Sein Demonstrationsrecht zu nutzen – ob online oder offline – ist einer der wichtigsten Bausteine unserer Demokratie. 

2. Den Dialog suchen

Trump diskreditierte "Black Lives Matter“. Der Autokrat Alexander Lukaschenko klammert an der Macht. Und Corona-Leugner marschieren durch Berlin. Wenn uns diese Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit eines lehren sollten, dann wohl, wie enorm wichtig es für eine Gesellschaft ist, Gerechtigkeit zu stärken. All diese politischen Ereignisse rund um die Welt zeigen uns, dass wir als Gesellschaft im Dialog stehen müssen, darüber, wie wir leben wollen. Egal, ob mit der Nachbarin oder einem Wildfremden: Miteinander zu diskutieren und vor allem einander zuzuhören, ist der Schlüssel. So wie es zum Beispiel Tausende unterschiedlich denkende Menschen bei "Deutschland spricht" zuletzt im Mai 2020 machten  – ein Experiment, gestartet von Zeit Online. Wer gute Argumente hat, sollte sich Gehör verschaffen, aber auch ebenso dafür offen sein, andere Meinungen anzuhören, zu respektieren und sich vielleicht überzeugen zu lassen! Auf jeden Fall kann es nie schaden, mal kurz in die Rolle des*r anderen zu schlüpfen und sich seine*ihre Sichtweise anzuhören.

3. Global Citizen werden

Auch du bist der Meinung, dass extreme Armut Geschichte sein sollte, dass Kinderehen verboten und Frauenrechte gestärkt werden müssen? Dann bist du bei uns genau richtig! Millionen Global Citizens aus der ganzen Welt sind auf unser Aktionsplattform aktiv, unterschreiben zum Beispiel Petitionen und versenden E-Mails an Politiker*innen, um Einfluss zu nehmen. Unser Ergebnis kann sich sehen lassen: Dank des Engagements jedes*r Einzelnen, haben Politiker*innen, Unternehmen und Institutionen mehr als 48 Milliarden US-Dollar (40,60 Milliarden Euro) zugesichert, um den Ärmsten der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Hier kannst du Teil der Global Citizen Bewegung werden.

4. Integrationshelfer*in werden

Rund sechs Jahre nachdem Alt-Bundeskanzlerin Merkel die Worte "Wir schaffen das" sprach, ist in den Medien der Hype um "die Flüchtlingskrise" vorbei. Doch in vielen Regionen der Welt halten die Kriege weiter an. Durch die Coronapandemie sind etwa Geflüchtete in Flüchtlingscamps stärker gefährdet, an dem Virus zu erkranken. Maßnahmen wie Social Distancing lassen sich hier kaum umsetzen, die medizinische Versorgung ist häufig schlecht. 

Auch in Deutschland kannst du helfen, damit sich Geflüchtete an ihrem neuen Wohnort besser ankommen und sich akzeptiert fühlen. Da Integration nicht in wenigen Monaten gelingt, braucht es langfristige Wegbegleiter*innen. Als Local kann man die Neuankömmlinge unterstützen: Bei Behördengängen, beim Kennenlernen der neuen Kultur und Umgebung. Bei der Vermittlung hilft beispielsweise die bundesweite Initiative "Start with a Friend". Wer mehr tun will und noch ein Zimmer frei hat: "Flüchtlinge Willkommen" bringt geflüchtete Wohnungssuchende und Wohngemeinschaften zusammen.

5. In eine Partei eintreten

Zugegeben, das ist eines von den größeren Projekten. Doch insbesondere für diejenigen unter euch, die der Meinung sind, dass es keine Parteien oder Politiker*innen gibt, die eure Werte und Vorstellung vertreten, gilt: Wieso nicht selber machen? Finde eine Partei, die in den Grundzügen zu deiner politischen Haltung passt. 

6. Das Grundgesetz lesen

"Die Würde des Menschen ist unantastbar." Das mag den meisten wohl noch bekannt vorkommen. Genauso wahr ist: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich." Na, auch genauso bekannt? Bei Gelegenheit mal durchs Grundgesetz zu blättern, kann nicht schaden. In Zeiten von Fake News können wir uns darauf verlassen, dass hier immer noch genau steht, worum es wirklich geht: Unsere Freiheit, die Demokratie und die Würde aller Menschen.

Also, genau jetzt könnte die perfekte Zeit sein, seinen Hintern hochzukriegen, um für die Freiheit und Toleranz in unserer Gesellschaft einzustehen. Los geht's!

Editorial

Gerechtigkeit fordern

6 Dinge, die du für die Demokratie und eine offene Gesellschaft tun kannst

Ein Beitrag von Jana Sepehr