Es gibt sie, diese Bücher die man nicht vergisst. Die eine Geschichte erzählen, die einen noch lange umtreibt. Oder jene Bücher, die ein bestimmtes Gefühl hinterlassen – oder auch solche die uns die Augen öffnen und erkennen lassen, was wirklich wichtig ist im Leben. Wir haben acht ermutigende, berührende und kluge Bücher gesammelt, die es sich zu lesen lohnt – immer und zu jeder Zeit. Here you go:

1. Unter einem Dach. Ein Syrer und ein Deutscher erzählen – Amir Baitar, Henning Sußebach

Ein Syrer zieht bei einer deutschen Familie ein – geht das gut? Im Dezember 2015 entschieden der Zeit-Reporter Henning Sußebach und seine Familie ihr Arbeitszimmer zu räumen und den geflohenen Studenten Amir Baitar bei sich aufzunehmen. In dem Buch erzählen sie von ihrem Alltag, der voller Fragen ist: Wie soll ein Muslim in einem engen Gästebad die rituelle Reinigung vollziehen? Und kann die Familie sonntags Tatort gucken, wenn zeitgleich auf Al Jazeera von Gräueltaten in Syrien berichtet wird? Die Eltern und Kinder staunen, als der Gast ihr Haus mit seiner Mekka-App vermisst. Und Baitar versteht nicht, dass in der Familie die Frau mit dem Auto zur Arbeit fährt und der Mann das Fahrrad nimmt. Eine ganz persönliche Integrationsgeschichte in der zwei Menschen offen über ihre Gedanken, Ängste und den Umgang mit einer neuen Kultur schreiben.

2. Wüstenblume – Waris Dirie mit Cathleen Miller

"Wüstenblume“ ist ein echter Evergreen: 1998 wurde das Buch  veröffentlicht, 2009 verfilmt. Waris Dirie erzählt die Geschichte ihres eigenen Lebens: Es beginnt in der Wüste Somalias, wo sie zur Welt kam und begleitet sie auf ihrem Weg, der sie auf die Laufstege der internationalen Modenschauen führt. Doch abseits der märchenhaften Geschichte erzählt das Buch von dem grausamen Ritual der Genitalverstümmelung von Mädchen, dem Dirie selbst zum Opfer viel. Von 1997 bis 2003 war Dirie UN- Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung, die täglich 6.000 Mädchen weltweit erleiden müssen. "Ich weiß, dass 'Wüstenblume' eine wichtige Botschaft hat, die von allen Menschen geteilt wird: die Achtung vor der menschlichen Würde“, sagt Waris Dirie. Damit hat sie so Recht.

3. Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen – Axel Hacke

Wir leben in Zeiten, die uns aufwühlen, in denen die Grundwerte unseres bisherigen Zusammenlebens bedroht scheinen. Axel Hacke geht in seinem Buch den Fragen nach, die in dieser Zeit besonders wichtig erscheinen: Was bedeutet es eigentlich für jeden Einzelnen, wenn Lüge, Rücksichtslosigkeit und Niedertracht an die Macht drängen oder sie schon errungen haben? Wenn so erfolgreich in der Öffentlichkeit gegen alle bekannten Regeln des Anstands verstoßen wird? Was heißt unter diesen Bedingungen genau: ein anständiges Leben zu führen? Das Buch ist ein Plädoyer dafür, die Antwort erst einmal nicht bei anderen, sondern bei sich selbst zu suchen.

4. Stadt der Lügen – Ramita Navai

Um in Teheran zu überleben, muss man lügen, schreibt die britische Autorin mit iranischen Wurzeln. Denn im "Gottesstaat“ Iran spielen sich Teile des alltäglichen Lebens im Geheimen ab. Untreue Ehemänner pilgern nicht nach Mekka, sondern nach Thailand, brave Hausfrauen drehen Pornofilme und beim Schönheitschirurgen werden nicht nur Nasen gerichtet, sondern auch Jungfernhäutchen wiederhergestellt. Ramita Navai erzählt von dem Doppelleben der Menschen. Dieses Buch ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation. Es zeigt, wie eine Gesellschaft funktioniert, in der sich Menschen zum Lügen gezwungen sehen, um so leben zu können, wie sie wollen.

5. Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein - Mohamed Amjahid

Mohamed Amjahid ist der Sohn marokkanischer Gastarbeiter und als Journalist bei einer deutschen Zeitung unfreiwillig das Vorbild für gelungene Integration. Doch tagtäglich wird er mit der Tatsache konfrontiert, dass er nicht weiß ist. Amjahid erzählt davon, wie es sich anfühlt, dazu zu gehören aber anders auszusehen. Er hält der weißen Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vor und zeigt, dass sich diskriminierendes Verhalten und rassistische Vorurteile keineswegs bloß bei unverbesserlichen Rechten finden, sondern auch bei denen, die sich für aufgeklärt und tolerant halten.

6. Wut ist ein Geschenk. Das Vermächtnis meines Großvaters Mahatma Gandhi – Arun Gandhi

Arun Gandhi ist der Enkel des berühmten Mahatma Gandhis. Zwei Jahre lang lebten die beiden gemeinsam im Ashram Sevagram in Zentralindien. Während dieser Zeit lehrte der Großvater seinem Enkel die zehn wichtigsten Lektionen des Lebens – ein Vermächtnis, das Arun Gandhi in diesem Buch mit seinen Lesern teilt.

7. Diese Dinge geschehen nicht einfach so – Taiye Selasi



Ein Roman, der auf drei Kontinenten spielt und die Geschichte einer Familie erzählt. Von sechs Menschen, die in Boston, London und Accra (Ghana) leben und die das Schicksal wieder zusammenführt. Das Buch beginnt ganz still und leise und erzählt von dem Zusammenhalt und der Bedeutung von Familie. Aber es geht auch darum, wo man sich zu Hause fühlt. Auch der Ted-Talk von Autorin Taiye Selasi lohnt sich. Darin erklärt sie, warum die Frage "Wocher kommst du?" schwachsinnig ist.

8. Wir sind die Mehrheit. Für eine offene Gesellschaft – Harald Welzer

Alle reden über die Rechtspopulisten – nur Harald Welzer nicht. Er fand, es war mal an der Zeit, darauf hinzuweisen, dass es noch immer die anderen gibt, also jene Bürger, die an unserer Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit hängen. Und sie ganz nebenbei auch in der Mehrheit sind. Der Sozialpsychologe Harald Welzer liefert in diesem Burch die Argumente, die man allen rechtspopulistischen Dummheiten entgegenhalten kann.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Bewegende Geschichten & inspirierende Gedanken stecken in diesen 8 Buchtipps

Ein Beitrag von Jana Sepehr