Die Atomwaffenarsenale werden vergrößert. Die Konflikte nehmen zu. Millionen von Menschen werden vertrieben. Das Völkerrecht wird ungestraft missachtet, während kriminelle und terroristische Netzwerke von Spaltung und Gewalt profitieren. Das ist die Situation, in der sich die Welt heute befindet.
Die Gründe für den Ausbruch von Konflikten reichen von territorialen Streitigkeiten und regionalen Spannungen bis hin zu Korruption und schwindenden Ressourcen aufgrund der Klimakrise.
Konflikte unterbrechen den Zugang zu lebensnotwendiger Versorgung. Sie zwingen Menschen in extreme Armut, wobei die Ärmsten und Gefährdetsten den höchsten Preis zahlen. Konflikte kosten nicht nur Menschenleben und zerstören die Infrastruktur, sie haben auch tiefgreifende, langfristige Folgen. Das alles gefährdet die Fortschritte bei der Verwirklichung der Global Goals.
Die aktuelle humanitäre Krise in der Ukraine mag im Moment die größte Aufmerksamkeit erhalten. Doch es gibt viele Konflikte auf der Welt, die ebenso viel Unterstützung und Mitgefühl verdienen. Hier sind zehn Fakten, die du über aktuelle Konflikte auf der ganzen Welt wissen solltest.
1. Zurzeit gibt es mindestens 27 Konflikte
Laut dem “Global Conflict Tracker” des “Council on Foreign Relations” gibt es derzeit weltweit 27 Konflikte. Der Tracker kategorisiert die Konflikte in drei Gruppen: Verschärfung, Verbesserung und unverändert. Momentan gibt es demnach keinen einzigen Konflikt, der als "sich verbessernd" beschrieben wird.
Zu den Konflikten, die sich verschlechtern, gehören der Konflikt in der Ukraine, der Krieg in Afghanistan, die politische Instabilität im Libanon, der Krieg im Jemen, die Rohingya-Krise in Myanmar und der Konflikt in Äthiopien.
2. Konflikte und Gewalt sind auf dem Vormarsch
Nach Angaben der UN nehmen Konflikte und Gewalt weltweit zu. Die UN warnt, dass der Frieden auf der Welt so stark bedroht ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
3. Zwei Milliarden Menschen leben derzeit in von Konflikten betroffenen Gebieten
Ein Viertel der gesamten Weltbevölkerung lebt in von Konflikten betroffenen Gebieten. Zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehören die äthiopische Region Tigray, Südsudan, Syrien, Jemen und Afghanistan. Nach Angaben der UN waren im vergangenen Jahr 84 Millionen Menschen aufgrund von Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gezwungen, sich ein neues Zuhause zu suchen. In diesem Jahr werden schätzungsweise mindestens 274 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen.
4. Kinder im Jemen sind so hungrig, dass sie ihre eigenen Hände essen
Seit sechs Jahren herrscht im Jemen ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den von Saudi-Arabien unterstützten Regierungstruppen und den vom Iran unterstützten Houthi-Kämpfer*innen. Fast eine Viertelmillion Menschen wurden getötet, viele mehr in Richtung Hungertod getrieben.
Die Kinder zahlen den höchsten Preis. Der vierjährige Meshal hat sich vor Hunger sogar seine eigenen Finger abgenagt. Laut dem UN-Bericht vom August 2021 stirbt alle zehn Minuten ein Kind im Jemen.
5. Über 13 Millionen Syrer*innen wurden seit Beginn des Krieges vertrieben
Fast elf Jahre nach Beginn des Krieges ist die gehört die Flucht syrischer Menschen immer noch zur Größten weltweit (13,2 Millionen Betroffene, davon 6,6 Millionen Geflüchtete und mehr als sechs Millionen Binnenvertriebene). Mindestens zwei Millionen Menschen leben in Zeltlagern und haben nur begrenzten Zugang zur Grundversorgung.
Der Krieg in Syrien begann in Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling – einer Reihe von antiautoritären Protesten, Aufständen und Rebellionen, die sich in den frühen 2010er Jahren über mehrere Länder im Nahen Osten ausbreiteten. Die Menschen in Syrien erhoben ihre Stimme und forderten Reformen. Doch der syrische Präsident Bashar al-Assad ging hart gegen Andersdenkende vor und machte deutlich, dass eine demokratische Regierung nicht Teil seines Plans war. Als weitere Tausende auf die Straße gingen, eröffnete die Armee das Feuer auf die Demonstrant*innen. Daraufhin tauchten kleine bewaffnete Rebellengruppen auf, die seither versuchen, die Regierung zu stürzen. Bis zum heutigen Tag befinden sie sich mit der Regierung in einem Bürgerkrieg.
