Wusstest du, dass jährlich 0,5 Millionen Tonnen Mikrofasern durch das Waschen von Synthetikkleidung ins Meer gelangen? In Deutschland allein gibt es pro Kopf 95 Kleidungsstücke, doch so gut wie jedes fünfte wird gar nicht von uns getragen. Was für eine Umweltverschmutzung dieser Konsum mit sich bringt, ist oftmals nicht zu fassen. 

Bereits 2017 veröffentlichte die Umweltorganisation Ellen MacArthur Foundation einen Bericht über die Auswirkungen der Modebranche auf unseren Planeten. Der Bericht zeigt auf, dass die Modebranche ihre weltweite Produktion bis 2050 auf mehr als 160 Millionen Tonnen Kleidung verdreifachen will. Das würde zu katastrophalen Emissions- und Umweltbelastungen führen.

“Die derzeitige Textilindustrie basiert auf einem veralteten linearen Take-Make-Dispose-Modell und ist enorm verschwenderisch und umweltschädlich“, sagte Ellen MacArthur dem Guardian. “Wir brauchen eine neue Textilökonomie, in der Kleidung anders gestaltet, länger getragen und viel öfter recycelt und wiederverwendet wird.“

Die Modedesignerin Stella McCartney, die für ihren Einsatz für die Umwelt und die Einführung nachhaltiger Praktiken in ihrer eigenen Marke bekannt ist, schloss sich laut Guardian der Stiftung an, um eine umfassende Überarbeitung der globalen Praktiken und Verbraucher*innenerwartungen zu fordern.

“Der Bericht ist eine Art Fahrplan für uns, um bessere Unternehmen und eine bessere Umwelt zu schaffen“, sagte Stella McCartney in einer Pressemitteilung. “Es gibt den Startschuss dafür, einen Weg zu finden, um zusammenzuarbeiten und die Zukunft der Mode und unseres Planeten zu verbessern.“

Der Bericht ist voll von erschütternden Statistiken, einschließlich der Tatsache, dass nur ein Prozent der Kleidung jemals recycelt wird. Der Rest – der etwa im Wert eines Müllwagens pro Sekunde liegt – wird verbrannt oder auf einer Mülldeponie entsorgt.

Das macht die Modeindustrie zu einer der verschwenderischsten der Welt und ihre Bilanz der Umweltverschmutzung beschränkt sich nicht nur auf Mülldeponien. Jedes Jahr gelangen eine halbe Million Tonnen Mikrofasern in die Gewässer der Welt und werden zu Schadstoffen, die Meereslebewesen schädigen, so der Bericht weiter. Dazu kommen enorme Mengen an CO2-Emissionen durch Transport und Energieverbrauch, wenn Designs in einem Land, die Produktion in anderen und der Verkauf in wiederum anderen Ländern stattfinden. 

Die weltweiten Emissionen von Textilunternehmen betragen derzeit mehr als 1,2 Milliarden Tonnen pro Jahr. Das ist mehr als alle Flüge und die Seeschifffahrt zusammen, stellt der Bericht heraus. Letztendlich treibt Fast Fashion die Probleme der Branche rasant voran. Ein Trend der schnellen Produktion und des schnellen Umsatzes.

Laut dem Beratungsunternehmen McKinsey hat sich die Menge der weltweit produzierten Kleidungsstücke seit dem Jahr 2000 verdoppelt, während gleichzeitig die Nutzungsdauer eines Kleidungsstücks in den letzten 15 Jahren um 36 Prozent zurückgegangen ist.

Das World Resources Institute sagt, dass jedes Jahr 20 Kleidungsstücke für jeden Menschen auf der Erde hergestellt werden. Laut Guardian wird es nicht einfach, die Branche zu verändern.

Der Bericht fordert Unternehmen dazu auf, nachhaltigere und natürliche Materialien zu verwenden; dass Verbraucher*innen ihre Kleidung länger tragen und insgesamt weniger kaufen; und für die Entwicklung von Praktiken wie Kleider-Mieten, damit Kleidung einen langfristigen Wert hat und öfter genutzt werden kann.

Ein solcher Ansatz könnte den Umsatz in der 2,4-Billionen-US-Dollar-Industrie verringern, aber nachhaltige Praktiken könnten Unternehmen möglicherweise jährlich 500 Milliarden US-Dollar einsparen.

Unternehmen wie Patagonia, Eileen Fisher und Stella McCartney haben sich laut dem Dokumentarfilm The True Cost, der die Umweltbelastung der Modeindustrie untersucht, einem nachhaltigen Produktionsmodell verschrieben.

Und auch andere größere Marken wie Levi’s, Adidas und H&M fangen an, nachhaltigere Materialien in ihre Produktionszyklen zu integrieren.

Zusammengenommen seien diese Bemühungen jedoch zu isoliert und oft unvollständig oder sogar oberflächlich, argumentiert der Bericht. Vor allem in Hinblick auf die riesigen neuen Märkte in ganz Afrika und Asien, die sich in den kommenden Jahren erschließen sollen, was das Tempo der Fast Fashion weiter beschleunigen könnte.

Zudem gibt die Branche laut einem Artikel in der Huffington Post zu viele Lippenbekenntnisse zur Nachhaltigkeit ab, während die multinationale Natur der Modeindustrie die Umweltkosten auf weniger regulierte Länder abwälzt. Beispielsweise wurde ein Großteil der Produktion in Länder wie Indien verlagert, wo der Einsatz von Pestiziden durch Baumwollbäuer*innen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen geführt hat und Ledergerbereien Flüsse und Böden stark verschmutzen.

Echte Veränderungen werden sich nur ergeben, wenn weltweit Vorschriften zur Begrenzung der Umweltverschmutzung und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen eingeführt werden und wenn Unternehmen ihre Lieferketten reformieren.

“Es ist an der Zeit, zu einem Textilsystem überzugehen, das bessere wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Ergebnisse liefert“, schließt der Bericht.

News

Umwelt schützen

Bericht: Die Modebranche ist einer der größten Umweltsünder

Ein Beitrag von Joe McCarthy