Der jahrelange Wettbewerb zwischen Amsterdam und Kopenhagen um den Titel 'Beste Stadt der Welt für Fahrradfahrer' könnte tatsächlich einen (vorläufigen) Sieger gefunden haben: Kopenhagen!
Denn wie neueste Auswertungen der elektronischen Fahrradsensoren aus der Stadt ergeben haben, sind im vergangenen Jahr mehr als 265.000 Menschen mit dem Fahrrad in die Stadt gekommen. Zum Vergleich: in der gleichen Zeit waren 'nur' 252.000 Personen mit dem Auto unterwegs.
Der Fahrradverkehr in Kopenhagen hat seit den 70iger Jahren rapide zugenommen. Damals hatte eine (noch manuell durchgeführte) Zählung ergeben, dass 350.000 Autos in der Stadt unterwegs waren und nur 100.000 Fahrräder.
Ein Großteil des Wachstums in Bezug auf den Fahrradverkehr ist auf die jahrelange Stadtplanung und einer stetigen Entwicklung der heutigen Fahrradinfrastruktur zurück zu führen - z.B. mehr geschützte Radwege, erweiterte Fahrbahnen und dergleichen.
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„Radfahren durchlebte eine Transformation - es wurde von einer normalen Tätigkeit zur Kernidentität für die Stadt" sagte Klaus Bondam, Leiter des dänischen Radsportverbandes, gegenüber der Zeitung 'The Guardian'.
Dabei spielte das Fahrradfahren in Städten wie Kopenhagen und Amsterdam bereits in den letzten 40 Jahren eine wichtige kulturelle Rolle. Und andere Länder und Städte auf der ganzen Welt eifern dieser Rolle nun nach.
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Denn inzwischen haben sich die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und ökologischen Vorteile, die Radfahren mit sich bringen, durchaus rumgesprochen. Eine Studie zum Beispiel belegte, dass allein durch Fahrradfahren die CO2-Emission eines privaten Haushaltes um 6% oder mehr gesenkt werden kann.
Amsterdam und Kopenhagen führen also die Liste der freundlichsten Fahrrad-Städte an, aber auch Deutschland hat in den vergangenen Jahren ordentlich nachgebessert. Was man auch daran messen kann, dass die Zahl der Fahrräder in Deutschland hat kontinuierlich zugenommen. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes belief sich der Fahrradbestand in Deutschland 2015 bereits auf stolze auf 72 Millionen Stück. Im Jahr 2007 waren es noch vier Millionen weniger.
Und auch bei den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen landete Fahrradfahren unter den Top 15, noch vor Fußball spielen und in die Sauna gehen.
Morten Kabell in Kopenhagen ist allerdings auch realistisch. Er glaubt nicht, dass Fahrräder jemals Autos ersetzen werden - aber er hofft, dass die Anzahl der Fahrradfahrer zumindest beständig weiter wächst und vielleicht eines Tages ein starkes Gegengewicht zum Auto darstellt: „Autos werden sicherlich immer dominieren. Der einzige Unterschied ist, wie viele Autos jeder einzelne besitzen wird und ob wir tatsächlich eine Stadt schaffen können, in der wir die umweltfreundlichste Transportlösung für alle so sicher und bequem wie möglich anbieten können. Ich glaube, dass es möglich ist"