Es gibt schlechte Neuigkeiten vom nördlichsten Teil unserer Erde: Die Arktis leidet unter dem menschengemachten Klimawandel mehr, als bisher bekannt war. So zeigt ein Bericht des Wissenschaftsmagazin Nature, dass die Arktis im Winter mehr Kohlendioxid freisetzt, als sie im Sommer aufnehmen kann.
Mittlerweile sind die Hitzewellen im Winter so stark, dass die Arktis sich durch den Klimawandel dreimal schneller erwärmt als im weltweiten Durchschnitt. Somit werden Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt, die normalerweise im Boden gefroren geblieben wären. Das berichtet eine Studie, die 2019 in der Zeitschrift “Nature Climate Change” veröffentlicht wurde.
Die Studie zeigt, dass aufgrund der Erderwärmung jährlich mehr als 1,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus dem arktischen Boden freigesetzt werden. Die Pflanzen, die in dieser Region wachsen, können den Boden nur mit etwa 1,1 Milliarden Tonnen Kohlendioxid versorgen.
Das bedeutet, dass in der Arktis jährlich 600 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt werden – mehr als 189 Länder der Welt jährlich ausstoßen. Nur sechs Länder – China, die USA, Indien, Russland, Japan und Deutschland – stoßen mehr CO2 aus. Auf ihr Konto geht fast die Hälfte der rund 42 Milliarden Tonnen Kohlendioxid, die alle Staaten der Welt jährlich freisetzen.
Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN) schätzt, dass in den kommenden Jahren nicht mehr als 420 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen dürfen, wenn wir die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Ziele erreichen wollen.
Das weltweite Abkommen soll verhindern, dass die Temperaturen im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts um mehr als 1,5 Grad Celsius ansteigen. Andernfalls könnten katastrophale und unumkehrbare Umweltveränderungen eintreten.
Die Arktis ist nun keine sogenannte Kohlenstoffsenke mehr – ein Gebiet, in dem mehr Kohlendioxid gespeichert als freigesetzt wird. Sie ist zu einer Kohlenstoffquelle geworden, und damit zu einem Gebiet, in dem mehr Kohlendioxid freigesetzt als gespeichert wird. Diese Umkehrung gefährdet die Erreichung der Pariser Klimaziele, die ohnehin schon auf wackeligen Beinen stehen.
Wissenschaftler*innen haben seit Jahren vermutet, dass der weltweite Temperaturanstieg in der Arktis zu entscheidenden, klimatischen Veränderungen führen wird. Lange Zeit gab es jedoch keine Daten aus der Region, die diese Theorie belegen konnten.
Ein Team von Wissenschaftler*innen aus zwölf Ländern wollte das ändern. Sie installierten Überwachungsgeräte an mehr als 100 Standorten in der Arktis. Laut der kanadischen Rundfunkanstalt CBC konnte das Team mehr als 1.000 Messwerte sammeln.
Aufgrund der Daten schätzen die Wissenschaftler*innen, dass die Emissionen aus der Region bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um 40 Prozent zunehmen werden, wenn die Länder weitermachen wie bisher und keine größeren Anstrengungen unternehmen, um den Einsatz fossiler Brennstoffe zu stoppen. Selbst wenn umfassende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, werden die Emissionen aus der Arktis bis zum Ende des Jahrhunderts um geschätzte 17 Prozent steigen.
Auch wird die Arktis bald eine der Regionen sein, die am meisten Methan ausstößt – ein Treibhausgas mit der 30-fachen Wärmespeicherfähigkeit von Kohlendioxid.
Was in der Arktis gerade passiert, ist als sogenannter Rückkopplungseffekt bekannt: Während sich der Planet erwärmt, setzen Wälder, Permafrostschichten und Gletscher mehr Emissionen frei und absorbieren mehr Wärme. Dabei erhöhen sie die globalen Temperaturen und verursachen weitere Umweltveränderungen - ein gefährlicher Kreislauf für unser Klima.