Der Tag ist gekommen. Am 23. Juni 2016 fiel die Entscheidung und nun - nach neun Monaten - ist es offiziell: Großbritannien hat offiziell beantragt, die EU zu verlassen. 

Seit 59 Jahren ist der Inselstaat nun mit dem Rest der Europäischen Union verbandelt. Zusammen sind sie durch dick und dünn gegangen, haben ein Europa geschaffen, in dem noch nie zuvor so lange Frieden herrschte. Doch britische Stimmen sagen, Großbritannien habe sich nie ganz wohl bei dem Gedanken gefühlt, mit allen anderen Staaten in einen Topf geschmissen zu werden. Ständig kamen neue Mitglieder hinzu. Zu viele Regeln soll es gegeben haben. Und zu wenig Freiheiten.

Deshalb reicht Großbritannien heute quasi die 'Scheidungspapiere' ein. Dafür schickt Großbritannien einen eigenen Boten nach Brüssel, der die Papiere heute Mittag im Namen des Königreichs überreichen wird. Auf der Vorderseite prangert eine dicke 50 - damit wird Artikel 50 offiziell ausgerufen. 

Artikel was? Artikel 50. Dort heißt es im ersten Absatz: „Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.“

Jetzt beginnen also die Verhandlungen über viele Einzelheiten. Und die können bis zu zwei Jahre dauern. Oder länger. Je nachdem.

Und wie so oft, wenn man getrennte Wege gehen will, gibt es zahlreiche Fragen zu beantworten: wie werden die Besuchsrechte gehandelt? Wer darf was? Und was passiert überhaupt mit all den Kindern, die lieber bei dem anderen Partner aufwachsen wollen? Müssen die wieder zurück oder dürfen sie doch beim jetzigen Elternteil bleiben?

Fragen, die es in den nächsten zwei Jahren auszuhandeln gilt.

Darunter aber auch solche, die in der britischen Presse- und Medienlandschaft in den vergangenen Wochen ausgiebig diskutiert wurden. 

Wird in England die Schokolade nun kleiner?

Gerade in emotionalen Zeiten greift der ein oder andere gerne mal zur Schokolade. Die könnte in Großbritannien nach dem Brexit deutlich kleiner ausfallen. Großbritanniens Schokoladenhersteller Nummer 1 “Cadbury” hat bereits angekündigt, dass mit einer Steigerung der Einfuhrzölle auf Schokolade entweder die Preise steigen oder die Produkte kleiner ausfallen müssten. 

Ist noch Prosecco da?

Ende letzten Jahres traf sich der britische Außenminister Boris Johnson mit Carlo Calenda, dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung Italiens, um über ein Handelsabkommen für Großbritannien zu sprechen. Berichten zufolge liefen die Verhandlungen allerdings nicht ganz reibungslos, was Boris Johnson zu der Aussage verleitete, dass Italien nach dem Brexit wohl weniger Prosecco nach Großbritannien verkaufen würde. Calenda erwiderte, dass Großbritannien im Gegenzug weniger Fish & Chips nach Italien exportieren könne. Prosecco wird es aber aller Voraussicht nach immer noch geben, genauso wie Fish & Chips.

Darf Großbritannien noch immer beim Eurovision Song Contest mitmachen?

Eine durchaus berechtigte Frage! Fans des Song Contest können allerdings aufatmen: der Inselstaat darf auch weiterhin teilnehmen. Eine Mitgliedschaft in der EU hat damit wenig zu tun. In der Vergangenheit konnten die Briten fünf Siege mit nach Hause nehmen, das letzte Mal im Jahr 1997. Beim diesjährigen Eurovision Song Contest darf man also weiterhin für den Act aus Großbritannien jubeln.

English Tea, anyone?

Englische Produkte wie Tee, Gin oder Whiskey könnten in Europa teurer werden. Das hängt alles von den Handelsabkommen ab, die die EU mit Großbritannien schließen werden. Und augenscheinlich schaut Großbritannien sich auch schon nach neuen Partnern um. Ganz oben auf der Liste stehen derzeit Japan, Mexiko und Neuseeland.

Der eine geht, der andere kommt?

Viele Schotten sind nicht damit einverstanden, dass sie die EU verlassen sollen, nur weil der große Bruder England das jetzt so beschlossen hat. Schottland schien sich immer ganz wohl mit dem Festland gefühlt zu haben, warum also mit ihnen brechen? Aus diesem Grund will Schottland ein zweites Unabhängigkeitsreferendum einberufen und sich dann - wenn nötig - von England, Wales und Nordirland trennen, um weiterhin Teil der EU zu bleiben.

Ist das ein Bye Bye für immer?

Nein, nicht unbedingt. Großbritannien könnte es sich nochmal anders überlegen und der EU wieder beitreten. Dazu müssen sie statt Artikel 50 Artikel 49 ausrufen: „Jeder europäische Staat, der die in Artikel 2 genannten Werte achtet und sich für ihre Förderung einsetzt, kann beantragen, Mitglied der Union zu werden. Das Europäische Parlament und die nationalen Parlamente werden über diesen Antrag unterrichtet.” Allerdings würde Großbritannien wieder von vorne anfangen, was die Beziehung zur EU angeht. 


Die Zukunft und die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien sind also noch nicht klar. Jetzt gilt es, Antworten auf die vielen Fragen zu finden und das beste aus der Situation zu machen. Und wer weiß: vielleicht werden sie eines Tages doch wieder zusammenfinden.

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Ein Beitrag von Katrin Kausche