Neue Untersuchungen des medizinischen Forschungszentrums “Mayo Clinic“ in Jacksonville, Florida, lassen auf einen Durchbruch in der Brustkrebsforschung hoffen. In den
kommenden zehn Jahren könnte laut Studie ein Impfstoff auf den Markt kommen, der für mehrere Arten von Brustkrebs eingesetzt werden könnte.
Forscher*innen sind sich einig, dass Immunzellen in unserem Blut den Körper vor Krankheiten wie Krebs schützen. Einen großen Anteil daran haben die sogenannten T-Zellen, zu welchen T-Helferzellen, natürliche Killer-T-Zellen und immununterdrückende T-Zellen gehören.
Die Zusammensetzung der Immunzellen könnte von Frau zu Frau unterschiedlich ist, vermuten Forscher*innen – und eine bestimmte Zusammensetzung auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko hinweisen könnte. "Frauen mit einer insgesamt schwächeren Abwehr haben möglicherweise ein höheres Erkrankungsrisiko”, sagte Professor Dr. Rudolf Kaaks, Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg der Deutschen Krebshilfe.
Eine kleinere Studie, die rund 800 Personen umfasste, ergab, dass Frauen mit einer erhöhten Menge an immunterdrückenden T-Zellen im Verhältnis zur Gesamtzahl der T-Zellen ein größeres Risiko aufweisen, an Brustkrebs zu erkranken – eine neue Erkenntnis, die dabei helfen könnte, einen Impfstoff zu entwickeln.
Die Deutsche Krebshilfe setzt große Hoffnung in das Projekt und finanziert die Forschungsarbeiten mit 300.000 Euro.
"Wenn die Analyse der Immunzellen das Erkrankungsrisiko zuverlässig vorhersagt, wäre es denkbar, Frauen mit niedriger Immunabwehr und erhöhtem Brustkrebsrisiko zukünftig präventiv – beispielsweise mit einer prophylaktischen Impfung – zu behandeln”, so Kaaks.
Auch in den USA arbeitet man an der Entwicklung von Impfstoffen gegen Brustkrebs. Dr. Keith Knutson, Forscher in der “Mayo Clinic“ in Jacksonville, Florida, hat große Hoffnung, dass ein Impfstoff innerhalb der nächsten acht Jahre verfügbar ist.
“[Der Impfstoff] enthält eine Kombination von Antigenen, die für die Vorbeugung von Brustkrebs entwickelt wurden, aber auch das Potenzial haben, vor anderen Krebsarten zu schützen”, sagt Dr. Keith Knutson gegenüber Global Citizen.
Die Forscher*innen in Florida haben bereits Impfstoffe entwickelt, die einen erneuten Ausbruch von drei verschiedenen Brustkrebsarten verhindern könnten: des dreifach negativen Brustkrebs, des HER2-positiven Brustkrebs, sowie des “Duktalen Carcinoma in situ“ (DCIS) – einer nichtinvasiven Form von Brustkrebs, der sich auf die Milchgänge in der Brust beschränkt.
Die Impfungen entfalten ihre Wirkung, indem sie das Immunsystem gezielt zu einer bestimmten Immunantwort provozieren und dazu auffordern, die Krebszellen anzugreifen und zu zerstören.
Knutson leitet die Erforschung des Impfstoffs gegen den Wiederausbruch von dreifach negativem Brustkrebs im Rahmen einer staatlichen Förderung von 13 Millionen US-Dollar. Mittlerweile arbeiten die beteiligten Forscher*innen an der Entwicklung präventiver Maßnahmen, um jeglicher Form von Brustkrebs vorbeugen zu können.
Dafür kooperieren sie mit der “National Breast Cancer Coalition“, einer Organisation, die sich für die Bekämpfung von Brustkrebs und Förderung der Krebsforschung einsetzt.
Die Wirkung der drei bisher entwickelten Impfverfahren ist für die Forscher*innen leichter zu testen, da sie auf die Vorbeugung einer ganz bestimmten Form von Krebs ausgerichtet sind.
Für die Entwicklung eines Impfstoffs, der jede Form von Brustkrebs verhindern soll, benötigen sie einen neuen Ansatz.
“Wenn wir versuchen, jede Form von Brustkrebs abzuwehren, können wir nicht vorhersagen, welche Form von Krebs wir letztendlich bekämpfen, da es so viele unterschiedliche Arten gibt“, sagt Knutson. “Deshalb brauchen wir einen Impfstoff, der sehr umfangreich aufgestellt ist.“
Die erste Testphase für die Wirkung des Impfstoffs gegen jegliche Form von Brustkrebs wird 2020 beginnen. Die anderen Impfungen, die ehemalige Krebspatient*innen vor einem erneuten Ausbruch der Krankheit schützen sollen, befinden sich bereits in der zweiten klinischen Testphase.
Die Zertifizierung von Impfstoffen ist ein langer Prozess, und die Entwicklung der Impfstoffe für die Brustkrebsbekämpfung befinden sich noch im Anfangsstadium. Knutson bleibt dennoch hoffnungsvoll.
“Wir haben erst kürzlich unsere Untersuchungen für den HER2-Impfstoff beendet … und diese Studie hat uns gezeigt, dass über 90 Prozent unserer Probanden positiv auf ihn reagierten“, sagt er. “Deshalb sind wir zuversichtlich, dass dieser bei dem Großteil der Betroffenen eingesetzt werden kann.“
Die Weiterentwicklung dieser Impfstoffe und der Umstand, dass Forscher*innen wie Knutson Fortschritte erkennen, ist ein positives Signal für die Brustkrebsbekämpfung.
Allein in 2018 wurden weltweit zwei Millionen neue Fälle von Brustkrebserkrankungen registriert. Sollte es bei der Brustkrebsforschung tatsächlich zum erhofften Durchbruch kommen, wäre das ein riesiger Erfolg für die globale Gesundheit und für alle Menschen weltweit.