Als Jair Bolsonaro im vergangenen Jahr zum Präsidenten Brasiliens gewählt wurde, kündigte er an, den Amazonas-Regenwald für die Abholzung freizugeben, um Holz zu gewinnen, nach mineralischen Bodenschätzen zu suchen und auf dem Gebiet Vieh zu züchten. Trotz dieser Ankündigungen haben seine Taten selbst die Erwartungen industrieller Lobbyisten noch übertroffen, wie das Umwelt-Nachrichtenmagazin Mongabay berichtet.
Während die Abholzungen in Brasilien enorm ansteigen, werden die obersten Umweltbehörden des Landes daran gehindert, Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen. Seit Beginn diesen Jahres ist die Summe an zu zahlenden Bußgeldern für illegale Abholzungen auf ein historisches Tief gesunken – trotz der Rekordsumme an Bäumen, die seitdem gefällt wurden.
Im Mai 2019 ist die Zahl der Rodungen im Amazonasgebiet im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent gestiegen – die höchste Rate, die laut Mongabay jemals dokumentiert wurde.
Brasiliens Umweltschutzbehörden ist dieser Anstieg bewusst, der die jahrelangen Bemühungen für besseren Umweltschutz zunichte macht. Laut Mongabay werden sie jedoch von der brasilianischen Regierung davon abgehalten, Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten.
Führungskräfte von mehreren Behörden, die für den Schutz des Regenwaldes zuständig sind, wurden entlassen, um kritische Berichte und Strafen zu verhindern. Infolgedessen sind 350 Geldbußen noch unbearbeitet, was zur Verzögerung weiterer Regulierungsmaßnahmen führt.
Aber Bolsonaros Regierung hat noch weitere Einschränkungen durchgesetzt: Zukünftig sollen Umweltschutzbehörden ihre Razzien bei illegalen Rodungen einen Tag im Voraus ankündigen, was den kriminellen Gruppierungen Zeit verschafft, Spuren zu verwischen und dadurch Strafen zu entgehen. Zudem werden die behördlichen Fahnder durch diesen Vorgehen gewaltsamen Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt.
“Wenn Mitarbeiter*innen schon vor dem Video von Holzfällern attackiert wurden, könnt ihr euch vorstellen, wie es nun mit der Unterstützung des Präsidenten weitergeht“, sagte ein Mitarbeiter der Umweltbehörde des Landes IBAMA gegenüber Mongabay und bezieht sich hier auf ein Video, in dem sich Bolsonaro mit einem Senator zeigt, der Abholzungen öffentlich befürwortet.
Brazil guts environmental agencies, clears way for unchecked deforestation https://t.co/MkB3L6UkhT#Resista#StopBolsonaropic.twitter.com/5xzLiSkiDG
— AMAZON WATCH (@AmazonWatch) 11. Juni 2019
Durch die neuen Richtlinien ist es den Fahndern ebenfalls nicht mehr erlaubt, die Ausrüstung illegaler Betriebe zu konfiszieren. Eine Taktik, die laut Agenten zuvor sehr wirksam war, um Kriminelle abzuschrecken.
Diese Restriktionen gegen den Schutz des Regenwaldes haben Umweltvereine dazu veranlasst, bei der Staatsanwaltschaft Klage einzureichen. Sie erhoffen sich, dadurch eine Prüfung der Machenschaften der Regierung Bolsonaros auszulösen.
Länder wie Norwegen, die Brasilien bei dem Schutz des Amazonas-Regenwaldes finanziell unterstützen, könnten zudem ihre Zuschüsse einstellen, bis sich die Umweltpolitik in Brasilien wieder ändert.
Mehr als zehn Millionen Menschen sind direkt vom Amazonasgebiet abhängig. Der Regenwald ist ein entscheidender Kohlenstoff-Speicher, da er überschüssige Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre absorbiert. Er produziert 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs, reguliert die Niederschlagsverteilung, beheimatet zehn Prozent aller weltweit bekannter Arten und hat neben vielen weiteren Errungenschaften wichtige medizinische Erkenntnisse hervorgebracht.
An area twice the size of the UK destroyed since big brands promised to end deforestation!
— Greenpeace UK (@GreenpeaceUK) 11. Juni 2019
No wonder there's a climate crisis.
Our message to companies is simple: evolve your business to prevent climate and ecological breakdown. Or start winding down.https://t.co/Il2Wgq9IKn
Bolsonaro wurde für die nächsten vier Jahre gewählt. Wenn die letzten Monate einen Ausblick in die Zukunft geben, befürchten Aktivist*innen, dass der Amazonas-Regenwald zum Ende der Amtszeit Bolsonaros 2023 nur noch ein Schatten seiner selbst sein könnte.