"Der Klimawandel ist da. Er ist erschreckend. Und er ist erst der Anfang."

Diese Warnung sprach der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), António Guterres, im Juli 2023 aus.

Die katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise sind bereits für alle spürbar – und erschreckend. Sie wirken sich auf alle Lebensbereiche aus, ob Wirtschaft, Migration,Gesundheit, Bildung, Lebenserwartung oder Hunger. 

Allein im Jahr 2023 haben extreme Wetterereignisse Länder auf der ganzen Welt verwüstet, darunter Indien, die Philippinen, Myanmar, Sudan, Malawi, Mosambik, Ruanda oder Brasilien. Einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zufolge haben Extremwetterereignisse in den vergangenen 50 Jahren zwei Millionen Menschenleben und vier Billionen US-Dollar gekostet. 

Aber, wie Guterres warnt: Das alles ist noch gar nichts. 

Dem jüngsten Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) zufolge wird die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um zwei bis vier Grad Celsius ansteigen. Eine auch nur geringfügige Überschreitung dieser Marke bedeutet schwerere Hitzewellen, einen Anstieg des Meeresspiegels um bis zu zehn Meter, Hunger und Hungersnöte in weiten Teilen der Welt und eine Milliarde Menschen auf der Flucht vor einer durch den Klimawandel verursachten Katastrophe. Das alles sind keine Worst-Case-Szenarien. Es ist das, was passieren wird, wenn die derzeitigen Entwicklungen anhalten. 

Wenn du dich von alledem überwältigt fühlst, bist du nicht allein. Aber wenn du, wie wir –  Aktivist*innen und Global Citizens auf der ganzen Welt – bis zum letzten Moment kämpfen willst, dann lese weiter, bleib informiert und werde aktiv.

Hier sind 11 Fakten, die die wahre Ungerechtigkeit und Ungleichheit der Klimakrise und ihre Auswirkungen zeigen, und sechs, die die Hoffnung am Leben erhalten, dass wir noch zu unseren Lebzeiten ein Ende der Klimakatastrophe erreichen werden.



1. Die am meisten von der Klimakrise betroffenen Länder und Menschen tragen am wenigsten zu ihr bei.

Menschen aus dem Globalen Süden stehen an vorderster Front der Klimakrise, haben aber am wenigsten dazu beigetragen, sie zu verursachen. 

Gleichzeitig halten die reichen Länder ihre Versprechen nicht ein, die Emissionen zu senken oder Finanzmittel bereitzustellen, um den ärmeren Ländern bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Anpassung daran zu helfen. 

2. Jedes Jahr wird das kälteste Jahr für den Rest deines Lebens sein.

Drei Kontinente, die USA, Europa und China, erleben einige der heißesten Temperaturen, die jemals aufgezeichnet wurden. Aber die erschreckendste Nachricht von allen? Laut dem NASA-Wissenschaftler Peter Kalmus wird dieser der kälteste Sommer für den Rest unseres Lebens sein.

3. Wir haben bereits mehr fossile Brennstoffe aus dem Boden geholt, als wir verbrennen können.

Die prognostizierten CO2-Emissionen der gesamten derzeit existierenden Infrastruktur zur Gewinnung fossiler Brennstoffe – einschließlich der im Bau befindlichen Öl- und Gasfelder und Kohleminen –  würden die Welt über die 1,5 Grad Celsius hinaus erwärmen. Und damit das globale Klimaziel, die Erwärmung bis 2100 auf dieses Niveau zu begrenzen, verfehlen. 

Trotzdem darf Exxon Milliarden in ein neues Offshore-Projekt vor der Küste Guyanas investieren; der gerade abgewählte britische Premierminister Rishi Sunak hat mehr als 100 neue Lizenzen in der Nordsee genehmigt; und die kanadische Regierung hat grünes Licht für das umstrittene 12-Milliarden-Dollar-Offshore-Ölprojekt Bay du Nord gegeben. 

