Wann hast du zuletzt ein Outfit doppelt getragen? Achtest du darauf, wo deine Kleidung hergestellt wird? Behältst du ein Kleidungsstück, bis es nicht mehr passt oder kleidest du dich jede Saison neu ein? Diese Fragen mögen unangenehm sein. Doch immer mehr Menschen auf der ganzen Welt stellen sie sich, um einen nachhaltigen Umgang mit Mode zu finden.
Die Modeindustrie produziert und verkauft mehr Kleidung als je zuvor. Marken wie ASOS, Fashion Nova und Zara bringen jede Woche neue Artikel auf den Markt, sowohl online als auch in den Geschäften. Fast jede*r besitzt also Kleidung, die man als “Fast Fashion“ bezeichnen könnte. Aber warum ist das ein Problem?
Der Begriff “Fast Fashion“ steht für das hohe Tempo und die niedrigen Preise, die in der Modeindustrie gängig sind – und die schädlich für die Umwelt sind. Auf einen Modetrend hin wird Kleidung entworfen, hergestellt, in den Einzelhandel transportiert und verkauft. Bei einem neuen Trend beginnt dieser Prozess sofort von vorne, was dafür sorgt, dass nahezu neue Kleidung nicht mehr getragen oder sogar entsorgt wird. Eine von Labfresh veröffentlichte Studie mit Daten aus 15 EU-Ländern hat ergeben, dass 57,1 Prozent der Modeabfälle auf Mülldeponien landen.
Das Konzept Fast Fashion spielt sich direkt vor unseren Augen ab – auf Social Media und in unseren Kleiderschränken – doch wie schädlich die Modeindustrie für die Umwelt ist, spielt sich hinter den Kulissen ab. Das erschwert der Branche, nachhaltiger zu werden. Laut Vox gibt es nur wenige wissenschaftlich fundierte Statistiken über den Zusammenhang zwischen der Modeindustrie und dem Klimawandel. Doch auch ohne konkrete Informationen ist klar: Fast Fashion ist ein Problem.
Polyester, die am häufigsten verwendete Faser in Kleidung, wird aus Kunststoff hergestellt und baut sich nie vollständig ab. Wie andere Kunststoffe wird Polyester selten recycelt und benötigt Jahre, um sich in Mikroplastik zu zersetzen, das der Tierwelt schadet und CO2 in die Atmosphäre abgibt.
Und die Modeindustrie verursacht noch an anderen Stellen Emissionen: Denkt man an Materialien, Herstellung und Transport, überrascht es nicht, dass die Branche laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2021 fünf Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht.
Das Thema Nachhaltigkeit ist auf dem Vormarsch und immer mehr Marken versuchen, die Nachfrage der Verbraucher*innen nach umweltbewusster Kleidung zu erfüllen. Doch ohne Transparenz können wir keine Nachhaltigkeit gewährleisten. Dem Fashion Transparency Index zufolge haben Fast Fashion-Händler erhebliche Defizite, was die Offenlegung ihres Umgangs mit Menschenrechten und Umweltpolitik angeht.
Der Wandel muss auf der Makroebene der Modeindustrie stattfinden. Ein erster Schritt wäre, dass Modeproduzenten nachhaltige Materialien nutzen und ihre Lieferketten so überarbeiten, dass sie weniger Emissionen verursachen. Aber auch Konsument*innen weltweit können durch ihre Entscheidungen die schädlichen Auswirkungen von Fast Fashion reduzieren.
Im Folgenden haben wir sieben Möglichkeiten zusammengestellt, wie du Fast Fashion meiden und etwas für den Schutz unserer Umwelt tun kannst.
1. Kaufe bei nachhaltigen und ethischen Modemarken ein.
Eine der einfachsten Möglichkeiten, um Schäden auf Umwelt und Menschen zu verhindern und trotzdem shoppen gehen zu können, sind ethische Kaufentscheidungen. Etwa kannst du so deinen CO2-Fußabdruck reduzieren und faire Arbeitsbedingungen auf der ganzen Welt fördern.
Ein Bericht von Oxfam aus dem Jahr 2019 auf Basis von Interviews mit mehr als 470 Textilarbeiter*innen in Bangladesch und Vietnam zeigt: Weniger als ein Prozent der Befragten berichtet von gerechten Arbeitsbedingungen und existenzsichernden Löhnen.
Nachhaltige Marken achten entlang der gesamten Lieferkette, von Herstellung bis zum Verkauf ihrer Produkte darauf, dass recycelte Materialien genutzt werden und die Arbeiter*innen fair bezahlt werden. Informiere dich vor einem Kauf über die Werte deiner Lieblingsmarke und prüfe im Fashion Transparency Index, wie offen sie über Sozial- und Umweltpolitik aufklärt.
