Vergangenen Montag, am zweiten und letzten Tag des G7-Gipfels in Bayern, haben die sieben teilnehmenden Staats-und Regierungschefs das Versprechen abgegeben, in den kommenden 15 Jahren 500 Millionen Menschen von Hunger und Mangelernährung zu befreien!
Diese Zusage ist ein großartiger erster Schritt, keine Frage. Aber jetzt kommt es darauf an, dass die G7-Chefs uns beweisen, dass sie auch an die notwendigen finanziellen Mittel gedacht haben und auch darüber verfügen, um dieses Ziel in die Tat umzusetzen.
In einem kürzlich veröffentlichten Zeitungsinterview mit Angela Merkel betonte diese nochmals, welche Bedeutung sie dem Kampf gegen Hunger beimisst: „Nur wenn wir in der Lage sind, der weltweit wachsenden Bevölkerung ein gesichertes Ernährungsangebot zur Verfügung zu stellen, erst dann ist auch die Grundlage dafür geschaffen, dass weitere Entwicklungsmaßnahmen Erfolg haben."
Aussagen wie diese, die dann auch noch von wichtigen Entscheidungsträger kommen, sind enorm wichtig, weswegen sie die Unterstützung und den Rückhalt durch die breite Öffentlichkeit brauchen, um auch wirklich in die Tat umgesetzt zu werden. Und hier kommt ihr ins Spiel. Über 3000 Global Citizens weltweit haben bereits klar und deutlich Stellung bezogen und in den vergangenen Wochen Angela Merkel dazu aufgerufen, dass sie sowohl den Themen Ernährung und Hunger hohe Priorität zukommen lassen soll, und dass sie ihre Position der diesjährigen deutschen G7 Präsidentschaft nutzen soll, um ihre G7-Amtskollegen zu der selben Einstellung zu bewegen.
Außerdem haben sich unzählige Global Citizens vergangenen Samstag unter einem strahlend blauem Himmel auf dem Königsplatz in München getroffen, um gemeinsam mit Entwicklungsminister Gerd Müller und weitere Gästen einen gemeinsamen Aufruf an die G7 Regierungs-Chefs zu starten, mit der Forderung, den Hunger in unserer Welt zu beenden. Und die G7 sind dem Aufruf tatsächlich gefolgt!
Das am vergangenen Montag abgegebene Versprechen ist ein großartiger Erfolg für Global Citizens auf der ganzen Welt! Aber - noch haben wir die 500 Millionen Menschen nicht von Hunger und Mangelernährung befreit. Die Arbeit fängt quasi jetzt erst an, und als nächster Schritt ist es enorm wichtig, dass die G7-Chefs uns auch beweisen, dass sie über die finanziellen Mittel verfügen - denn ohne Geld ist dieses couragierte Ziel nicht zu erreichen.
Außerdem - abgesehen von den finanziellen Mitteln, um diese Bewegung in Gang zu setzen - bleibt die Frage: wie genau wollen wir eigentlich 500 Millionen Menschen von Hunger befreien? Zusammen mit der Frage nach einer entsprechenden Finanzierung, gibt es noch vier weitere Schlüsselfragen, über die man sich Gedanken machen sollte:
1. Ernährung ist nicht gleich Ernährung
Hunger zu bekämpfen bedeutet nicht nur, sicher zu stellen, dass Menschen satt werden - es geht gleichermaßen um die Aufgabe, das durchweg ausgewogene und nahrhafte Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Und zwar diese Art von ausgewogen und nahrhaft, die Menschen dazu befähigt, vollwertig arbeiten und anständig lernen zu können.
Mangelernährung ist zudem der maßgebliche Grund für fast die Hälfte aller Todesfälle der unter 5-Jährigen, und der unzureichende Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln zu Beginn einer Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr eines Kindes kann zu lebenslangen kognitiven und physischen Beeinträchtigungen führen. Die G7-Chefs müssen daher auch diesen 'versteckten' Hunger berücksichtigen und einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der ebenso Dinge wie die Landwirtschaft, das Gesundheitssystem und Wasser- und Hygienefragen ganzheitlich berücksichtigt, um Mangelernährung effektiv zu bekämpfen. So muss der Ansatz vor allem auch Frauen und Kinder erreichen können, um die allgemeine Ernährungssituation zu verbessern. Indem der Fokus zum Beispiel auch auf Dinge wie Stillen, Lebensmittelanreicherungen sowie auf die weitere Forschung in diesen Themengebieten gelegt wird, kann für die kommende Generation ein verbesserter Zugang zu lebenswichtigen Mineral- und Spurenelementen geschaffen werden.
