Imitierte Kussgeräusche, Pfiffe oder das Hupen eines vorbeifahrenden Autos: das alles fällt unter das sogenannte "Catcalling“. Die Opfer sind Frauen und die Betroffenen haben meist keine Chance sich zu wehren.
Eine 20-jährige Studentin aus Amsterdam hatte genug davon. Sie weigerte sich, die Täter weiterhin davonkommen zu lassen und fand einen kreativen Weg, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Noa Jansma gründete den Instagram-Account "Dear Catcallers“, um Vorfälle von Belästigung auf offener Straße zu dokumentieren. Sie will keine Rache, aber ein klares Zeichen setzen: "Diese Männer sind in meine Privatsphäre eingedrungen, auf der Straße, vor allen. Nun dringe ich in ihre Privatsphäre ein“, sagte Jansma in einem Interview mit BBC.
Einen Monat, 30 Posts und fast 50.000 Follower später, werden zwei Dinge deutlich. Erstens: Ganz eindeutig haben Frauen aus der ganzen Welt ähnliche Erfahrungen gemacht wie Jansma. Zweitens: Die Männer auf den Fotos scheinen keine Ahnung zu haben, was das Problem ist.
"Sie sind überhaupt nicht misstrauisch, weil sie denken, dass sie etwas völlig Normales tun“, sagte Jansma. Lediglich ein einziger Mann fragte während des gesamten Monats, warum sie ein Selfie machen würde. In einem Interview mit der niederländischen Tageszeitung Het Parool, sagte Jansma, dass der erste Mann, mit dem sie sich fotografierte, sogar begeistert war.
Global Citizen setzt sich für die Entwicklungsziele der UN ein – einschließlich des Ziels Nummer fünf: Geschlechtergleichheit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen. Hilf auch du, dieses Ziel zu erreichen.
"Dieser Instagram-Account hat das Ziel, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Frauen im täglichen Leben objektiviert werden“, schrieb Jansma am 29. August in ihrem allerersten Posten. "Da viele Menschen immer noch nicht wissen, wie oft und in welchem Kontext auch immer "catcalling“ passiert, werde ich einen Monat lang alle meine Catcaller zeigen.“
Catcalling ist ein globales Problem. Überall auf der Welt sind Frauen den plumpen Zurufen und Pfiffen ausgesetzt – erschreckend ist, dass man sich in weiten Teilen scheinbar an dieses Problem gewöhnt hat.
So ausgefallen die Aktion der jungen Frau auch ist, das Problem selbst ist ganz und gar nicht neu. Vor drei Jahren wurde einem ähnlichen Projekt ebenfalls viel mediale Aufmerksamkeit geschenkt: Es war ein Youtube-Video einer jungen Frau, die durch New York läuft und mit versteckter Kamera gefilmt wird, während sie von Männern auf offener Straße angesprochen und belästigt wird.
"Mein Projekt ist nun nach einem Monat vorbei, aber das bedeutet nicht, dass Catcaller der Vergangenheit angehören“, schreibt sie auf Instagram. "Um zu zeigen, dass es ein globales Phänomen ist und es in dem Projekt nicht nur um mich geht, werde ich den Account an verschiedene Frauen in der Welt weitergeben.“ Unter dem Hashtag #dearcatcallers können alle Frauen eigene Erfahrungen teilen.
Seit dem 1. Januar 2018 müssen "Catcaller“ in Amsterdam bis zu 190 Euro Strafe zahlen. In der niederländischen Stadt Rotterdam gibt es schon ein ähnliches Gesetz mit Geldstrafen von bis zu 1.400 Euro oder sogar drei Monaten Gefängnis. Wie leicht ein solches Gesetz umgesetzt werden kann und Täter tatsächlich an den Pranger gestellt werden, ist fraglich. Doch zumindest hat es eine symbolische Wirkung.
Das Problem von Catcalling ist vor allem ein gesellschaftliches: Denn Männer sehen Frauen nicht als gleichgestellte Menschen. Oft kann eine falsche Weltanschauung durch Gesetze aber tatsächlich verändert werden – wie etwa bei Kinderheirat und häuslicher Gewalt.