6. Der Konflikt in Myanmar ist der am längsten andauernde Bürgerkrieg der Welt
Mit einer Dauer von mehr als 60 Jahren ist der Konflikt in Myanmar (früher Birma genannt) der längste Bürgerkrieg der Welt. In dem Land existieren seit 1948 – dem Jahr, in dem es Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangte – eine repressive Militärherrschaft und ein Bürgerkrieg mit ethnischen Minderheiten.
Im Jahr 2011 flackerte Hoffnung auf, dass sich das Land von der vollständigen Militärherrschaft lösen würde. Doch die Hoffnung auf demokratische Reformen wurden enttäuscht und das Militär behielt größtenteils die Kontrolle über die Regierung.
Im Jahr 2017 begannen die Tatmadaw (die Streitkräfte Myanmars) und lokale Sicherheitskräfte eine Kampagne zur “ethnischen Säuberung” gegen die muslimische Minderheit der Rohingya. Tausende wurden ermordet und ganze Dörfer niedergebrannt.
Fast 880.000 Rohingya sind aus dem Land geflohen. Die Gefährdetsten, darunter schwangere Frauen, Säuglinge, Kinder und ältere Menschen, waren gezwungen, sich durch tagelange Reisen nach Bangladesch in Sicherheit zu bringen. Heute leben sie im größten und am dichtesten besiedelten Geflüchtetenlager der Welt: Kutupalong. Etwa die Hälfte der Geflüchteten sind Kinder.
7. Nur ein einziger Vergewaltigungsfall wurde jemals erfolgreich am Internationalen Strafgerichtshof angeklagt
Vergewaltigung ist das am meisten vernachlässigte Kriegsverbrechen der Genfer Konvention von 1949. Das erklärt die langjährige Auslandskorrespondentin der Sunday Times of London, Christina Lamb.
In ihrem Buch “Our Bodies, Their Battlefields” (Unsere Körper, ihre Schlachtfelder) schreibt sie: "Kriegsvergewaltigungen werden stillschweigend hingenommen und ungestraft begangen. Militärische und politische Führungspersonen tun sie achselzuckend als Nebenschauplatz ab. Oder es wird geleugnet, dass es jemals passiert ist."
Der 2002 gegründete Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat bisher nur eine einzige Verurteilung wegen sexueller Sklaverei und Vergewaltigung erwirkt – im Jahr 2019 im Fall eines kongolesischen Kriegsherrn.
In der Tat sind insbesondere Frauen und Mädchen die Leidtragenden von Konflikten. Oft werden sie nicht als Menschen angesehen, sondern als Kriegswaffen.
8. Die zehn am stärksten von Konflikten betroffenen Länder verlieren im Durchschnitt 41 Prozent ihres BIP
Die Kosten eines Krieges sind nahezu unermesslich. Neben dem menschlichen Leid, den sozialen Folgen und den Schäden an der Infrastruktur wirken sich Konflikte auch auf die Wirtschaft der von Konflikten heimgesuchten Länder aus.
Das Institute for Economics & Peace fand heraus, dass die zehn am stärksten von Konflikten betroffenen Länder der Welt 41 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) verloren haben. Warum das wichtig ist? Wenn eine Wirtschaft durch militärische Gewalt gestört wird, sind die Auswirkungen noch lange nach dem Abklingen des Konflikts zu spüren. Das führt dazu, dass fast alle Menschen ärmer werden.
9. Konflikte verursachen 80 Prozent des gesamten humanitären Bedarfs
"Die menschlichen und wirtschaftlichen Kosten von Instabilität, Konflikten und Gewalt sind enorm", schreibt Franck Bousquet, Senior Director der Fragility, Conflict and Violence (FCV) Group bei der Weltbank, in einem Artikel für die Nachrichtenagentur “The New Humanitarian”.
Konflikte sind für 80 Prozent des humanitären Bedarfs verantwortlich. Im Jahr 2016 beliefen sich die Kosten von Konflikten weltweit auf erstaunliche 14 Billionen US-Dollar (etwa 12,8 Billionen Euro). Das wäre genug Geld, um den Hunger in der Welt 42 Mal zu beenden. Man kann sich also vorstellen, was die Welt mit diesem Geld alles tun könnte, wenn Konflikte weltweit beendet würden.
10. Afghanische Familien sind gezwungen, Organe und Babys zu verkaufen, um sich Brot zu leisten
Die Übernahme Afghanistans durch die Taliban nach 20 Jahren Konflikt unter Führung der USA hat die Wirtschaft des Landes zum Erliegen gebracht, zu einer fast allumfassenden Armut und einer beispiellosen Hungerkrise geführt.
Mehr als die Hälfte der geschätzt 40 Millionen Einwohner*innen des Landes leidet unter “extremem Hunger und neun Millionen von ihnen sind von einer Hungersnot bedroht", so das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR.
Unter diesen extremen Bedingungen sind bereits viele Kleinkinder verhungert. Da sie das nicht mit ansehen konnten, haben viele Familien die qualvolle Entscheidung getroffen, ihre Kinder zu verkaufen, während andere sich dazu entschlossen, ihre Organe auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
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