Warum das wichtig ist
Der jüngste Bericht der Vereinten Nationen über den Zustand der Artenvielfalt ist die umfassendste Analyse ihrer Art – und zeichnet das düstere Bild eines Planeten in der Krise. Dieser Bericht ist eine Aufforderung an alle Länder der Welt, sich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Hier kannst auch du mit uns zu diesem Ziel aktiv werden.

Vor einem Jahrhundert lebten weltweit noch über 100.000 Bengalische Tiger in freier Wildbahn. Heute ist ihre Anzahl auf 4000 Tiere geschrumpft, die in immer kleiner werdenden Lebensräumen um ihre Existenz kämpfen.

In den kommenden 50 Jahren könnte der Bengalische Tiger nun vollständig aus der Wildnis verschwinden. Gründe dafür sind nach einem neuen Bericht der wissenschaftlichen Online-Datenbank Science Direct vor allem der steigende Meeresspiegel, der Klimawandel, Überbauung durch den Menschen, extreme Wetterzustände und Wilderei.

Und hier hören die schlechten Nachrichten leider noch nicht auf. Die nächsten Jahrzehnte werden nämlich auch darüber entscheiden, ob über eine Million Tier- und Pflanzenarten dasselbe Schicksal ereilen wird. So wie der Bengalische Tiger sind auch sie vom Aussterben bedroht. Das zumindest macht der alarmierende Bericht der Vereinten Nationen über den Zustand der Artenvielfalt nun deutlich.

Der Bengalische Tiger war ursprünglich im gesamten indischen Subkontinent beheimatet. Doch die wachsende Menschheit und nicht zuletzt die Wilderei haben die Tiere aus ihrem primären Lebensraum in die Sundarbans – dem größten Mangrovensumpf der Welt zwischen Bangladesch und Indien – zurückgedrängt.

A Bengal Tiger in Bandhavgarh National Park, India.
A Bengal Tiger in Bandhavgarh National Park, India.
Image: Bernie Catterall/Flickr

Schutzmaßnahmen der Regierungen beider Länder haben zwar dazu beigetragen, die Zahl der Tiger etwas zu stabilisieren. Doch in den vergangenen Jahren kamen nun neue Probleme hinzu, die das Überleben der Tiere auf eine harte Probe stellt.

Die größte Bedrohung für die Tiger ist und bleibt der Klimawandel. An Bangladeschs Küsten steigt der Meeresspiegel schneller an als im Rest der Welt. Dadurch werden die küstennahen Mangrovenwälder zunehmend mit Salzwasser überflutet, was zur Zerstörung der dort lebenden Tierwelt führt.

Die Tiger sehen sich gezwungen, zunehmend ins Landesinnere zu flüchten, wo sie keinen angemessenen Lebensraum finden – und regelmäßig auf Menschen treffen, die Jagd auf sie machen.

Extreme Wetterbedingungen, ebenfalls durch den Klimawandel verstärkt, bedrohen die Tiger zusätzlich, indem sie ihnen den Lebensraum entziehen und ihre Futterquellen versiegen lassen. Ein weiteres Problem ist die anhaltende Abholzung und Ausbeutung von Ressourcen, die den Tigern die Lebensgrundlage rauben.  

Sollte der Bengalische Tiger tatsächlich aussterben, hätte das schwerwiegende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem der Region. Als eines der größten Landraubtiere hält der Bengalische Tiger die Zahl anderer Tierarten in Schach und damit die gesamte Nahrungskette im Gleichgewicht.

Es gibt allerdings Maßnahmen, die zum Schutz der Tiger unternommen werden könnten, so die New York Times. Salzwasserbeständige Pflanzenarten könnten beispielsweise ein Gegengewicht zum steigenden Meeresspiegel darstellen, indem sie die Sumpfgebiete stabilisieren und den Beutetieren der Tiger zusätzlich als Nahrungsquelle dienen.

Außerdem könnten Blockaden an Land errichtet werden, um die steigende Flut einzudämmen und der Mangrovensumpf mit Erde aufgestockt werden, damit er sich über den Salzwasserpegel hebt.

Die wirksamste Maßnahme allerdings wäre eine umfassende Transformation der Weltwirtschaft, einhergehend mit einer schnellen Abkehr von fossiler Energie, um die steigenden Temperaturen weltweit abzumildern.

“Der Verlust von Lebewesen, Ökosystemen und der biologischen Vielfalt ist schon jetzt eine globale und generationsübergreifende Bedrohung für den Menschen“, sagte Sir Robert Watson, Wortführer des UN-Berichts, in einer Erklärung. “Den unschätzbaren Beitrag der Natur für das menschliche Leben zu schützen, wird die entscheidende Herausforderung der nächsten Jahrzehnte sein. Politik, Engagement und gemeinsame Aktionen – auf allen Ebenen –  können allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn sie dem aktuellen Wissensstand und Beweisen auch folgen.“

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Eine Welt ohne den Bengalischen Tiger?

Ein Beitrag von Pia GralkiJoe McCarthy  und  Erica Sánchez