Charlize Theron ist nicht nur eine begnadete Schauspielerin, die gebürtige Südafrikanerin hat mit dem Charlize Theron Africa Outreach Project (CTAOP) auch bewiesen, wie sehr ihr Gesundheit am Herzen liegt. Und genau die sieht in Bezug auf die COVID-19-Impfrate auf dem afrikanischen Kontinent nicht gut aus.
Gemeinsam mit der Ford Foundation ruft sie zu mehr Impfstoffgerechtigkeit auf. Theron nutzt ihre Bekanntheit, um der Bedeutung von fair verteilten Impfstoffen und insbesondere die Benachteiligung afrikanischer Länder mehr Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte zu geben.
“Wir müssen anfangen, uns andere Wege zu überlegen, damit wir genügend Impfungen auf den Markt bekommen. Ich denke wirklich, dass dafür die Aussetzung des Patentschutzes in der Impfstoffherstellung hilfreich wäre”, so Theron im Interview mit BBC Africa.
Die COVID-19-Maßnahmen auf dem afrikanischen Kontinent brauchen Zeit
Aktuell produziert Afrika gerade einmal ein Prozent seines eigenen Impfstoffbedarfs. Dadurch ist der Kontinent abhängig von Importen. Um das zu ändern, sollen die Produktionskapazitäten auf dem afrikanischen Kontinent deutlich erhöht werden, unter anderem durch einen Transfer-Hub für m-RNA Technologien in Südafrika.
Das afrikanische CDC plant zudem, fünf neue Produktionsstätten für Impfstoffe auf dem Kontinent zu eröffnen. Bis 2040 sollen 60 Prozent des Impfstoffbedarfs durch Eigenproduktion gedeckt werden.
Doch diese Ansätze brauchen Zeit und die unkooperative Haltung der Konzernleitungen von Impfstoffherstellern macht es bestehenden afrikanischen Herstellern unmöglich, diese Zeit zu überbrücken.
In ihrem Interview mit der BBC erklärt Charlize Theron, warum das Aussetzen der Impfstoffpatente und der Transfer-Hub den entscheidenden Unterschied in der Bekämpfung der Corona-Pandemie machen können:
“Wenn wir es Ländern wie Südafrika, Brasilien oder Indien ermöglichen würden, für ihre eigene Bevölkerung und in ihrem Land Impfstoffe herzustellen, würden wir eine deutliche Beschleunigung in der Verteilung der Impfstoffe sehen.”
Gerade mal 15 von 54 Ländern haben zehn Prozent geimpft
Auch wenn die Impfrate nun langsam ansteigt, sind viele afrikanische Länder weiterhin weit davon entfernt, die Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen.
Bis Oktober 2021 haben es gerade einmal 15 von 54 Ländern geschafft, wenigstens zehn Prozent ihrer Bevölkerung vollständig zu impfen.
Teil des Problems ist, das der afrikanische Kontinent bisher vor allem von der COVAX-Initiative abhängig war. Die Initiative zur globalen Verteilung von Impfstoffen musste ihr angestrebtes Verteilungsziel mehrfach reduzieren. Statt der ursprünglichen 700 Millionen Dosen für Afrika bis Ende 2021, sollten es nur noch 520 Millionen werden und selbst dieses Ziel wird nun um 100 Millionen Dose verfehlt werden.
Um diesen Ausfall zu kompensieren, hat die Afrikanische Union (AU) nun direkt Verträge mit Impfstoffherstellern abgeschlossen.
Nach einem Deal mit Johnson & Johnson wurde am 26. Oktober verkündet, dass die US-Regierung einen Deal über 110 Millionen Dosen von Moderna an die AU vermittelt hat. Doch erst kürzlich wurde Moderna vorgeworfen, sich nicht genug für Impfstoffgerechtigkeit einzusetzen. 97 Prozent seines Impfstoffes hat der Hersteller bisher an wohlhabende Industrienationen verkauft.
Hinzu kommt, dass Moderna gleichzeitig den teuersten Impfstoff auf den Markt gebracht hat, was ihn für Länder mit niedrigem Einkommen nahezu unerschwinglich macht. Entsprechend hat die Afrikanische Union die impfstoffproduzierenden Länder dazu aufgerufen, es den USA gleich zu tun und die Pharmaunternehmen dazu aufzufordern, den Ländern Zugang zu ihren Impfstoffen zu ermöglichen.
Wohlhabende Länder sprechen über Booster-Impfungen, während ein kompletter Kontinent weniger als fünf Prozent seiner Bevölkerung impfen konnte
In ihrem Interview sprach Theron ebenfalls darüber, welche Ungleichheiten entstehen, wenn nun einige Länder ernsthaft über sogenannte Booster-Impfungen nachdenken, während ein kompletter Kontinent bisher weniger als fünf Prozent seiner Bevölkerung impfen konnte.
“Wir erwarten doch immer, dass Menschen nicht nur an sich selber denken oder? Wann ist es genug für die USA und die UK? Brauchen wir diese dritte Impfung wirklich? Oder ist es vielleicht auch für uns schlauer, erst einmal mehr Menschen die Erstimpfung zu ermöglichen?”
Sie beendete ihr Interview mit diesem Appell: ”Wir sollten wirklich anfangen, das 70-Prozent-Ziel der WHO ernst zu nehmen und bis Ende 2022 70 Prozent aller Erwachsenen in allen Ländern vollständig impfen – und das werden wir nicht erreichen, wenn wir nicht endlich den Impfstoff fair verteilen!”
Wenn auch du dich für einen gerechten Zugang von COVID-19-Impfstoffen und dem Aussetzen der Patentrechte einsetzen willst, dann werde mit uns aktiv.