4. Bis 2050 könnte es 1,2 Milliarden Klimaflüchtlinge geben.
Stelle dir vor, du verlierst dein Zuhause durch eine Überschwemmung. Oder du musst aufgrund einer schweren Dürre hungern. Oder du bist gezwungen, wegen Wüstenbildung, steigendem Meeresspiegel oder dem Mangel an sauberem Trinkwasser zu fliehen.

Dies ist die Realität für Millionen von Klimaflüchtlingen weltweit – im Durchschnitt mehr als 20 Millionen pro Jahr.

Laut dem Institute for Economics and Peace wird sich die Lage eher verschlechtern als verbessern, denn in den nächsten 30 Jahren werden schätzungsweise 1,2 Milliarden Menschen durch den Klimawandel vertrieben.

5. Die Klimakrise verschlimmert die Armut.
Armut und Klimawandel sind untrennbar miteinander verbunden – und wir können das eine nicht lösen, ohne das andere anzugehen.

6. Die Klimakrise treibt die Kinderheirat voran.

Stell dir vor: Es gibt eine Hitzewelle, gefolgt von einer Dürre. Deine Kühe haben nichts zu trinken, die Ernte fällt aus, du musst sechs Menschen ernähren und hast kein Einkommen. Die einzige Möglichkeit zu überleben? Einen Ehemann für eine deiner Töchter zu finden, der einen Brautpreis bezahlt.

Das ist die Realität vieler Familien, die mit den größten Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert sind. 12 Millionen Mädchen unter 18 Jahren werden jedes Jahr verheiratet, und diese Zahl wird mit den zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise nur noch steigen. 

7. Die Klimakrise betrifft Frauen stärker als Männer. 

Hitzewellen, Dürren, steigende Meeresspiegel und extreme Stürme treffen Frauen unverhältnismäßig stark.

Das liegt daran, dass Frauen häufiger in Armut leben als Männer, dass sie weniger Zugang zu grundlegenden Menschenrechten haben, wie der Möglichkeit, sich frei zu bewegen und Land zu erwerben, und dass sie systematischer Gewalt ausgesetzt sind, die in Zeiten der Instabilität eskaliert.

8. Mehr als 90 Prozent der Korallenriffe der Welt werden bis 2050 absterben.

In den vergangenen 30 Jahren hat sich etwa die Hälfte der weltweiten “Unterwasserwälder” in graue, leblose Friedhöfe der Artenvielfalt verwandelt. 

Selbst wenn die Welt die globale Erwärmung jetzt stoppen könnte, gehen Wissenschaftler*innen davon aus, dass bis 2050 mehr als 90 Prozent der Korallen sterben werden. 

Doch zum Glück arbeiten Wissenschaftler*innen und Organisationen daran, Korallenriffe zu retten. Die Gesundheit unseres Planeten hängt davon ab: Korallenriffe sind die Lebensgrundlage für ein Viertel aller Meeresarten und für eine halbe Milliarde Menschen auf der Welt.

9. Über 90 Prozent der durch Umweltverschmutzung verursachten Todesfälle ereignen sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Einem Bericht der Fachzeitschrift “The Lancet” zufolge ist die Umweltverschmutzung für etwa neun Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr verantwortlich, was einem von sechs Todesfällen weltweit entspricht. 

Davon treten mehr als acht Millionen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen auf. 

10. Wir bräuchten 1,7 Planeten, um die Ökosysteme der Erde bei den derzeitigen Verbrauchsraten zu versorgen.

Der Earth Overshoot Day verschiebt sich jedes Jahr weiter nach vorne. Das ist der Tag, an dem wir mehr von den Ressourcen des Planeten verbraucht haben, als erneuert werden kann.

11. Einige Klimaforscher*innen halten das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr für erreichbar.

Als Reaktion auf die wachsende Dringlichkeit des Klimanotstands unterzeichneten 2015 fast alle Länder der Welt das Pariser Abkommen, einen bahnbrechenden internationalen Vertrag, in dem sich 195 Nationen dazu verpflichteten, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten und sogar anzustreben, diesen Anstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Im März 2023 wurde jedoch im Jahresbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) festgestellt: “In naher Zukunft wird die globale Erwärmung wahrscheinlich eher 1,5 Grad Celsius erreichen.”
Das 1,5-Grad-Ziel ist von großer Bedeutung, da selbst eine globale Erwärmung in dieser Größenordnung über einen längeren Zeitraum hinweg zu einer harten, neuen Realität für die vom Klima bedrohten Länder führen würde. 

