Jerusalem, 2. Juni 2017.
An dem Tag ereignete sich ein schwerer Autounfall, bei dem ein palästinensischer Mann ums Leben kam. Seine Frau wurde mit schweren Kopfverletzungen in das “Hadassah Ein Kerem Medical Center“ in Jerusalem eingeliefert. Yamen, das 9 Monate alte Baby des Paares, kam zum Glück mit nur leichten Verletzungen davon.
Während die Mutter des Jungen auf der Intensivstation behandelt wurde, kümmerte sich das Krankenhauspersonal um den kleinen Yamen. Und stießen dabei recht schnell auf ein Problem: Yamen wollte keine Nahrung über die Flasche aufnehmen - er war es gewohnt, von seiner Mutter gestillt zu werden. Die allerdings war so stark verletzt, dass sie ihren Sohn laut dem Nachrichtensender Today News nicht die Brust geben konnte.
Yamens Tante wurde zum Krankenhaus gerufen und versuchte stundenlang, dem neun Monate alten Säugling die Flasche zu geben - vergeblich. So war sie gezwungen, daneben zu sitzen und sieben Stunden lang zuzusehen, wie Yamen vor Hunger laut weinte.
Bis die israelische Krankenschwester Ola Ostrowski-Zak zu ihrer Nachtschicht im Krankenhaus eintraf. Und nicht lange zögerte. „Es war mein erster Instinkt. Ich dachte mir, ‘Ich muss diesem Baby helfen’”, erzählte sie dem Fernsehsender NBC.
Ostrowski-Zak ist selbst Mutter eines 18 Monate alten Babys. Kurzerhand entschied sich dazu, den neun Monate alten Yamen selbst zu stillen. Es dauerte nicht lange und Yamen wurde zusehends ruhiger und zufriedener.
Wie NBC weiter berichtet, fiel Yamens Tante Ostrowski-Zak um den Hals und dankte ihr für ihre Bereitschaft, ein palästinensisches Baby zu stillen. Was Ostrowski-Zak traurig machte: „Jede Mutter hätte doch das gleiche getan." Egal ob israelisch oder palästinensisch, als Mutter hätte sie sofort eine innere Bindung zu dem Baby gefühlt, sagt Ostrowski-Zak.
Noch am gleichen Tag veröffentlichte die Krankenschwester einen Post auf Facebook, in dem sie mehr Frauen darum bat, den kleinen Yamen zu stillen. Mehr als 1.000 Frauen waren daraufhin bereit, ins Krankenhaus zu fahren, um zu helfen.
„Diese Geschichte steht für das echte Israel“, sagtOstrowski-Zak. „Jede Mutter in Israel hätte ihm geholfen. Zwischenmenschliche Beziehungen halten allem stand.“