Wie viele Paar Schuhe die deutsche Sportmarke Adidas in ihrem über 90-jährigem  Bestehen inzwischen hergestellt hat, lässt sich wahrscheinlich nur noch schätzen. Das Design eines sehr neuen Schuhs allerdings dürfte aus allen vorherigen Modellen nichtsdestotrotz herausstechen - denn Adidas will künftig Schuhe aus wiederaufbereitetem Plastikmüll aus dem Meer produzieren!

Noch dieses Jahr will der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach seinen ‘Plastikmüll-Turnschuh’ auf den Markt bringen. Dies ist ein weiterer Schritt in Adidas’ umfassenden Plan, den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens in Zukunft zu verbessern.

Adidas arbeitet bereits seit einigen Jahren an der Möglichkeit, Plastikmüll aus unseren Ozeanen herauszufischen und dieses Plastik in Fasern und Garne zu verwandeln, so dass es für die Herstellung von Sportschuhen und weiterer Sportbekleidung genutzt werden kann. „Seit Jahren arbeiten wir verstärkt mit Recycling-Stoffen, geredet haben wir wenig darüber. Das wird sich ändern, die Konsumenten wollen das wissen und daran teilhaben“, sagt Alexis Olans-Haas, Direktorin des Nachhaltigkeitsprogramms des größten europäischen Turnschuh-Herstellers. Und Recht hat sie!

Derzeit ist der neuartige Schuh von Adidas also erstmal eins: eine symbolische Geste, die demonstriert, dass das Unternehmen in die richtige - denn umweltfreundliche - Richtung denkt und zukünftig diesen Weg einschlagen will. Denn zu kaufen gibt es die Schuhe leider noch nicht. Sie sollen aber noch in diesem Jahr in die Läden kommen.

Adidas hat erkannt, dass Plastikverschmutzung in den Weltmeeren zu einem immer größeren Problem für die Bevölkerung wird. Jedes Jahr gelangen rund 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Größere Stücke können dabei in kleinere Teile zerbrechen, was sie jedoch nicht weniger gefährlich macht. Zusammengerechnet schwimmen momenten 5,25 Trillionen (!) Stücke Plastik in unseren Meeren und Ozeanen. 

Image: Ray Boland, NOAA

Das ist nicht nur extrem hässlich, sondern auch fatal für die Tier- und Pflanzenwelt, sowohl Über- als auch Unterwasser. Tiere verwechseln die bunten Teile mit Nahrung und verenden qualvoll. Beim Plastikabbau werden giftige Chemikalien freigesetzt, die ebenfalls ins Wasser gelangen. Selbst kleinste Plastikteilchen, die im Ozean schweben, werden noch von Organismen aufgenommen.

Nebenbei gibt es auch noch weitere Gefahren, der die Ozeane ausgesetzt sind wie z.B. Überfischung, Versäuerung und die Zerstörung der Korallenriffe.

Der neue Sportschuh aus recyceltem Plastikmüll ist nur eine von vielen Herausforderungen, der sich Adidas mittlerweile verpflichtet fühlt. Das Unternehmen sagt, dass ihm die gesamte Wertschöpfungskette - von den Rohstoffen bis zum fertigen Produkt - wichtig ist. So behandelt der jüngste Nachhaltigkeitsbericht der Sportmarke neben recyclebaren Materialen aus unseren Weltmeeren auch Themen wie Wasserschutz oder aber Arbeitnehmerrechte.

Zukünfig will das Unternehmen auf sämtliche nicht-recycelbaren Stoffe komplett verzichten und sein Augenmerk stattdessen auf Naturprodukte wie Baumwolle aus nachhaltigem Anbau legen.

Laut Women’s Wear Daily ist das angestrebte Ziel, recycelte Mode herzustellen, die den bisherigen Produkten in nichts nachstehen. Und Adidas ist auf dem besten Wege, dieses Ziel zu erreichen!

Hier ist aber noch längst nicht Schluss für die Sportmarke: Auch giftige Farbstoffe und andere Chemikalien sollen so schnell wie möglich aus der Produktpalette verschwinden. Schon Ende 2015 verabschiedete sich das Unternehmen von dem Gebrauch von perfluorierten Chemikalien (PFC) in all seinen Produkten. Um Wasser einzusparen bzw. nicht zu verschmutzen, experimentiert Adidas zudem mit Farbstoffen, die weniger Wasser verbrauchen.

Generell liegt die Reduktion von Müll im Fokus von Adidas. Dank einer neuen Nähtechnik beispielsweise konnte das Unternehmen zwischen 2011 und 2015 mehrere Millionen Kleidungsmusterstücke und Schuhproben einsparen.

Und nicht zuletzt versucht die Herzogenauracher Firma auch die Arbeitsbedingungen in ihren Fabriken rund um den Globus zu verbessern. Um diesem Ansatz Nachdruck zu verleihen, ließ Adidas im letzten Jahr über Hundert Fabriken schließen, weil sie den Standards nicht genügten.

Viele Unternehmen aus der Modebranche - aber auch aus anderen Industriezweigen - scheinen sich langsam aber sicher ihrer Verantwortung gegenüber unserer Umwelt und gegenüber dem Klimawandel bewusst zu werden. Es muss zwar noch einiges geschehen, bis sich die Modeindustrie tatsächlich umweltfreundlich nennen darf, doch jede Marke, die sich dazu entscheidet, Treibhausgasemissionen zu senken, Wasser einzusparen und Materialien zu recyceln, ist auf dem besten Wege dahin, die Standards von Morgen zu reformieren.

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Adidas will Turnschuhe aus Ozean-Plastikmüll auf den Markt bringen

Ein Beitrag von Joe McCarthy