Gonzalo Cardona Molina war ein kolumbianischer Naturschützer, der den Gelbohrpapagei vor dem Aussterben bewahrte. Frozan Safi war eine junge feministische Aktivistin in Afghanistan, die mit ihrer Stimme für die Rechte der Frauen eintrat. K Za Win und Myint Myint Zin waren zwei Dichter aus Myanmar, die mit der Macht der Feder gegen den Militärputsch protestierten.
Das sind nur vier der 358 Menschen, die 2021 wegen ihres Einsatzes für Menschenrechte ermordet wurden. Sie alle setzten sich für eine bessere Welt ein und zahlten dafür den höchsten Preis.
Die Welt wird für Aktivist*innen immer gefährlicher, Freiheiten stehen weltweit unter Beschuss. Autoritäre Herrschaft breitet sich wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt aus – von Nicaragua bis Afghanistan. Deshalb ist es wichtiger denn je, zivilgesellschaftliche Räume und bürgerliche Freiheiten zu schützen.
Lobbyarbeit ist das Herzstück der Mission von Global Citizen und beinhaltet alles, was wir tun – vom Bestärken von Mädchen auf der ganzen Welt über den Kampf gegen die Klimakrise bis hin zur Überwindung der systemischen Barrieren, die Menschen in Armut gefangen halten.
Hier erfährst du, warum wir Aktivist*innen schützen müssen – und warum das nicht warten kann. Unterstütze unsere Kampagne zum Schutz und zur Stärkung von Aktivist*innen in der Welt, indem du aktiv wirst.
1. Nur 3,1 Prozent der Weltbevölkerung lebt in “freien” Ländern.
Laut dem CIVICUS Monitor – einem Forschungsinstrument, das Echtzeitdaten über den Zustand der Zivilgesellschaft und die bürgerlichen Freiheiten in 196 Ländern liefert – leben nur 3,1 Prozent der Weltbevölkerung in einem Land mit dem höchsten Freiheitsgrad.
Aber was bedeutet bürgerliche Freiheit? Bürger*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen sollten in der Lage sein, sich zu organisieren, zu protestieren, abweichende Meinungen zu äußern und sich Gehör zu verschaffen, ohne Angst vor Gewalt, Repressalien oder Einschüchterung haben zu müssen. Mit unserem Quiz kannst du herausfinden, wie es um den zivilgesellschaftlichen Raum in deinem Land steht.
2. Die Freiheit weltweit verringert sich.
Viele Regierungen – in Chile, Ecuador, dem Irak und den USA – nutzten die Pandemie als Vorwand, um Rechte wie die Redefreiheit und den friedlichen Protest einzuschränken. Es waren unverhältnismäßige Einschränkungen, die wissenschaftlich unbegründet waren. Zudem schufen die Regierungen keine anderen Möglichkeiten, um diese Rechte auszuüben, beispielsweise online.
Doch schon vor der COVID-19-Pandemie wurde die Freiheit angegriffen. In den vergangenen 16 Jahren wurden die Freiheitsrechte weltweit immer weiter beschnitten. Im Februar 2022 lebten rund 38 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die als “nicht frei” eingestuft wurden. Das ist der höchste Anteil seit 1997.
3. Die Zahl der Proteste hat sich in weniger als 15 Jahren verdreifacht.
Es scheint nicht nur mehr Proteste als früher zu geben, dem ist auch so. Laut einer Studie hat sich die Zahl innerhalb weniger Jahre verdreifacht. Von Afrika bis Nord- und Südamerika und von Asien bis Europa gehen Menschen auf die Straße, um die Gleichstellung der Geschlechter, mehr Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Bürgerrechte und ein Ende der staatlichen Gewalt zu fordern.
So gingen im Jahr 2020 beispielsweise in Indien Tausende von Landwirt*innen auf die Straße, um gegen neue Gesetze zu protestieren, von denen sie befürchteten, dass sie ihr Einkommen schmälern und den Agrarsektor aushöhlen würden. Dabei wurden sie von der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas angegriffen. Im selben Jahr erlebte die Black Lives Matter-Bewegung nach der Ermordung von George Floyd ein Wiederaufleben. 2021 brachte der Ärger über den Umgang des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro mit der Pandemie die Menschen auf die Straße.
Natürlich muss Protest nicht immer in Form einer riesigen Demo auf der Straße stattfinden. Manchmal genügen schon eine Handvoll Menschen, um richtig Lärm zu machen.
4. Der größte Verstoß gegen die bürgerlichen Freiheiten ist die Inhaftierung von Demonstrant*innen.
Unter den weiteren Top Ten der Verstöße gegen die bürgerlichen Freiheiten Jahr 2022 sind: Einschüchterung, Belästigung, Zensur, übermäßige Gewalt und restriktive Gesetze.
