Nidhi Pant, Tochter eines Wissenschaftlers und einer Landwirtin, wurde in der indischen Himalaya-Region geboren. Schon während ihrer Kindheit bemerkte sie, wie Gemeinden um sie herum nach verheerenden Überschwemmungen und Erdrutschen kaum Zugang zu Wasser oder Nahrung hatten.
Nachdem sie miterlebt hatte, welche Widerstandskraft nötig ist, um sich immer wieder von Naturkatastrophen zu erholen, wurde Nidhi Chemieingenieurin, Landwirtin und Unternehmerin.
"Dort, wo ich herkomme, gibt es einen sehr starken Gemeinschaftssinn", sagt Nidhi gegenüber Global Citizen. “Wir handeln nicht auf Kosten der Natur und sind anderen Menschen nahe; die Gruppe ist wichtiger als jede*r Einzelne. Mit meinen wissenschaftlichen Kenntnissen wollte ich den Menschen helfen.“
Nidhi will sich mit ihren beruflichen Hintergrund für den Wiederaufbau von Communities einzusetzen. 2011 gründete sie zusammen mit sechs Studienfreund*innen die indische Organisation S4S Technologies, die sich mit der Konservierung von Lebensmitteln beschäftigt. Die Lebensmittelverarbeitungsmaschinen von S4S helfen Landwirt*innen, Lebensmittelverschwendung zu verringern, die Gewinne zu steigern und eigenständig ihr Unternehmen am Laufen zu halten.
Im Rahmen des Global Citizen Prize wurde sie mit dem Cisco Youth Leadership Award 2022 ausgezeichnet, da sie mit S4S gegen extreme Armut vorgeht, indem sie die Klimakrise eindämmt, Hunger beendet und Frauen stärkt.
Der Cisco Youth Leadership Award ist mit 250.000 US-Dollar (etwa 241.000 Euro) dotiert. Er ehrt einen jungen Menschen, der einen positiven Einfluss auf die Welt hat und zeigt, wie junge Menschen dazu beitragen, die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) zu erreichen.
S4S’s food processing machines help farmers decrease food waste, increase profits, and take ownership of their businesses.
S4S – die Abkürzung steht für “Science for Society" (Wissenschaft für die Gesellschaft) – stellt Kleinbäuer*innen sogenannte Solar Conduction Dryers (SCDs) zur Verfügung. Die solarbetriebenen Maschinen dehydrieren Lebensmittel und machen sie so ohne Chemikalien oder Konservierungsstoffe bis zu einem Jahr lang haltbar. Da die Organisation so Lebensmittelverschwendung verringert, reduziert sich auch der Methanausstoß in die Umwelt und bringt uns einem CO2-neutralen Lebensmittelsystem näher.
S4S arbeitet derzeit auch mit mehr als 800 Kleinbäuerinnen zusammen sowie mit Bäuerinnen, die kein eigenes Land besitzen, aber Kleinstunternehmerinnen werden wollen. Die Organisation hilft Landwirt*innen, der Armut zu entkommen, indem sie deren Gewinne um 60 bis 110 Prozent steigert. Darüber hinaus versorgt S4S mehr als eine Million Menschen mit nährstoffreichen Lebensmitteln und sorgt jährlich für eine Reduktion um 37.000 Tonnen CO2. "Nur wenige Menschen haben Zugang zu Kapital, Technologie und zu Märkten. Das bieten wir den Landwirt*innen", so Nidhi.
Wann immer Nidhi und ihr Team Bauernhöfe oder Märkte in Indien besuchten, beobachteten sie, wie Lebensmittel verschwendet wurden. Die Gründe liegen beim Transport, der Handhabung oder schlicht dem Aussehen der Produkte. Manchmal sind die Transportkosten höher als der Wert der Ware, sodass die Bäuer*innen die Ware wegwerfen, anstatt sie auf den Markt zu bringen. Die Landwirt*innen müssen entweder ihr Einkommen erhöhen oder ihre Kosten senken. Die Last tragen in der Regel dann die Kund*innen.
S4S is also currently working with over 800 women farmers who do not own their land to become micro-entrepreneurs.
