Mit etwas Abstand betrachtet, ist der Lebensstil von uns Menschen ziemlich egoistisch. Für den Anbau unserer Lebensmittel und Rohstoffe werden ganze Wälder gerodet. Für den Transport von Gütern werden benzin- und kerosinfressende Maschinen eingesetzt, die unser Ökosystem verpesten. Und für eine bedeutende Anzahl von Produkte, die wir im Alltag nutzen, werden Tiere ausgebeutet, gequält und getötet.
Die Liste ist extrem lang und die Herausforderung, all diese Produkte zu meiden, um unserer Welt und der Natur weniger zu schaden, ist groß.
Doch es ist nicht unmöglich! Es gibt inzwischen zahlreiche, nachhaltige Alternativen und mit entsprechendem Wissen kann man seinen Lebensstil durchaus leicht umstellen.
Hier sind sechs Alltagsprodukte, die einen negativen Einfluss auf Tiere haben – und Alternativen, zu denen jeder greifen kann.
1. Sonnencreme
Lebewesen, denen es schadet: Korallen
Eine Chemikalie, die häufig in Sonnencremes steckt, ist Oxybenzone – auch bekannt als BP-13. Sie ist „sehr giftig für juvenile Korallen und andere Meereslebewesen“, so das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2015.
Korallen sind lebende Organismen. Die Chemikalie verursacht Schäden und Missbildungen an der DNA von Baby-Korallen und beschleunigt den Prozess, der als Korallenbleiche bekannt ist.
Korallenbleiche ist ein verheerendes Ereignis, bei dem die Korallen nach kurzer Zeit sterben – ausgelöst durch die globale Erwärmung, durch niedrigen Wasserstand und eben auch durch Chemikalien wie Oxybenzone.
Die Substanz kommt in mehr als 3.500 Hautpflegeprodukten vor - eine Erinnerung daran, dass viele weit verbreitete Chemikalien unbeabsichtigte Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Hawaii hat erst kürzlich Sonnenschutzmittel verboten, die BP-13 enthalten, weil es in den weltberühmten Riffen so viel Schaden anrichtet.
Alternativen: Nachhaltige Sonnenschutzmittel ohne BP-13. Sie schützen die Haut genauso gut vor UV-Strahlen, ohne dabei Korallen zu schaden.
2. Palmöl
Lebewesen, denen es schadet: Orang-Utans, Nashörner, Elefanten
Die Produktion von Palmöl findet oft ohne Regularien statt und führt zur wahllosen Zerstörung großer Regenwälder, etwa in Sumatra und Borneo. Damit Palmölplantagen entstehen können, werden oft Waldbrände gelegt, die Tiere verletzen oder lebend verbrennen und deren Lebensräume zerstören.
Palmöl steckt in diversen Süßigkeiten und Fertiggerichten, wie etwa:
- Keksen
- Eis
- Schokolade
- Pizza
- Fertigsuppen
Vor allem Orang-Utans haben große Teile ihres natürlichen Lebensraums durch den enormen Anstieg von Palmölplantagen verloren. Glücklicherweise haben mittlerweile einige Hersteller Verantwortung übernommen und eine nachhaltige, tier- und umweltfreundliche Palmölproduktion vorangetrieben.
Alternativen: Weniger Fertigprodukte oder jene kaufen, die nachhaltiges Palmöl verwenden.
3. Rotes Fleisch
Lebewesen, denen es schadet: Vögel (kein Witz)
Die Viehzucht ist weltweit der Hauptgrund für die Rodung von Wäldern. In Südamerika beispielsweise war die Viehzucht für Rindfleisch zwischen 1990 und 2005 für 71 Prozent der Entwaldung verantwortlich. Auch für den Amazonas-Regenwald ist die Rindfleischproduktion eine der größten Bedrohungen.
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Wenn Wälder verschwinden, verschwinden Nahrungsquellen und Ökosysteme. Der Verlust von Lebensraum durch Entwaldung ist heute die größte Bedrohung für Tiere – vor allem für Vögel.