Okay, genug der katastrophalen Nachrichten. Hier kommen noch sechs weniger apokalyptische Fakten.

1. Investitionen in erneuerbare Energiesysteme würden im Vergleich zu fossilen Brennstoffen 30 Mal mehr Arbeitsplätze schaffen.

Erneuerbare Energien sind bereits viel günstiger als fossile Brennstoffe. Sie könnten sogar noch billiger werden, denn je mehr wir bauen, desto billiger werden sie. 

2. Eine Steuer auf die Schifffahrt könnte 100 Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Klimakrise einbringen.

Die Schifffahrtsindustrie emittiert 2,9 Prozent der weltweiten Treibhausgase. Doch wurde sie bisher kaum besteuert, weil die Vorgänge auf hoher See nicht in die Zuständigkeit einer einzelnen Regierung fallen.

Eine Besteuerung der Kohlendioxidemissionen würde nicht nur die Schifffahrtsunternehmen dazu ermutigen, schneller auf umweltfreundlichen Verkehr umzusteigen, sondern das aus diesen Steuern eingenommene Geld, bis zu 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, könnte an ärmere Länder weitergeleitet werden, um sie bei der Bekämpfung der Klimakrise zu unterstützen.

3. SZR und Schuldenstoppklauseln würden armen Ländern bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen.

Die Klimakrise ist ein großes, komplexes Problem, das auch große, komplexe Lösungen erfordert.

Hier kommen sie ins Spiel: Schuldenpausenklauseln und Sonderziehungsrechte (SZR). 

4. Die DivestInvest-Bewegung für fossile Brennstoffe ist die am schnellsten wachsende Veräußerungskampagne der Geschichte. 

Die Kampagne fordert im Wesentlichen Institutionen auf, ihr Geld aus moralischen und finanziellen Gründen aus Öl-, Kohle- und Gasunternehmen abzuziehen. Zu diesen Institutionen gehören Universitäten,religiöse Einrichtungen, Pensionsfonds, lokale Behörden und wohltätige Stiftungen.

Die von Studierenden ins Leben gerufene DivestInvest-Bewegung hat es geschafft, 1.508 Organisationen dazu zu bewegen, sich von Öl- und Gasvorkommen im Gesamtwert von rund 40,4 Billionen US-Dollar zu trennen. Das ist so, als ob sich die gesamte Wirtschaft Chinas und der Vereinigten Staaten zu einem Divestment verpflichten würde. 

Und es zeigt Wirkung. Die Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, mögen zwar vorerst reich und mächtig bleiben, aber die Kampagne hat ihnen geschadet. Die öffentliche Meinung über die Nutzung fossiler Brennstoffe ist stark gesunken, und zum ersten Mal verpflichten sich Politiker*innen die fossile Brennstoffindustrie nicht weiter zu unterstützen.

5. Die Abholzung des Amazonas ging unter Präsident Lula da Silva zurück.

Nach vier Jahren der Umweltzerstörung im brasilianischen Amazonasgebiet unter dem damaligen Präsidenten Bolsonaro ging die Abholzung in den ersten sechs Monaten der Amtszeit von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva um 33,6 Prozent zurück.

6. Die Vereinten Nationen haben einen weltweit ersten Vertrag zum Schutz der Meereslebewesen verabschiedet.

Nach 20 Jahren Kampagnenarbeit und 36 Stunden langwieriger Verhandlungen unterzeichneten fast 200 Länder einen rechtsverbindlichen Vertrag zum Schutz der Weltmeere: den Hochseevertrag. 

Wenn du wissen willst, wie bedeutsam das war, schau dir dieses Video mit der Reaktion der UN-Beamtin Rena Lee an.

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11 Fakten über die Ungerechtigkeit der Klimakrise (und 6, die zeigen, dass es noch Hoffnung gibt)

Ein Beitrag von Tess Lowery