Fast tagtäglich sind geschätzte 39.000 Mädchen unter 18 Jahren mit dem Schicksal konfrontiert, zwangsverheiratet zu werden. Wie gesagt: Schätzungen. Wer weiß wie hoch die Dunkelziffer ist. Die meisten dieser Mädchen— manche sind sogar nur 5 Jahre alt— haben bei dieser Entscheidung nichts zu sagen. Sie werden ihrer Kindheit beraubt, ihrem Recht auf körperliche Gesundheit und Entwicklung, man nimmt ihnen ihre Chance auf Bildung und auf ein gesichertes Leben. Wenn ich an die 5-jährigen Mädchen in meinem Bekanntenkreis denke, ist es absolut unvorstellbar für mich, mir diese Mädchen als Braut eines 30 Jahre älteren Mannes vorzustellen. Aber bloß weil ich es mir nicht vorstellen kann und weil es in unserem Land nicht vorkommt, heißt es nicht, dass es nicht trotzdem harte Realität ist.
Die Ursachen, und somit auch die Lösungsansätze, zu diesem schwerwiegenden Thema hängen von der jeweiligen Umgebung ab. Im allgemeinen bemüht man sich aber sowohl auf lokaler als auch globaler Ebene, Frauen und Mädchen zu mehr Rechten zu verhelfen und die Umstände und kulturellen Einstellungen, die hinter solchen Zwangsehen stehen, in den Köpfen der Menschen zu verändern.
Wenn man von Zwangsehen mit Kindern hört, finde ich es immer schwer, nicht entsetzt zu sein und sich komplett hilflos zu fühlen. Aber Veränderung ist möglich und findet bereits statt - was man zum Beispiel in der Politik Großbritanniens sieht, die den Kampf gegen Kinderehen an oberster Stelle ihrer Arbeit für Internationale Entwicklung gesetzt haben.
Hier sind 6 kurze Geschichten aus Äthiopien und Sambia, in denen das Vereinigte Königreich zusammen mit lokalen Gemeinden der Zwangsehe von Kindern ein Ende setzen will.
Beauty and Hope
Photo credit: Jessica Lea/Department for International Development
Beauty und Hope sind Teil einer Kampagne für Jugendliche in Sambia, die von der Organisation Plan International unterstützt wird. In der Kampagne geht es darum, Mädchen über ihre Rechte und Verantwortungen aufzuklären. So treffen sie sich sowohl mit anderen Kindern, als auch mit Regierungsbeauftragten und lokale Gemeinden, um wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten.
Suria
Photo credit: Jessica Lea/Department for International Development
Seit letztem Jahr lebt die 12-jährige Suria in einer speziellen Unterkunft, die Mädchen wie ihr einen gesicherten Ort zum Leben bieten. Die Unterkunft ist Teil des 'Adolescent Girls Empowerment Programme' (Programm zur Stärkung von jugendlichen Mädchen) - ein Programm, das wöchentliche Gruppentreffen organisiert, in denen die Mädchen über Themen wie Gesundheit, Alltagskompetenzen aber auch finanzielle Themen und Handhaben unterrichtet werden. Das Programm bietet den Mädchen zudem Zugang zu Gesundheitsversorgungen und ein Sparkonto.
Yalemwork
Photo credit: Jessica Lea/Department for International Development
Yalemwork wurde verheiratet als sie gerade mal 3 Jahre alt war. Inzwischen ist sie eine führende Figur im Kampf gegen Kinderehen in ihrer Gemeinde. Zusammen mit dem über das Vereinigte Königreich finanzierte Programm 'Finote Hiwot' organisiert sie Gesprächsrunden und Diskussionen über das Thema Kinderehe, was dazu geführt hat, dass viele Mädchen wie Yalemwork der Kinderheirat entkommen konnten.
Taketu
Photo credit: Jessica Lea/Department for International Development
Taketu wurde mit 14 Jahren verheiratet, was in ihrer Gemeinde in Äthiopien als Durchschnittsalter für zu verheiratende Mädchen gilt. Bis zum Tag der Hochzeit kannte Taketu den Mann nicht, den sie gezwungen wurde zu heiraten. Die Initiative Girl Hub arbeitet in Äthiopien mit Gesetzgebern, Spendern und Partnern aus dem privaten Sektor zusammen, um sicher zu gehen, dass Mädchen wie Taketu auf der Entwicklungsagenda in Äthiopien im Mittelpunkt stehen.
Bayush and Friends
Photo credit: Jessica Lea/Department for International Development
Bildung gehört zu den wichtigsten Faktoren, der darüber entscheidet, ob ein Mädchen zwangsverheiratet wird oder nicht. Dank gezielter finanzieller Unterstützung konnten Bayush und ihre Freundinnen weiterhin die Schule besuchen und somit dem Schicksal einer Kinderehe entkommen.
Phillimon
Photo credit: Sheena Ariyapala/Department for International Development
Phillimon ist Vorsitzender eines Dorfes in Chamuka, Sambia. Er arbeitet mit Rechtsassistenten, traditionellen Dorfoberhäuptern und der sogenannten 'Community Crime Prevention Unit' (zu Deutsch: Kriminalitätsbekämpfungseinheit einer Gemeinde) zusammen, um in der Gemeinde bei anstehenden Kinderehen rechtzeitig einzugreifen bzw. diese zu verhindern.
Wir hier bei Global Citizen glauben daran, dass alle jungen Menschen weltweit das uneingeschränkte Recht auf ein Leben ohne Gewalt oder verletzende kulturelle Praktiken haben sollten. Jedes Kind sollte das Recht haben, sich frei und bestmöglich entwickeln zu dürfen, egal mit welchem Geschlecht und wo auf der Welt es geboren wurde!