2. Kaufe weniger, aber hochwertigere Mode.
Fast Fashion-Händler haben uns davon überzeugt, dass in unseren Kleiderschränken immer der neueste Trend hängen muss, um glücklich zu sein. Doch in der Regel sind entsprechende Teile aus billigen Materialien hergestellt, die nicht lange halten. Das animiert uns zusätzlich, mehr zu kaufen. Um von Fast Fashion loszukommen, solltest du also anspruchsvoller sein, was deine Kaufentscheidungen betrifft.
Brauchst du wirklich drei schwarze T-Shirts aus dünner Kunstfaser? Wie wäre es, wenn du nur eins kaufen würdest, das aber in nachhaltiger Produktion aus 100 Prozent Baumwolle hergestellt wurde? Das sorgt nicht nur für ein gutes Gewissen, sondern auch dafür, dass du besser gekleidet wirkst.
3. Spende oder verkaufe deine gebrauchte Kleidung.
Egal, ob deine Lieblingsjeans nicht mehr passt, du in eine andere Klimazone ausgewandert bist oder einfach mehr Oberteile besitzt, als in deinen Schrank passen – gib deiner Kleidung eine Chance auf ein zweites Leben. Es gibt unzählige Möglichkeiten, nicht mehr benötigte Kleidung abzugeben, ohne die Umwelt zu belasten, etwa Spendenzentren, Altkleidercontainern oder Second Hand-Läden. Achte nur darauf, dass die Kleidung gewaschen und in einem gutem Zustand ist, bevor du sie weitergibst.
4. Veranstalte eine Kleidertauschparty.
Wenn du eigentlich keine Kleidung abgeben möchtest, dir die Auswahl in deinem Kleiderschrank aber nicht mehr so gut gefällt, gibt es eine einfache Möglichkeit, um umweltfreundlich an neue Mode zu gelangen: Kleidung tauschen. Frage deine Freund*innen, ob ihr euch gegenseitig Kleidung ausleihen wollt oder veranstalte Kleidertauschpartys.
Vielleicht kannst du die Jeansjacke nicht mehr sehen, die du jeden Tag trägst, würdest dir aber gern das Sweatshirt deiner Freundin ausleihen. Sie wiederum hat ein Auge auf die Schuhe geworfen, die du seit Monaten nicht mehr angefasst hast. Es muss ja nicht für immer sein – ihr könnt jederzeit zurück tauschen!
5. Kaufe oder miete Second Hand-Kleidung.
Wenn du gerne und oft einkaufst, um deine Garderobe zu erneuern, solltest du besser auf gebrauchte Kleidung umsteigen. Second Hand-Läden auf der ganzen Welt bieten einzigartige Vintage-Teile an, aber auch immer mehr Einzelhändler setzen auf gebrauchte Mode, um Fast Fashion den Kampf anzusagen.
Eine Studie aus dem Jahr 2021, die in der finnischen Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht wurde, ergab: Kleidung zu leihen ist wegen des Transport und der Reinigung mit Chemikalien umweltschädlicher als sie wegzuwerfen. Die Mietmode-Branche hat diesen Ergebnissen jedoch widersprochen und erklärt, das Mieten von Kleidung entschleunige das Kaufverhalten und erhöhe die Lebensdauer von Kleidungsstücken. Landet weniger Mode auf der Mülldeponie, reduziert das Kohlenstoffemissionen.
Es gibt nicht den einen Weg, um die Modeindustrie nachhaltiger zu machen. Aber die Kombination mehrere Möglichkeiten kann schädliche Auswirkungen auf die Umwelt verringern. Second Hand-Plattformen online und Mietmode-Konzepte machen es den Verbraucher*innenn leicht, Überproduktion zu verhindern und ihren persönlichen CO2-Fußabdruck zu verringern.
6. Recycle Textilien und Kleidungsstücke.
Einige Modeketten sind sich ihrer schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt bewusst und unternehmen Schritte, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Sie bieten ihren Kund*innen die Möglichkeit, Textilien zu recyceln.
Deine alten Socken oder zerrissenen Jeans werden so als Material für neue Kleidung wiederverwendet oder zu Isoliermaterial für Häuser verarbeitet. Erkundige dich bei Textilrecyclingzentren in deiner Nähe oder frage bei deinen Lieblingsgeschäften nach, ob sie Textilspenden annehmen.
7. Gib alter Kleidung einen neuen Sinn.
Wenn du kein Recyclingprogramm für Textilreste und weniger gut erhaltene Kleidungsstücke findest, dann nimm die Sache selbst in die Hand und erschaffe etwas Neues!
Aus alten T-Shirts lassen sich Putztücher herstellen, die du anstelle von Einwegprodukten nutzen kannst. Eine weitere Idee ist, Plüschtiere oder Puppen, T-Shirt-Quilts und Schals aus Gegenständen herzustellen, die du andernfalls weggeworfen hättest.