Im vergangen Jahr hat sich die Bildungssituation weltweit durch die COVID-19-Pandemie dramatisch verschlechtert.
Statt Neues zu lernen, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und sich auf die Zukunft vorzubereiten, hatten Kinder mit den Auswirkungen von COVID-19 auf das Bildungssystem zu kämpfen. Das schlug sich auf weniger Schulbesuche und erhöhte Abbrecher*innenquoten nieder – zudem wurde weltweit weniger Geld in Bildung gesteckt.
Die Pandemie ist für viele Schüler*innen dafür verantwortlich, dass sie keine Schulbildung erhalten. Rund 90 Prozent der Schulen weltweit wurden im Jahr 2020 zumindest für eine gewisse Zeit geschlossen. Das wird vor allem auf marginalisierte Kinder in ärmeren Gegenden nachhaltige Auswirkungen haben.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die UN haben bereits im vergangenen Jahr ihre Bedenken diesbezüglich geäußert. So stellten sie die Frage, welche Auswirkungen die Schulschließungen langfristig auf die Bildung der Kinder haben könnten oder wie sie die Sicherstellung von ausreichend nahrhaften Essen beeinflusst und was sie mit der Sicherheit von Kindern, insbesondere von Mädchen, machen.
Dort, wo Schulen das Home Schooling online fortsetzten, blieben viele Kinder außen vor oder auf der Strecke, weil sie keinen Internetzugang oder keine Computer hatten.
Henrieta H. Fore, Exekutivdirektorin von UNICEF, sagt, dass das Home Schooling zwar auf dem Vormarsch sei, viele Länder darauf aber nicht vorbereitet seien. Sie erklärt, dass der Zugang zu digitalem Unterricht nicht nur in Ländern mit geringem Einkommen ein Problem sei, sondern, dass die ganze Welt mit einer globalen Bildungskrise zu kämpfen habe.
3 wichtige Fakten über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Bildung
- 9,7 Millionen Kinder könnten infolge der Pandemie die Schule für immer abbrechen.
- 463 Millionen, oder eins von drei Kindern, haben keinen Zugang zu digitalem Unterricht.
- Die UNESCO (UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur) geht davon aus, dass die globalen Mittel für Bildung bis zum Jahr 2022 um zwölf Prozent sinken werden. Das würde bedeuten, dass einkommensschwache Länder vor noch größeren Herausforderungen stehen. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es nicht möglich sein, allen Kindern eine ausreichende und inklusive Bildung zu ermöglichen.
Wie war die Situation im Bildungsbereich vor COVID-19 und wie hat sie sich durch die Pandemie verschlechtert?
Die weltweiten Probleme in der Bildung hatten sich langsam aber stetig verbessert. Durch die Pandemie sind diese Schwierigkeiten aber erneut an die Oberfläche gekommen. Nun könnte der jahrzehntelange Fortschritt in Sachen Gewährleistung einer hochwertigen Bildung für alle Kinder wieder zunichte gemacht werden.
Zwischen den Jahren 2000 und 2018 sank die weltweite Quote an Kindern im Grundschulalter, die nicht zur Schule gingen, kontinuierlich von 15 auf 18 Prozent.
Insgesamt wurden vor COVID-19 weltweit 258 Millionen, oder eins von sechs Kindern, nicht eingeschult – darunter 130 Millionen Mädchen. Etwa 75 Millionen Kinder, die in Konflikt- oder Krisengebieten lebten, hatten Probleme beim Zugang zu Bildung.
Im Jahr 2020 stiegen diese Zahlen immens. Laut UNICEF waren 1,5 Milliarden Kinder weltweit von Schulschließungen aufgrund von COVID-19 betroffen. Mädchen, die in marginalisierten Gegenden leben, waren davon am stärksten beeinträchtigt. Bei ihnen besteht ein höheres Risiko als bei Jungen, dass sie die Schule nach den Schließungen dauerhaft abbrechen.
Laut UNESCO werden alleine im Jahr 2021 schätzungsweise elf Millionen Mädchen nicht mehr zur Schule gehen. Außerdem gehen Expert*innen in einem Bericht des Malala Fund davon aus, dass schätzungsweise 20 Millionen Mädchen aus ärmeren Regionen im Sekundarschulalter (12 bis 14 Jahre) nach dem Ende der Pandemie nicht mehr zur Schule gehen werden.
