"Dieser Monat war – nach meiner Einschätzung als Klimawissenschaftler – absolut Banane.”
The first global temperature data is in for the full month of September. This month was, in my professional opinion as a climate scientist – absolutely gobsmackingly bananas. JRA-55 beat the prior monthly record by over 0.5C, and was around 1.8C warmer than preindutrial levels. pic.twitter.com/mgg3rcR2xZ
— Zeke Hausfather (@hausfath) October 3, 2023
Das ist nicht unbedingt ein Satz, den man in dieser Tonalität von einem qualifizierten Klimaexperten erwarten würde – neigen Klimawissenschaftler*innen doch eher dazu, sich gewählter auszudrücken und harte Fakten zu benennen.
Doch in diesen Tagen "ringen Klimawissenschaftler*innen um Worte", schreibt die Klimaforscherin Katharine Hayhoe. Stattdessen hat sie damit begonnen, auf Fragen nach den jüngsten extremen Wetterereignissen oder Berichten über den Ernst der Lage zu antworten: “Mir gehen die originellen Dinge aus, die ich sagen kann".
Die Klimakrise war das ganze Jahr 2023 spürbar: Waldbrände in Argentinien und Kanada, Überschwemmungen in Indien, Kamerun und Libyen. Extreme Hitze in den USA, Europa und Asien. Ein Wirbelsturm in Myanmar. Ein Tropensturm, der Japan, Guam, die Philippinen und Taiwan trifft. Die Liste lässt sich lange fortsetzen.
Die COP28 wird vor diesem Hintergrund stattfinden – in einer Zeit, in der die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar sind.
Zudem ist die diesjährige COP ein wichtiger Meilenstein: Zum ersten Mal wird bewertet, wie weit die Länder bei der Einhaltung der 2015 in Paris eingegangenen Verpflichtungen zur Emissionssenkung (bekannt als Pariser Klimaabkommen) sind.
Falls du dich fragst, ob wir eine freudige Überraschung erwarten können: Leider nicht. Die “globale Bestandsaufnahme” wird uns nichts sagen, was wir nicht ohnehin schon wissen. Wir sind weit davon entfernt, die Emissionssenkungen zu erreichen, die notwendig sind, um das 1,5 Grad Ziel nicht zu überschreiten.
Politische Entscheidungsträger*innen unterstützen weiterhin die fossile Brennstoffindustrie, auch wenn Wälder brennen, die Ozeane sich aufheizen, Permafrostböden schmelzen und Lebensgrundlagen verloren gehen.
Der britischen Tageszeitung Guardian zufolge sagte ein Diplomat aus einem Industrieland: "Viel schlimmer könnte es nicht sein." Ein anderer urteilte: "So etwas kann man sich nicht ausdenken."
Hier liest du nun alles, was du über die COP28 wissen müsst - und warum wir es uns nicht leisten können, dass sie ein Flop wird.
Was ist die COP?
Die COP ist ein jährlicher Klimagipfel und die offizielle UN-Klimakonferenz. Die Kurzform COP steht für “Conference of the Parties” – also eine Versammlung von Ländern – und findet 2023 zum 28. Mal statt. Deshalb: COP28.
Wann findet die COP28 statt?
Die COP28 findet vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 statt.
Wo findet sie statt?
In Dubai, Vereinigte Arabische Emirate (VAE). Einige sind skeptisch, was das Ausrichterland betrifft. Denn die VAE haben die drittgrößten Pläne für die weitere Erschließung der Öl- und Gasvorkommen in der Welt, was zu einem Netto-Nullwachstum bei der Förderung fossiler Brennstoffe führen würde.
Was passiert wirklich bei der COP?
Es kommt drauf an.
Bei der Unterzeichnung des Pariser Abkommens im Jahr 2015 wurde vereinbart, dass die Länder alle fünf Jahre mit ehrgeizigeren Plänen zur Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen und zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zurückkehren würden. Aufgrund der Covid 19-Pandemie musste die COP 2020 abgesagt werden, sodass die COP26 in Glasgow, Schottland, im Jahr 2021 eine der "großen COPs" war. Die "kleinen COPs", die in den dazwischen liegenden Jahren stattfinden, konzentrieren sich in der Regel darauf, die Grundlagen für die Verhandlungen zu schaffen.
COPs werden in der Regel mit einer feierlichen Sitzung eröffnet. Danach sprechen die Staats- und Regierungschef*innen der Welt tagelang auf der Bühne über die Klimakrise, wobei sie sich in der Regel entweder darauf konzentrieren, was ihre Länder dagegen zu tun gedenken, oder auf die katastrophalen Folgen, mit denen sie konfrontiert sind. An den übrigen Tagen geht es vor allem um Themen wie Finanzen und Energie, führende Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft treten auf, um verschiedene neue Versprechen, Zusagen, Koalitionen und Projekte zu verkünden.