Rund um die Welt schrumpfen ihre Lebensräume, sodass mittlerweile mehr als jede 8. Vogelarten ist vom Aussterben bedroht.
Alternativen: Wie immer, gilt auch hier: Weniger ist mehr. Wenn Rindfleisch, dann aus biologischem oder nachhaltigem Anbau.
4. Massenware Jeans
Lebewesen, denen es schadet: Fische
Sie sind fester Bestandteil in den meisten Kleiderschränken und haben einen enormen Einfluss auf unsere Umwelt: Jeanshosen.
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Die Fabriken nutzen für die Herstellung viele toxische Chemikalien in hoher Dosis, um Jeanshosen zu bleichen oder zu färben. In Entwicklungsländern wie Indien, wo die Textilbranche boomt, gelangt das giftige Abwasser ganz einfach in Flüsse und zerstört dort die Ökosysteme und machen ein Leben im Wasser vielerorts unmöglich.
Alternativen: Mehr als 200 große Marken haben sich der Sustainable Apparel Coalition angeschlossen, die umweltfreundliche Herstellungsmethoden fördert. Doch nur ausgewählte Marken wie Patagonia setzen diese Standards in ihren Portfolios auch wirklich durch. Beim Kauf also immer auf vertrauensvolle Nachhaltigkeitssiegel und -strategien achten.
5. Meeresfrüchte
Lebewesen, denen es schadet: Delphine und Wale
Mehr als 90 Prozent der weltweiten Fischpopulationen sind laut UN-Angaben überfischt oder akut bedroht, weil einheitliche Vorschriften zum Fischfang fehlen und die bestehenden Regularien nicht durchgesetzt werden.
Die grenzenlose Ausbeutung der Meere führt auch dazu, dass massenhaft Delfinen und Walen verenden.
Es wird geschätzt, dass sich jedes Jahr bis zu 300.000 kleine Wale, Delfine und Tümmler in (ausrangierten) Fischernetzen verfangen und so verenden.
Im Golf von Mexiko reduzierte sich eine kleine Schweinswalart, die Vaquita, auf weniger als 30 Exemplare – hauptsächlich wegen der unsachgemäßen Entsorgung von Kiemennetzen.
Alternativen: Es gibt Unternehmen, die sich einem verantwortungsvollen Fischfang verschrieben haben. Es ist ein guter Anfang, ausschließlich Fisch zu kaufen, der das MSC-Siegel trägt. MSC-Produkte gibt es mittlerweile in jedem namhaften Supermarkt. Der WWF hat außerdem einen Einkaufsratgeber für Fisch & Meeresfrüchte veröffentlicht, der konkret darauf hinweist, welche Arten derzeit besonders gefährdet sind und welche man guten Gewissens kaufen kann.
6. Strohhalme aus Plastik
Lebewesen, denen es schadet: Schildkröten
(und Vögel und Fische und alle anderen Meeresbewohner)
In Deutschland werden pro Jahr schätzungsweise 40 Millionen Strohhalme verwendet. Und die gängigen Strohhalme aus Plastik sind nicht recyclebar – viele landen in der Natur, in Wäldern, Flüssen und Ozeanen.
Das Ergebnis sind gruselige Bilder von Schildkröten, denen ein Strohhalm in der Nase steckt oder Röntgenbilder, die zeigen, dass viele Meereslebewesen Plastik für Futter halten.
Alternativen: Ob Longdrink oder Cola-Dose: Es lohnt sich immer, bei der Bestellung dazu zu sagen, dass man gerne auf einen Strohhalm verzichtet. Eine Initiative aus Hamburg hat sich gerade gefunden, um Bars und Restaurants dazu zu bringen, nur noch auf Wunsch Strohhalme zu reichen. Wer nicht auf Strohhalme verzichten will: Ein Start-up aus Los Angeles, USA, will den ersten Mehrweg-Strohhalmauf den Markt bringen, der sich zusammenklappen lässt und den man am Schlüsselbund tragen kann. Vielleicht gibt’s den ja bald auch in Deutschland!?