Zudem sind Geflüchtete im schulpflichtigen Alter besonders benachteiligt. Der Flüchtlingsrat der Vereinten Nationen (UNHCR) berichtet, dass die Hälfte aller Flüchtlingskinder weltweit wegen COVID-19 nicht zur Schule gehen kann und sich die Situation noch verschlimmern wird, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.
Welche Auswirkungen hat die Bildungskrise auf das Leben der Menschen?
Wenn Kinder nicht zur Schule gehen können oder keinen Zugang zu Bildung haben, könnte das laut der WHO das Risiko von Teenager-Schwangerschaften, schlechter Ernährung und dauerhaften Schulabbrüchen für Kinder in Ländern mit niedrigem Einkommen erhöhen.
Die Organisation fand außerdem heraus, dass Schulschließungen im östlichen und südlichen Afrika zu erhöhter Gewalt gegen Kinder führten – und, dass rund 10 Millionen Kinder mangelhaft ernährt werden, weil sie keinen Zugang zu Schulmahlzeiten haben.
Durch die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 kam es auch zu einer weltweiten Zunahme von Kinderarmut. Berichten zufolge führten sie dazu, dass Millionen Kinder im Jahr 2020 zu Kinderarbeit gezwungen wurden.
Weil die Familien in Ländern mit geringem Einkommen auf diese Arbeit angewiesen sind und die Pandemie weiterhin besteht, entsteht ein erhöhtes Risiko, dass diese Kinder nie wieder zur Schule gehen werden.
Wie hängt das mit der Aufgabe, extreme Armut zu beenden, zusammen?
Bildung ist eine langfristige Investition in die Wirtschaft eines Landes und wichtig für den Aufbau der Zukunft der Kinder. Wenn Kinder keine Bildung erhalten, ist es unwahrscheinlicher, dass sie künftig einen bedeutenden Beitrag zur Wirtschaft ihres Landes leisten können. Das wiederum stellt ein Hindernis bei der Überwindung von extremer Armut dar.
Schulen sind nicht nur wichtig, um Bildung zu fördern, sie können Kinder auch vor Kinderarbeit und häuslicher Gewalt schützen. Mädchen sind den zusätzlichen Risiken von frühen Schwangerschaften und Kinderehen ausgesetzt, wenn sie nicht zur Schule gehen können.
Kinder in gefährdeten Regionen sind für ihre täglichen Mahlzeiten auf Schulen angewiesen. Für sie bedeutet der Unterrichtsausfall, dass sie weniger Nahrung bekommen und wichtige Nährstoffe nicht zu sich nehmen können.
Wer sind die Hauptakteur*innen bei der Bewältigung des Problems?
Organisationen wie UNICEF, UNESCO, WHO, der Malala Fund, Save the Children, Education Cannot Wait und viele mehr setzen sich aktiv dafür ein, dass alle Kinder wieder zur Schule gehen können und eine Ausbildung erhalten.
Was können wir alle dagegen tun?
Damit die Bildungskrise beendet werden kann, darf es weltweit nicht mehr zu längeren Schulschließungen kommen. Um sicherstellen zu können, dass Kinder trotz der Pandemie eine hochwertige Bildung erhalten, ist außerdem eine Aufstockung der weltweiten Finanzmittel unerlässlich.
Werde hier mit uns aktiv und sorge dafür, dass Kinder wieder zu Schule gehen können. Fordere die Staats-und Regierungschef*innen der Welt dazu auf, ihren Beitrag dazu zu leisten. Hier kannst du mehr über die Bildungskrise erfahren und andere Menschen darüber informieren.
Über die Kampagne:
“Global Citizen: Recovery Plan for the World – Ein Aktionsplan für eine gerechte Welt nach der Pandemie” ist unsere Kampagne für das Jahr 2021, mit der wir dazu aufrufen, die COVID-19-Krise gemeinsam zu bewältigen und die Weichen für eine gerechte Welt zu stellen. Mit einer Serie von (digitalen) Events wollen wir Global Citizens, politische Entscheidungsträger*innen, Künstler*innen, Philanthrop*innen, und CEOs mit Pop und Politik zusammenbringen. Denn nur gemeinsam können wir die Pandemie besiegen, die Hungerkrise ein für allemal beenden und allen Kindern überall Zugang zu Bildung ermöglichen, für Gerechtigkeit sorgen und die Klimakrise aufhalten. Schließe dich unserer Kampagne an und werde hier aktiv.