Seit etwa einem Jahr gibt es den “Grünen Knopf” inzwischen. Im September 2019 stellte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller das Siegel bei einer Pressekonferenz in Berlin vor, nachdem es etwa ein Jahr lang diskutiert und vorbereitet worden war. Es ist das erste staatliche Siegel, das kennzeichnen soll, wenn Textilien nachhaltig sind und zu fairen Bedingungen hergestellt wurden.
Heute startet der Grüne Knopf, das neue Siegel für ökologisch und sozial nachhaltig produzierte Textilien. Damit zeigen wir: Faire Lieferketten sind möglich, alle Unternehmen, die mitmachen, liefern den Beweis. Mehr unter https://t.co/jfiQeMzAKE#GruenerKnopfpic.twitter.com/WVR84YtBVD
— BMZ Bund (@BMZ_Bund) September 9, 2019
Auch nach einem Jahr ist teils unklar: Was bringt der Grüne Knopf? Und: Hält er, was er verspricht?
46 Standards muss ein Produkt erfüllen, damit es den “Grünen Knopf” tragen darf – 20 Unternehmenskriterien und 26 Produktkriterien. Dabei geht es um soziale Fragen und Umweltschutz. Ob die Standards eingehalten werden, prüfen unabhängige Stellen wie etwa der TÜV.
27 Unternehmen hatten sich dem Grünen Knopf zu Beginn angeschlossen, inzwischen sind es 53. Die erste Pilotphase ist bis zum Sommer 2021 geplant. Bis dahin werden die Hersteller jedoch noch nicht vollständig unter die Lupe genommen. Nur die Aspekte "Nähen und Zuschneiden" und "Färben und Bleichen" werden vorerst bewertet. Andere Bereiche sollen nach und nach folgen.
Was als gute Idee gedacht ist, wird von einigen Experti*innen, Unternehmen und Organisationen auch kritisch gesehen.
Einige finden das Siegel nicht stark genug. “Die Grundidee ist gut”, sagt etwa Jan Thelen, Gründer des nachhaltigen Streetwear-Labels “Recolution” gegenüber Spiegel Online. Kritisiert aber: “Das Siegel ist bis zur Hälfte gedacht, und selbst die Hälfte ist nicht fertig gedacht.”
Laut Thelen gibt es zwei Aspekte, die bei einem Mindestanspruch für nachhaltige Textilien wichtig sind: faire Löhne und umweltfreundliche Fasern. Doch die Umweltfreundlichkeit der Fasern würde der Grüne Knopf komplett außer Acht lassen.
Das heißt: Der Grüne Knopf achtet zwar darauf, dass ein T-Shirt nicht mit gefährlichen Chemikalien oder Weichmachern bedruckt, gewaschen oder gebleicht wurde. Die Schwachstelle sei jedoch, dass der Grüne Knopf nicht die gesamte Lieferkette in den Blick nimmt. So darf etwa chemiebelastete Viskose benutzt werden und auch der Einsatz von Pestiziden auf den Baumwollfeldern wird von dem Siegel vernachlässigt.
Zudem wird von der "Kampagne für Saubere Kleidung" und anderen Expert*innen kritisiert, dass der Grüne Knopf bei der Herstellung von Textilien in Europa gar keine Kontrollen vorsieht.
Somit ist der Grüne Knopf bisher ein guter Anfang, der noch ausgebaut werden sollte. Vertraut man auf die Pläne des Entwicklungsministers, soll das auch passieren. In Zukunft sollen etwa auch Standards für die Spinnerei, Weberei und eines Tages auch für die Faserproduktion folgen.