Der Klimawandel lässt die Temperaturen weltweit ansteigen, die wiederum zur Erwärmung unserer Ozeane führen und unter anderem verheerende Großbrände auf der ganzen Welt auslösen. Aber das ist noch nicht alles: Laut einer neuen Studie führt die Erderwärmung bei werdenden Müttern zu einer Verkürzung ihrer Schwangerschaft. Das bedroht die Gesundheit und die geistige Entwicklung ihrer Kinder.
Diese Zusammenhänge hat Alan Barreca, Professor für Umwelt und menschliche Gesundheit an der Universität von Kalifornien, Los Angeles (UCLA), untersucht. Seine Studie, die in dem Forschungsmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Geburtenrate an Tagen mit Temperaturen über 32 Grad hochschnellte – genauer um 5 Prozent. Demnach kamen Kinder an heißen Tagen zwischen sechs bis 14 Tage früher als vorgesehen zur Welt.
Die an der Studie beteiligten Forscher*innen verglichen die Geburtenrate und Temperaturaufzeichnungen von 1996 bis 1988, die an über 445 unterschiedlichen Orten in den USA gemessen wurden. Die Daten wurden von dem National Vital Statistics System und dem Global Historical Climatology Network bereitgestellt.
Das Team stellte fest, dass in dem Untersuchungszeitraum im Jahresdurchschnitt über 25.000 Frühgeburten aufgrund erhöhter Temperaturen zustande kamen. Ob Geburtenraten ein angemessenes Messinstrument für den Zusammenhang von Frühgeburten und hohen Temperaturen darstellen, wird laut der Nachrichtenseite ABC News aktuell noch debattiert.
Denn die Erklärung der genauen Verbindung zwischen diesen beiden Phänomenen bleibt in der Studie bisher aus. Wissenschaftlich bestätigt ist allerdings, dass extrem hohe Temperaturen zu Herzkreislaufproblemen und einer erhöhten Produktion des Hormons Oxytocin führen können.
Oxytocin übernimmt bei Geburten eine Schlüsselfunktion, da es die Wehen einleitet. Diese beiden bei Hitze begünstigten Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer einsetzenden Geburt, berichtet die Nachrichtenseite CNN.
Unabhängig von dem Risiko einer vorzeitigen Geburt stellen heiße Temperaturen für Frauen während und nach der Schwangerschaft eine Belastung dar. Denn sie begünstigen gesundheitliche Komplikationen, wie die sogenannte Präeklampsie nach der Geburt, sowie Bluthochdruck und Schlafstörungen, so Prof. Barreca gegenüber der Times.
Frühgeburten treten zudem besonders häufig bei Frauen auf, die in Armut leben. Zwei Drittel aller vorzeitigen Geburten treten in insgesamt 15 Ländern auf, vorrangig in Indien, China und Nigeria.
Die Sterberate unter den sogenannten “Frühchen“ ist hoch: Jedes Jahr sterben über 1,2 Millionen weltweit. Als Frühchen gelten Kinder, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswochen geboren werden. Eine normale Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen.
Vorzeitig zur Welt kommende Kinder haben ein höheres Risiko, an Asthma zu erkranken, Entwicklungsverzögerungen auszubilden und müssen häufig früher ins Krankenhaus, so CNN.
Mit der drohenden Klimakrise dürften zukünftig noch mehr heiße Tage zu erwarten sein. Sollten die Treibhausgasemissionen weiterhin anwachsen, könnten bis zum Ende dieses Jahrzehnt bis zu 42.000 Geburten gefährdet sein, so die Studie.
Weltweite Bemühungen, den Klimawandel einzudämmen und auszubremsen, kämen also nicht nur dem gegenwärtigen Leben auf der Erde zugute – sie sind auch entscheidend, um das Leben zukünftiger Generationen überhaupt erst zu ermöglichen.