Das Trocknen an der Sonne ist in Indien ein traditionelles Verfahren, das vor allem für Chilis oder Mangos verwendet wird. Doch die SCDs von S4S verändern alles. Die Technologie ermöglicht es den Landwirt*innen, ihre Produkte auf den Höfen zu trocknen, ohne sie woanders hin zu transportieren. Die Verwendung der solarbetriebenen Maschinen ist zudem sehr einfach. Durch die Konservierung der Produkte können die Landwirt*innen ihre Ernte einlagern, um sie später zu verkaufen, oder aber das ganze Jahr über für den Eigenbedarf zu nutzen.
Bei ersten Tests wurde sofort klar: Landwirt*innen würden von der Technologie sowie der Unterstützung durch die Organisation stark profitieren.
"Wenn man an Landarbeiter*innen denkt, stellt man sich immer zuerst einen Mann vor", sagt Nidhi. "Doch wenn man auf dem Feld nachsieht, sind es Frauen, die nicht nur Haushalte führen, sondern auch auf dem Hof arbeiten."
“If you think of a farmworker, it is always a male,” Pant said. “But when you see on the field who's working, it's always the woman who's managing the household and also working at the farm.”
Bäuerinnen machen 60 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte in Indien aus. Aber oft sind sie lediglich in die Anbauphase integriert, nicht in den Prozess nach der Ernte, erklärt sie.
Während der S4S-Pilotprogramme waren die Bäuerinnen die sorgfältigsten im Umgang mit Lebensmitteln. Sie verursachten keinen Qualitätsverlust und führten stets Protokoll. Dennoch sind Bäuerinnen in der Regel gezwungen, sich auf Männer zu verlassen, wenn es um wichtige Entscheidungen bezüglich des Betriebs geht, um die Aufnahme von Krediten oder um Investitionen.
S4S hingegen ermöglicht Bäuerinnen, Unternehmerinnen zu werden, die nicht die Zustimmung ihrer Familie benötigen.
Nidhi hat aus erster Hand Sexismus und die Diskriminierung in der Landwirtschaft miterlebt. Es wird oft angenommen, dass das Geschäft einer Frau ihrem Mann gehört oder dass Frauen von Natur aus die Verantwortung für Lebensmittel tragen würden, da es keine besonderen Fähigkeiten oder Wissen erfordert, sagt sie. Ihre Pläne, Unternehmerin zu werden, wurden oft angezweifelt und untergraben.
S4S — which stands for “Science for Society” — provides smallholder farmers with solar conduction dryers (SCDs), solar-powered machines that dehydrate food and preserve produce for up to one year without chemicals or preservatives.
"Sie haben das Gefühl, die Frauen betreiben dies nur als Hobby. Warum sollten sie ein Unternehmen führen wollen? Sie glauben das einfach nicht", sagt Nidhi. Landwirtinnen zu stärken lässt sich gar als Tabu bezeichnen, doch für sie überwiegen die Vorteile.
"Warum sollte man ihnen nicht würdige Arbeitsbedingungen ermöglichen, damit sie die Haupternährerinnen der Familie werden können? Sie haben mehr Macht bei der Entscheidungsfindung in der Familie und man kann ihnen wirklich dabei helfen, diese Handlungsfähigkeit anzunehmen. Sie müssen nicht als letzte essen, denn die Familien haben genug zu essen. Sie kümmern sich um die Gesundheit, die Bildung und die Ernährung der Familie.”
Nidhi hofft, dass der Cisco Youth Leadership Award auf die Arbeit von S4S aufmerksam macht und andere Frauen in der Landwirtschaft inspiriert. Das Preisgeld wird die Wirkung der Organisation verstärken: In diesem Jahr wie sie mit 1.200 zusätzlichen Kleinstunternehmerinnen arbeiten.
“Die öffentliche Aufmerksamkeit, das Preisgeld und die Unterstützung befähigen unsere Bäuer*innen und motivieren sie, indem sie ihnen zeigen: Es gibt eine globale Plattform, die ihre Arbeit anerkennt."
She co-founded the Indian food preservation organization S4S Technologies in 2008 with six other college friends. S4S’s food processing machines help farmers decrease food waste, increase profits, and take ownership of their businesses.