In Saudi-Arabien wurde ein Ägypter verhaftet, weil er mit einer Frau frühstückte. Nachdem ein Video die Runde machte, in dem die beiden Kollegen gemeinsam in einem Hotel am Tisch saßen, schaltete sich das saudische Ministerium für Arbeit und soziale Entwicklung ein und nahm den Mann am Sonntag in Gewahrsam, berichtet der britische Nachrichtendienst BBC.
Das Ministerium bewertete das 30 Sekunden lange Video als “anzüglich” und als einen Verstoß gegen die konservativen islamischen Gesetze des Königreichs.
Zu sehen ist eine verschleierte Frau, die einen Niqab und eine Abaya trägt, wie sie in die Kamera winkt und erst sich selbst und dann dem Mann was zu Essen in den Mund steckt. Dem Mann drohen nun bis zu fünf Jahren Gefängnis wegen “sexueller Belästigung am Arbeitsplatz”, so Alhurra TV.
In Saudi-Arabien ist es Männern und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind, verboten, in der Öffentlichkeit frei miteinander zu interagieren.
Zudem verlassen Frauen ihr Haus nicht, ohne einen nahen männlichen Verwandten an ihrer Seite zu haben. An öffentlichen Orten, auch am Arbeitsplatz, sind die Bereiche für Frauen und Männer streng getrennt.
Auch Expats und Besucher des Landes werden von der Staatsanwaltschaft Saudi-Arabiens dazu aufgefordert, die "Werte und Traditionen der saudischen Gesellschaft" zu achten, so der Guardian.
#مصري_يفطر_مع_سعوديه
— راكان KSA (@rakan_ksa3) September 8, 2018
ثم تأتي فتاة سعودية لتقول أن الاختلاط لن يؤثر عليها ولن تمكن نفسها لغريب وأن المجتمع معقد ولا يؤمن بالثقة و إعطاء الفرص !
أتتك الفرصة , ماذا فعلتي ؟pic.twitter.com/oH12Z7BbPv
Der Aufschrei in den sozialen Medien über die Verhaftung des Mannes lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Geschlechterungleichheit weltweit.
Denn Saudi-Arabien ist nicht das einzige mehrheitlich muslimische Land, indem es so offensichtliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Anfang dieses Monats hat etwa eine Gemeinde in Indonesien ein Gesetz wieder eingeführt, das Frauen verbietet, mit Männern zu essen, die keine Verwandten sind.
Mehr als 100.000 Tweets folgten auf den Vorfall in Saudi-Arabien. Ein arabischer Twitter-Hashtag wurde kreiert, der übersetzt in etwa heißt: "ein Ägypter, der mit einer Saudi-Araberin frühstückt".
Konservative Saudi-Araber kritisierten hingegen nicht nur das Video, sondern fanden es zudem unfair, dass nur der Mann verhaftet wurde. Einige Ägypter hingegen versuchten zu verstehen, wie dies passieren konnte, in einer Zeit, wo Saudi-Arabien doch so bemüht schien, liberaler zu werden und Frauen mehr Rechte einzuräumen.
Im Januar wurde beschlossen, dass Frauen wieder an Sportveranstaltungen teilnehmen dürfen. Im Juni hob Saudi-Arabien sein jahrzehntelanges Fahrverbot für Frauen auf.
Zwar wurden die jüngsten Fortschritte weitgehend begrüßt, doch Organisationen wie Humans Rights Watch sehen in der noch bestehenden “Vormundschaftsregelung” die größte Bedrohung für Frauenrechte. Damit die Gleichstellung von Frauen und Männern wirkliche Fortschritte erzielt, muss sich daran etwas ändern.