Eine Frage, die Bundesentwicklungsminister Gerd Müller beschäftigt, lautet: “Gewinnt der Storch oder der Pflug?”. Damit spielt Müller auf die großen Herausforderungen an, die mit einer rasant wachsenden Weltbevölkerung einhergehen. In den kommenden Jahrzehnten wird sich zeigen, ob die Welt es schafft, all diesen Menschen Zugang zu Nahrung, aber auch zu Gesundheitsversorgung und Bildung zu ermöglichen. Und ob es möglich sein wird, das Bevölkerungswachstum zu bremsen, um Ressourcen zu schonen.
Nach aktuellen UN-Prognosen wächst die Weltbevölkerung von heute mit rund 7,6 Milliarden bis 2050 auf 9,8 Milliarden Menschen. Entwicklungspolitiker und Regierungen versuchen, das starke Bevölkerungswachstum – insbesondere in Entwicklungsländern – zu hemmen.
“In den ärmsten Ländern werden die meisten Kinder geboren”, sagte Minister Müller anlässlich der Veröffentlichung des Weltbevölkerungsbericht 2019 des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA bei einer Pressekonferenz im April in Berlin. Deshalb dürfe das Thema Familienplanung in der Entwicklungspolitik nicht tabuisiert werden, so Müller.
Key takeaways form todays press conference on the @UNFPA world population report: 800 women die every day while giving birth. 214 mio. women who might want to prevent pregnancy do not have access to contraceptives. This needs to change. @dsw_de@BMZ_Bund#SWOP2019pic.twitter.com/q7OaLnpsaa
— Jana Sepehr (@JanaGolnar) 10. April 2019
Denn viele dieser Schwangerschaften sind ungewollt. Wenn Frauen die Wahl hätten, würden fast 232 Millionen Frauen eine Schwangerschaft verhindern wollen, heißt es in dem Report. “Doch sie haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln”, so Müller weiter.
Dieses Thema sollte eigentlich schon lange Geschichte sein. Denn bei der UN-Weltbevölkerungskonferenz in Kairo vor 25 Jahren hatte man das Ziel, dass bis 2015 jede Frau selbst über Schwangerschaft und Geburt entscheiden kann. Doch ein weltweites Recht auf reproduktive Entscheidungsfreiheit ist noch immer nicht erreicht.
“Noch kann jede vierte Frau, die in einem Entwicklungsland lebt, nicht verhüten”, sagte Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung (DSW). Bähr hofft, das sich dies bis 2030 endlich ändert.
Neben Aufklärung und der Bereitstellung von Verhütungsmitteln, spielt auch die Bildung von Frauen eine entscheidende Rolle, um das weltweite Bevölkerungswachstum zu regulieren, erklärte Entwicklungsminister Müller. Deshalb fokussiert sich die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unter anderem auf die Bildung von Mädchen und Frauen und erhöhte die geplanten Ausgaben für 2019 in diesem Bereich auf rund eine Milliarde Euro.
Das Maßnahmen aus der Entwicklungszusammenarbeit wirksam sein können, zeigt sich etwa bei der Müttersterblichkeit. Die konnte in den vergangenen 25 Jahren halbiert werden.