Der Islamische Staat (IS) hat viele Menschen auf der Welt terrorisiert. Jedoch kaum eine andere Gruppe hat unter ihnen so sehr gelitten wie das jesidische Volk, eine religiöse Minderheit, die im Norden Iraks, in Syrien und teilweise in der Türkei beheimatet ist.
Als die Truppen des IS 2014 über den Norden Iraks einfielen, begannen sie einen Völkermord am jesidischen Volk. Bis heute wurden mehr als 5.000 Menschen getötet, tausende Mädchen und Frauen wurden entführt und werden immer noch als Sexsklavinnen gehalten. Viele wurden zur Flucht aus ihrer eigenen Heimat gezwungen.
Nun hat Kanada angekündigt, 1.200 jesidische Familien aufzunehmen und ihnen eine neue Heimat zu schenken.
Der Plan, dem jesidischen Volk zu helfen, wurde bereits letztes Jahr gefasst, nachdem die ehemalige IS-Gefangene und UN-Sonderbotschafterin Nadia Murad die kanadische Regierung um ihre Hilfe für das jesidische Volk bat.
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„Unser Volk wurde durch den IS fast völlig ausgelöscht“, schrieb Murad im letzten Jahr. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als auf die Hilfe anderer Länder wie Kanada zu hoffen. Wir müssen darauf hoffen, dass diese Länder unsere Hilferufe hören und sich für uns einsetzen.“
Bis jetzt konnten 400 Jesiden mit ihren Familien nach Kanada übersiedeln. Bei der Ankunft stehen als erstes gründliche Sicherheitschecks an.
„Der Plan, 1.200 jesidische Familien aufzunehmen ist in vollem Gange und das bereits seit Oktober 2016“, betont Kanadas Einwanderungsminister Ahmed Hussen in einem Interview mit Time.
Die Umsetzung des Plans wird insgesamt 21 Millionen Dollar kosten. Die Absicht, 1.200 Jesiden aufzunehmen, ist Teil von Kanadas weitreichendem Plan, mehr Flüchtlingen, die aufgrund des Kriegs in Syrien und anderswo ihre Heimat verloren haben, Sicherheit zu bieten.
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Seitdem Justin Trudeau im November 2015 das Amt als Premierminister Kanadas übernommen hat, haben mehr als 40.000 syrische Flüchtlinge Sicherheit in Kanada finden können.
Auch die Menschen Kanadas haben sich als offene Gesellschaft gezeigt und umfangreiche Hilfsnetzwerke für Flüchtlinge ins Leben gerufen, damit sich die Menschen besser in ihrer neuen Heimat zurechtfinden.
Kanadas offene Haltung steht in starkem Kontrast zu seinem Nachbarn, den USA, wo Präsident Trump erst kürzlich versuchte, die Einreise für Migranten und Flüchtlinge stark einzuschränken.
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Es haben bisher erst wenige Jesiden in den USA und vielen anderen Ländern Zuflucht finden können.
Die meisten jesidischen Überlebenden leben noch immer in Flüchtlingscamps in anderen Teilen des Iraks, vor allem aber in Kurdistan, da viele von ihnen über das Sindschal-Gebirge flüchteten.