Warum das wichtig ist
Die Corona-Krise ist schon lang nicht mehr eine reine Gesundheitskrise, sondern hat Einfluss auf nahezu all unsere Lebensbereiche. Für viele Kinder weltweit wird sie vor allem zu einer Bildungskrise, denn viele Schulen sind noch immer geschlossen. Mädchen in Entwicklungsländern treffen Schulschließungen besonders stark, mit verheerenden Folgen für ihre weitere Entwicklung und Zukunft. Werde hier mit uns aktiv und stelle sicher, dass jedes Mädchen zur Schule gehen kann.

Mädchen in Entwicklungsländern haben so große Angst davor, an der durch das Coronavirus verursachten Krankheit COVID-19 zu sterben, dass sie laut neuen Berichten erwägen, früher zu heiraten und Kinder zu bekommen.

Laut CAMFED, einer Organisation, die sich mit der Bildung von Mädchen in Subsahara-Afrika befasst, hat die Coronavirus-Pandemie Armut und den Zugang zu Lebensmitteln verschlechtert. Und da die meisten Schulen aktuell geschlossen sind, ziehen viele Mädchen Heirat und Familiengründung dem Schulabschluss vor.

Rose Alexander von CAMFED engagiert sich für die Verhinderung und Annullierung von Kinderehen in Malawi. Wie sie erklärt, argumentieren einige Familien folgendermaßen: "Die Schulen werden nicht wieder geöffnet, also heiraten sie einfach."

Als Reaktion auf solche Äußerungen gehen CAMFED-Mitarbeiter*innen wie Alexander auf Mädchen zu, erklären ihnen die Risiken der Kinderheirat und von frühen Schwangerschaften und unterstützen sie im Bereich Bildung.

In einer von der Forschungsgruppe Center for Global Development (CGD) in Washington gesponserten Umfrage, äußerten sich 78 Prozent der Befragten besorgt über Schulschließungen, da sie geschlechtsspezifische Gewalt verstärken.
"Schulen können für Kinder, insbesondere Mädchen, ein sicherer Ort sein. Denn dort erhalten sie umfassende soziale Unterstützung und Hilfe bei der Bewältigung von Problemen, mit denen sie in der Schule und zu Hause konfrontiert sind", sagte Faith Nkala, nationale Direktorin von CAMFED Simbabwe.

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) wies in seinem Bericht "COVID-19 Preparedness and Response Interim Technical Brief" vom März auf die erhöhten Gefahren hin, denen Mädchen während der Pandemie ausgesetzt sein könnten.

"Frauen und Mädchen sind einem größeren Risiko ausgesetzt, Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt und schädlicher Traditionen zu werden wie etwa weiblicher Genitalverstümmelung sowie Kinder-, Früh- und Zwangsehen. Das gilt insbesondere für Mädchen in benachteiligten und schwer zugänglichen Gebieten", so der Bericht. Die Vereinten Nationen bezeichneten den weltweiten Anstieg der geschlechtsspezifischen Gewalt als "Schattenpandemie".

Dieselbe CGD-Umfrage zeigte, dass Mädchen durch die Schulschließungen im Zusammenhang mit COVID-19 unverhältnismäßig große Nachteile erleiden: 69 Prozent der Befragten gaben an, dass ihrer Meinung nach Mädchen durch COVID-19-Schulschließungen mit größerer Wahrscheinlichkeit negative Folgen erfahren werden als Jungen.  

Von den 69 Prozent nannte über die Hälfte mehr Hausarbeit während der Pandemie als Hindernis für die Weiterbildung. 40 Prozent gaben an, dass frühe Heirat und Schwangerschaft infolge von Schulschließungen Anlass zur Sorge gebe.
In der Umfrage wurden Antworten von 82 Organisationen berücksichtigt, die Bildungsangebote in mindestens 32 Ländern anbieten. Die Hälfte der teilnehmenden Organisationen kommt aus Subsahara-Afrika. Die übrigen verteilen sich auf Südasien, den Nahen Osten, Nordafrika und Lateinamerika.  

Andere Organisationen äußerten sich zu ähnlichen Themen. Das Afghan Institute of Learning (AIL) zeigte sich etwa besorgt, weil Bildung von Mädchen während der Pandemie scheinbar als weniger wertvoll angesehen wird.

"Es braucht Zeit und Mühe, um in entlegenen Gebieten Akzeptanz für den Wert der Bildung von Mädchen zu erlangen. Und ich fürchte, dass wir viel von der Grundlage verlieren werden, die wir für die heutige Generation von Mädchen gewonnen haben", sagte Sakena Yacoobi, Exekutivdirektorin der AIL und Gründerin von vier privaten High Schools in Afghanistan.

Die Sorgen um die Bildung und das Wohlergehen von Mädchen während der aktuellen Pandemie erinnern an die Sorgen während der Ebola-Epidemie von 2014 bis 2015.  

Laut einem Bericht des Malala-Fonds wurden auf dem Höhepunkt der Ebola-Krise in Guinea, Liberia und Sierra Leone mehr als 10.000 Schulen geschlossen, was sich auf die Bildung von etwa 5 Millionen Schulkindern auswirkte. Die Einschulungsrate der Mädchen in diesen drei Ländern, die ohnehin niedriger war als die der Jungen, erreichte nicht wieder das Niveau von vor der Ebola-Krise.  

Die UNESCO berichtete von einem Anstieg der Jugendschwangerschaften um bis zu 65 Prozent in einigen Gemeinden Sierra Leones während der Ebola-Epidemie. Wie eine Studie ergab, führten die meisten Mädchen dies darauf zurück, dass sie sich nicht mehr in der schützenden Umgebung der Schulen befanden.

Um ähnliche Ergebnisse nach der Coronavirus-Pandemie zu verhindern, hat die UNESCO die Regierungen aufgefordert, "die Fortschritte, was die Bildung von Mädchen angeht, nicht zu riskieren."

Doch die Bildungsorganisationen, die an der jüngsten Umfrage der CGD teilnahmen, erlitten Budgetkürzungen, die Finanzierung durch private und philanthropische Spenden ging als Folge der Pandemie zurück. Dies erschwert es den Organisationen, ihre Missionen fortzusetzen. Trotz dieser Hürden berichtete die Mehrheit der Befragten, während der Pandemie zusätzliche lebenswichtige Interventionen durchführen zu wollen.

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