Am häufigsten wurden jedoch Menschen, die auf die Straße gingen, inhaftiert. Das ist ein Phänomen, das im Sudan, in Russland – nach Putins Einmarsch in der Ukraine noch stärker – in Angola und in der Türkei zu beobachten ist. Es überrascht vielleicht nicht, dass das alles Länder mit Autokraten an der Spitze sind, in denen die Demokratie entweder nicht existiert oder nur vorgetäuscht wird.
5. Im Jahr 2021 kam es häufiger zu Staatsstreichen als in den zehn Jahren zuvor.
Im Februar 2021 erklärte das Militär in Myanmar, dass das Wahlergebnis aufgrund von Wahlbetrug ungültig sei. Sie setzten ihren Oberbefehlshaber als amtierenden Präsidenten ein – als “vorübergehende Maßnahme”, wie sie sagten. Das war vor über einem Jahr. Das Land wurde in einen “Ausnahmezustand” versetzt, Tausende von Menschen wurden getötet, als die Streitkräfte gegen friedliche Proteste vorgingen und Tausende weitere ins Gefängnis geworfen und gefoltert.
Auch im Sudan übernahm das Militär im Oktober 2021 die Macht unter dem Vorwand, das Land befinde sich im “Ausnahmezustand”. Obwohl Abdalla Hamdok später wieder als Premierminister des Landes eingesetzt wurde, hat das Militär die Regierung eisern im Griff. Es kam zu massiven Protesten gegen den Staatsstreich und die anschließende gewaltsame Reaktion der Sicherheitskräfte forderte zahlreiche Tote.
‼️ 113 people have been injured and 1 killed in last week in #Sudan
— Cameron Hudson (@_hudsonc) May 24, 2022
‼️ 96 protesters have been killed since the coup in October last year and more than 1500 detained
‼️ 80 people associated with the protest movement had been detained in last 2 weekshttps://t.co/I1x5dPTlwa
Ein ähnliches Schicksal erlitt Westafrika, wo die Guineer*innen unter der Herrschaft von Beamt*innen, die nicht gewählt wurden, stehen. Zudem erlebte Mali den zweiten Militärputsch in weniger als einem Jahr.
6. Mindestens 358 Menschen wurden im Jahr 2021 wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte ermordet.
Expert*innen gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl viel höher ist, weil viele Todesfälle nicht gemeldet werden.
7. Die Verteidigung der Rechte von Land, Umwelt und indigenen Völkern ist der gefährlichste Bereich, in dem man tätig sein kann.
211 der getöteten Aktivist*innen im Jahr 2021 verteidigten die Rechte von Land, Umwelt und indigenen Völkern. Mit einer Quote von 59 Prozent macht es das zur gefährlichsten Art von Aktivismus.
Alleine 93 der Ermordeten (26 Prozent) setzten sich für die Rechte indigener Völker ein. Das ist besonders eindrucksvoll, wenn man bedenkt, dass indigene Völker nur sechs Prozent der Weltbevölkerung, gleichzeitig aber auch 19 Prozent der in extremer Armut lebenden Menschen, ausmachen.
8. Kolumbien ist für Aktivist*innen das gefährlichste Land der Welt.
Aktivist*innen werden immer noch von den verbleibenden bewaffneten Gruppen in Kolumbien wegen ihrer Arbeit zur Verteidigung der Menschenrechte und der Umwelt angegriffen. Von den 358 Morden im Jahr 2021 fanden 138 in Kolumbien statt.
Einer der Ermordeten war der 14-jährige kolumbianische Umweltaktivist Breiner David Cucuñame, der im Januar 2022 erschossen wurde, als er mit einer unbewaffneten Gruppe auf Patrouille war.
Breiner David Cucuñame, 14-year-old indigenous defender, was killed in southwestern Colombia on January 14. Colombia is one of the deadliest countries to be an environmental defender. #DefendTheDefenders#JusticiaParaBreinerpic.twitter.com/e9BkFIDHxw
— Fridays For Future MAPA (@FFFMAPA) January 20, 2022
Das zweittödlichste Land ist Mexiko mit 42 Toten, denn dort nimmt die Gewalt der Kartelle zu. Dahinter folgen Brasilien, Indien, die Philippinen und Afghanistan, wo die Taliban keine Zeit verloren haben, um die Menschenrechte zu unterdrücken.
Um es mit den Worten von Martin Luther King Jr. zu sagen: “Ungerechtigkeit irgendwo ist eine Bedrohung für die Gerechtigkeit überall." Eine Bedrohung der Freiheit – ob in Kolumbien oder im Sudan – ist eine Bedrohung der Freiheit überall. Schließe dich dem Kampf für die Freiheit an, indem du bei uns aktiv wirst und mit uns zivilgesellschaftliche Räume schützt.