Gleichzeitig demonstrieren vor den Türen Aktivist*innen gewöhnlich gegen oberflächliche Zusagen und werfen den Teilnehmenden politische Untätigkeit vor.
Diesmal war die Empörung besonders groß, nachdem dem Guardian zugespielt wurde, dass die staatliche Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in der Lage war, E-Mails an und vom Büro des COP28-Klimagipfels zu lesen, und darüber beraten wurde, wie sie auf eine Medienanfrage reagieren sollte.
Was wurde noch gleich in Paris vereinbart?
Im Jahr 2015 verpflichteten sich die Länder im Rahmen des bahnbrechenden Pariser Abkommens darauf, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu halten und die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Obwohl das Abkommen rechtlich bindend ist, sind die von den Ländern eingegangenen Verpflichtungen zur Senkung ihrer Emissionen nicht bindend, es sei denn, sie sind in nationalen oder regionalen Rechtsvorschriften verankert.
Wer nimmt teil?
An der COP nehmen Staats- und Regierungschef*innen sowie zehntausende Regierungsdelegierte und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, von Nichtregierungsorganisationen sowie Journalist*innen teil.
Es gibt 197 Parteien, die sich grob in die folgenden Regionalgruppen aufteilen: Afrika, Asien, Osteuropa, Lateinamerika und die Karibik sowie Westeuropa und andere Staaten (einschließlich Australien, Kanada und die USA).
Bei den Nebenveranstaltungen der COP kommen einflussreiche Persönlichkeiten und Expert*innen zusammen, um ihre Erfahrungen und Lösungen bei Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, kulturellen Veranstaltungen und vielem mehr vorzustellen.
Was hat die COP27 ergeben?
Nach zwei Wochen zermürbender Verhandlungen wurde auf der COP27 ein "historischer Pakt" geschlossen, in dem die Industrieländer, die historisch gesehen für die Klimakrise verantwortlich sind, sich bereit erklärten, ärmere Länder, die von klimabedingten Katastrophen betroffen sind, finanziell zu unterstützen, was als "Loss and Damage Fund" bezeichnet wird.
Alok Sharma, der britische Präsident der COP26, äußerte sich allerdings kritisch über den Verlauf der Konferenz. Er machte deutlich, dass die Bemühungen im Hinblick auf das 1,5 Grad Ziel schwach seien. Seiner Ansicht nach werde leider weiterhin zu wenig unternommen.
Was wollen wir bei der COP28 erreichen?
Ein Ende der fossilen Brennstoffe
Um den Klimawandel aufzuhalten, ist eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas unumgänglich. Denn das Verbrennen fossiler Energie ist hauptverantwortlich für die globale Erderwärmung. Deshalb müssen die Staats- und Regierungschefs der Welt den Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe unterstützen. Dazu gehört auch ein Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe und eine starke Besteuerung der verbleibenden Produktion fossiler Brennstoffe.
Die Klimafinanzierung ankurbeln
Jetzt ist nicht die Zeit für kleine Schritte, sondern für große: Die Industrieländer müssen ärmeren und stark vom Klimawandel betroffenen Ländern helfen und angemessene Ausgleichszahlungen im Rahmen des Loss & Damage-Fonds leisten. Für Deutschland bedeutet das: Bis 2025 muss der jährliche Beitrag schrittweise auf 8 Milliarden Euro erhöht werden, was dem fairen Anteil Deutschlands an der internationalen Klimafinanzierung entspräche. Auch muss der Anteil der Klimafinanzierung Deutschlands für Klimawandel-Anpassungsmaßnahmen deutlich erhöht werden. Die Summe von 8 Milliarden Euro muss zusätzlich zu den jährlichen 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommen für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe bereitgestellt werden.
Schutz von Klimaaktivist*innen und Umweltschützer*innen
In den vergangen zehn Jahren wurden fast 2.000 Umweltaktivist*innen ermordet. Menschenrechte gelten für alle und muss zukünftig noch stärker die Aspekte der Klimapolitik aufgreifen.
Was können Global Citizens tun?
Werfe einen Blick auf all unsere Aktionen rund um den Klimaschutz und erfahre mehr darüber, was du gemeinsam mit anderen Global Citizens für den Klimaschutz tun kannst. Ob durch die Unterzeichnung von Petitionen, in denen Staats- und Regierungschef*innen und Unternehmen aufgefordert werden, die Klimakrise besser zu bewältigen, durch das Versenden von E-Mails an die G20-Minister*innen oder durch das Versenden von Nachrichten an europäische Länder, um eine faire Transition für alle zu unterstützen – sei mit uns laut für Klimagerechtigkeit und fordere eine grüne Zukunft für alle!