Von Rafiqul Islam

DAKAR, 23. Juli (Thomson Reuters Foundation) — Während Länder auf der ganzen Welt versuchen, Einweg-Plastiktüten zu verbannen, setzt Bangladesch auf eine neue Alternative: Plastiktüten–ähnliche Beutel aus Jute, einer Pflanzenfaser, die beispielsweise für die Herstellung von Leinensäcken, Teppichen und Textilgarn verwendet wird.

Bangladesch ist nach Indien der zweitgrößte Produzent von Jute. Ihre schimmernde Farbe und ihr ehemals hoher Preis brachte der Pflanze den Namen “Goldfaser“ ein. Doch mit sinkender Nachfrage verlor die einst begehrte Faser an Glanz.

Das könnte sich mit dieser Erfindung ändern: Ein Wissenschaftler aus Bangladesch hat einen Weg gefunden, die “Goldfaser“ zu günstigen biologisch abbaubaren Zellulose-Blätter zu verarbeiten. Aus diesem Stoff können umweltfreundliche Tüten für den täglichen Bedarf hergestellt werden, die sich wie Plastik anfühlen und auch so aussehen.

“Die haptischen Eigenschaften ähneln sich sehr“, sagt Mubarak Ahmad Khan, wissenschaftlicher Berater des staatlichen Unternehmens Jute Mills Corporation (BJMC). Khan leitet zudem das Team, das die neuen “sonali“ – das bengalische Wort für “goldene“ – Tüten entwickelt hat.

Khan sagt, dass sich die Tüten nach drei Monaten im Erdboden zersetzen und sich außerdem recyceln lassen.



Bangladesch startet nun in die erste Versuchsphase und produziert täglich 2.000 dieser Tüten. Künftig soll die Plastikalternative in noch größerem Stil produziert werden. Dafür hat das Land bereits vergangenen Oktober eine Vereinbarung mit dem britischen Ableger eines japanischen Herstellers grüner Verpackungen abgeschlossen.

Vergangenen März hat Bangladeschs Premierministerin Scheich Hasina Wajed die an dem Projekt beteiligten Akteure gebeten, das Land dabei zu unterstützen, “die breitere Nutzung der ‘goldenen‘ Tüten voranzutreiben“. Dies würde sowohl der Wirtschaft als auch der Umwelt des Landes zugute kommen.

Im April diesen Jahres hat die Regierung nun Fördergelder in Höhe von etwa 900.000 USD aus einem staatlichen Fonds für die Großproduktion der umweltfreundlichen Tüten freigegeben.

“Sobald das Projekt an Fahrt aufnimmt, hoffen wir, innerhalb von sechs Monaten in Großproduktion mit den ‘goldenen‘ Tüten gehen zu können“, sagt Mamnur Rashid, Geschäftsführer von BJMC, gegenüber der Thomson Reuters Foundation.

Hohe Nachfrage

Bangladesch war eines der ersten Lander weltweit, das für die Nutzung von Plastik und vor allem von Plastiktüten bereits 2002 ein Verbot einführte. Dadurch solle verhindert werden, dass sich Plastik in den Gewässern und in der Natur ansammelt – leider mit wenig Erfolg.

Heute haben mehr als 60 Länder – von China über Frankreich – Gesetze verabschiedet, durch die Plastiktüten zumindest in einigen Städten oder Regionen verboten sind, so Khan.

Da sich die Verbote ausweiten, hoffen nun mehr als 100 bangladeschische und internationale Unternehmen darauf, die neuen Einkaufstüten auf Jutebasis einsetzen zu können, erklärt Khan.

“Jeden Tag erhalte ich E-Mails oder Anrufe von Interessenten aus der ganzen Welt“, sagt er, darunter Länder wie Großbritannien, Australien, den USA, Kanada, Mexiko, Japan und Frankreich.

Sabuj Hossain, Vorsitzender der Exportfirma für Produkte aus Jute “Eco Bangla Jute Limited“ in Dakar, sagt den “goldenen” Tüten ebenfalls  eine “hohe Nachfrage weltweit“ voraus. Er hofft, bald bis zu 10 Millionen Stück der umweltfreundlichen Plastikalternative monatlich exportieren zu können.

Selbst wenn Bangladesch seine gesamten Jutevorkommen für die Herstellung der “goldenen Tüten” verwenden würde, könnten nur ein Drittel der aktuellen Nachfrage damit abgedeckt werden, schätzt Khan.

Obwohl das Plastiktütenverbot in Bangladesch bereits fast zwei Jahrzehnte alt ist, sind noch immer Millionen von Plastiktüten in dem südasiatischen Land im Umlauf. Gründe dafür sind vor allem fehlende Alternativen und unzureichende Kontrollen, sagen bangladeschische Beamte.

Nach Schätzungen der Regierung werden jeden Monat allein in der Hauptstadt Dakar mehr als 410 Millionen Plastiktüten verwendet. In einigen Gewässern, wie dem Fluss Buriganga am südlichen Rand von Dakar, hat sich bereits eine Schicht mit einer Dicke von drei Metern aus weggeworfenen Plastiktüten gebildet.

Die neuen Tüten aus der “Goldfaser“ sollen dabei helfen, dieses Problem einzudämmen, sagt Quazi Sarwar Imtiaz Hashmi, ehemaliger Vizedirektor des Umweltministeriums.

“Da die Tüten aus Jutestoff vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar sind, werden sie uns dabei helfen, der Umweltverschmutzung entgegenzuwirken.“

(Bericht von Rafiqul Islam, überarbeitet von Laurie Goering. Bitte die “Thomson Reuters Foundation” als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert/geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation berichtet über Themen wie humanitäre Hilfe, Rechte von Frauen- und LGTB+-Personen, Menschenhandel, Klimawandel und vielem mehr auf news.trust.org.)

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