2. Intensiver Einbezug von Kleinbauern
Kleinbauern spielen eine enorm wichtige Rolle wenn es darum geht, nahrhafte Lebensmittel einer breiten Masse vor allem in ländlichen Gegenden zur Verfügung zu stellen. Nichtsdestotrotz sind sie zeitgleich ebenfalls oft von Hunger und Armut betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte der in Armut lebenden Menschen (also ungefähr 800 Millionen Menschen weltweit) in der Landwirtschaft tätig sind. Eine Unterstützung dieser Kleinbauern hätte das Potential, eine Kettenreaktion auszulösen und den Zugang zu lokal angebauten Lebensmitteln in den entsprechenden Gemeinden enorm zu erhöhen, sowie zur Verbesserung der allgemeinen Wirtschaftslage vor Ort beizutragen.
3. Hunger und Mangelernährung in fragiler Umgebung
Humanitäre Hilfe und Nahrungsmittelhilfen müssen sich darauf konzentrieren, die Bedürftigsten unter den Armen zu erreichen. Wir begrüßen daher den G7-Fokus, der auf Ernährungssicherheit und Lebensmittelversorgung in Zeiten von Konflikten und Krisen liegt - aber wir finden, darüber hinaus muss ebenfalls sicher gestellt werden, dass jede geleistete Hilfe im Ernährungsbereich nicht zeitgleich die Existenzgrundlage von örtlichen Kleinbauern und Händlern aufs Spiel setzt (so kann zum Beispiel eine LKW-Ladung kostenloser Reis bedeuten, dass die Händler vor Ort keine Chance mehr haben, ihre angebotenen Lebensmittelwaren an die Bewohner zu verkaufen und langfristig gesehen pleite gehen).
Um solche Situationen zu vermeiden, geht es also nicht darum, Lebensmittel einfach zu verteilen, sondern, wenn es die Situation zulässt, stattdessen beispielsweise Lebensmittelmarken für lokale Geschäfte auszugeben, um so einen Anreiz für die Vor-Ort Produktion zu schaffen.
4. Klimawandel und Hunger
Die Auswirkungen des Klimawandels machen es bereits Millionen von Landwirten schwerer, Lebensmittel erzeugen. Das bedeutet, dass der Klimawandel und der Hunger in unserer Welt unmittelbar miteinander verbunden sind. So haben eine immer geringere Bodenqualität, vermehrt auftretende Naturkatastrophen und die Wasserknappheit bereits enormen Einfluss, vor allem auf fragile Gemeinden, die im hohen Umfang von der Landwirtschaft leben. Der Plan der G7-Staaten muss daher die Landwirte auch dahingehen unterstützen, als dass sie trotz erschwerter Bedingungen in der Lage sind, ihre eigene lokale Gemeinschaft mit Lebensmitteln versorgen zu können. Ein Ansatz wäre beispielsweise, Kleinbauern dabei zu helfen ihre Erträge auf nachhaltige und ökologisch rücksichtsvolle Weise zu erwirtschaften. Somit erhalten diese Gemeinden zusätzlich die Chance, sich effektiv weiter zu entwickeln und allen voran: dem extremen Hunger zu entkommen und nicht Gefahr zu laufen, wieder in diesen zurück zu fallen.
Das Versprechen, dass die G7-Staaten am Montag abgegeben haben, ist ein fantastischer Schritt hin zu dem Ziel, dass 500 Millionen Menschen bis zum Jahr 2030 nicht mehr hungern müssen. Aber bis hier hin sind es erst mal nur Worte und von denen wird keiner satt. Merkels Worten müssen jetzt auch Taten folgen!
Wenn du das auch so siehst, dann schließe dich uns an und unterzeichne hier und jetzt unsere G7-Petition, in der wir die G7 Staats- und Regierungschefs dazu auffordern, atkiv zu werden um dieses großartige Ziel in die Realität umsetzen!
Mehr über unsere Petitionen und 'Take Action Now' Aktionen im Allgemeinen erfährst du in unseren FAQs.