Die Bill und Melinda Gates Stiftung spendete 150 Millionen US-Dollar an den weltweit größten Impfstoffhersteller The Serum Institute of India (SII). Mithilfe der Spende sollen über 100 Millionen Impfstoffdosen gegen das Coronavirus entwickelt werden. Das Besondere: Im Verkauf soll der Impfstoff nur drei US-Dollar kosten und nach Angaben des Wall Street Journal vor allem ärmeren Ländern zugute kommen.
Die Oxford University und der Arzneimittelhersteller AstraZeneca arbeiten derzeit an der Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Novavax. Novavax ist zudem eine Partnerschaft mit dem SII eingegangen und hat dem indischen Unternehmen die Exklusivrechte für die Verteilung des Impfstoffs in Indien übertragen.
COVID-19 bedroht nachhaltige Entwicklung
Da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Ausbruch des Coronavirus zu einer globalen Pandemie erklärt hat, muss der Impfstoff auch global verteilt werden – vor allem an jene Länder, die von der Weltbank als einkommensschwach eingestuft werden. "Wenn die internationale Gemeinschaft keine mutigen Maßnahmen ergreift, wird das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele [auch SDGs genannt] bis zum Stichjahr 2030 wahrscheinlich außer Reichweite geraten", so die Vereinten Nationen (UN).
Die SGDs sind ein Leitfaden für eine Welt ohne extreme Armut bis 2030 und umfassen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hatten sich 2015 dazu verpflichtet, diese Ziele bis 2030 zu erreichen.
Derzeit zeichnet sich bei der weltweiten Armutsbekämpfung jedoch ein Negativtrend ab: Die UN schätzen, dass die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben auf 85 bis 420 Millionen steigen könnte. Das würde den ersten Anstieg der Armutsrate innerhalb von 20 Jahren bedeuten.
Die COVID-19-Pandemie verschärft diese verheerenden Rückschritte zusätzlich und hat bereits einige Erfolge der nachhaltigen Entwicklungzunichte gemacht.
250 Millionen Impfstoffdosen für einkommensschwache Länder
Umso entscheidender ist tdie Entwicklung, Herstellung und gerechte Verteilung eines sicheren COVID-19-Impfstoffs. Die Spende der Bill und Melinda Gates Stiftung in Millionenhöhe wird die Arbeit des SII nun beschleunigen und neu ausrichten.
Im Rahmen der Kampagne von Global Citizen Global Goal: Unite for Our Future hat sich das SII bereits im Juni 2020 dazu verpflichtet, 50 Prozent seiner Produktionskapazität für COVID-19-Impfstoffe für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu reservieren. Dadurch sollen mehr als 250 Millionen Impfstoffdosen für die am stärksten gefährdeten Länder sichergestellt werden.
"Forscher*innen machen große Fortschritte bei der Entwicklung sicherer und wirksamer Impfstoffe gegen COVID-19", so der Philanthrop Bill Gatesin einer Erklärung. "Aber dafür zu sorgen, dass jeder Mensch so bald wie möglich Zugang zu ihnen erhält, wird enorme Produktionskapazitäten und ein globales Vertriebsnetz erfordern.”
Impfstoff-Produktion könnte 2021 beginnen
Das Bündnis der drei Organisationen, die nun mit dem SII zusammenarbeiten, gab bekannt, dass ihr Zusammenschluss die Versorgung von Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen priorisieren werde. Denn diese sind am stärksten von der Pandemie betroffen, weil die Gesundheitssysteme in diesen Ländern oft über weniger Ressourcen verfügen, um auf steigende Infektionsraten zu reagieren.
Auch die wirtschaftlichen Folgen der pandemiebedingten Ausgangssperren sind für einkommensschwache Länder untragbar.
Sobald die Impfstoffe gegen COVID-19 von der WHO zugelassen sind, könnten die Dosen laut SII bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2021 produziert werden.
Zweifelhafter Durchbruch: Impfstoff in Russland überspringt offizielle Zertifizierung
Dieser Prozess ist einmalig in der Geschichte der Impfstoffentwicklung. Üblicher Weise kann die Entwicklung eines Impfstoffs kann üblicherweise bis zu zehn Jahre dauern. Durch die internationale Zusammenarbeit, hohe Spenden und zahlreiche Tests mit mehreren Hunderttausenden Freiwilligen weltweit wird die Herstellung eines Impfstoffs gegen COVID-19 enorm beschleunigt werden.
Damit ein Impfstoff als sicher eingestuft wird, muss er mehrere klinische Entwicklungs- und Testphasen durchlaufen und von der WHO zertifiziert werden. Derzeit macht die Zulassung eines COVID-19-Impfstoffs in Russland Schlagzeilen, der die dritte entscheidende Testphase in Teilen, sowie die offizielle Zertifizierung übersprungen hat. Die Sicherheit des Impfstoffs wird daher von der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft stark angezweifelt. Viele sprechen von einer reinen Imagekampagne, mit der der russische Präsident Putin seine Position stärken will.
"Ich gehe davon aus, dass für Wladimir Putin die Erfindung des Impfstoffs in Russland der wichtigste Image-Durchbruch sein wird", so Andrej Archangelskij Journalist bei dem regierungskritischen Sender Echo Moskwy, gegenüber der Tagesschau.