Eine Gruppe von fünf Teenagerinnen aus Kisumu in Kenia hat Großes vor: Sie wollen weibliche Genitalverstümmelung mit Hilfe einer App(!) beenden. Jetzt sind sie auf dem Weg zu Google, um die App mit dem Namen „I-cut“ auf den Markt zu bringen.
Die App soll es Nutzern erlauben, Hilfe zu rufen oder einen Fall von Genitalverstümmelung zu melden, Informationen über weibliche Beschneidung zu finden und Geld zu spenden, heißt es in einem Bericht von Reuters.
Ihre erste Version von I-cut entwarfen die Mädchen für den „Technovation’s World Pitch Summit“, ein internationaler Wettbewerb für Mädchen, um eigens entwickelte Apps vorzustellen, die ihren Gemeinden dabei helfen sollen, die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zu erreichen. Wenn die Mädchen gewinnen sollten, wären sie in der Lage, ihre Idee in ein richtiges Unternehmen zu verwandeln und die App mit einem Kapital von 15.000 US-Dollar auf den Markt zu bringen.
Die Teenager, alle im Alter von 15-17 Jahren, nennen sich laut Reuters die „Restorers“ (die Wiederhersteller), weil sie den Mädchen in ihrer Gemeinde Hoffnung für die Zukunft bringen, dass weibliche Genitalverstümmelung eines Tages nicht mehr praktiziert wird.
Die Mädchen erzählten Reuters, dass sie selbst keine Opfer weiblicher Beschneidung seien, aber dass sie Freundinnen hätten, die in der Vergangenheit beschnitten wurden.
„Sie war eine meiner besten Freundinnen, aber nachdem sie beschnitten wurde, ist sie nie wieder in die Schule gekommen”, sagt Purity Achieng über eine Klassenkameradin. „Sie war eine der klügsten Mädchen, die ich kannte.”
Deshalb nutzen die angehenden Software-Entwicklerinnen ihr Technikwissen, um den Mädchen in ihrer Klasse und den 131 Millionen anderen Mädchen auf der Welt dabei zu helfen, ihre Schulzeit zu beenden.
Innerhalb der App können Opfer weiblicher Genitalverstümmelung Kontakt zu medizinischen Einrichtungen und Rechtshilfe bekommen, wenn sie auf den Button ‘Hilfe’ drücken, erklärt eines der Mädchen im Bewerbungsvideo.
Die App klingt vielversprechend für Opfer weiblicher Genitalverstümmelung, die in Regionen leben, in denen medizinische Versorgung zur Verfügung steht. In anderen Gegenden wie zum Beispiel dem Sudan, wo jedes dritte Mädchen an den Folgen ihrer Beschneidung stirbt, muss der Zugang zu medizinischen Einrichtungen vorangetrieben werden, bevor die App nützlich sein könnte. Dennoch sind Ideen wie solche ein Schritt in die richtige Richtung.
In Kenia ist die weibliche Genitalverstümmelung seit 2011 gesetzlich verboten. Trotzdem sind noch immer 28% aller Mädchen in Kenia davon betroffen. Die Rate der beschnittenen Mädchen ist von Region zu Region unterschiedlich. Weltweit geht man laut UNICEF von 200 Millionen Mädchen aus, deren Genitalien verstümmelt wurden.
„FGM ist ein großes Problem, von dem Mädchen auf der ganzen Welt betroffen sind. Doch wir wollen dieses Problem lösen“, sagt Stacie Owino, eines der Mädchen, die die App entwickelte.
Die Mädchen sind diese Woche zu Gast bei Google in den USA und hoffen, den Preis von 15.000 US-Dollar zu gewinnen.
Doch ob ihr Team nun gewinnt oder nicht, ist Owino egal. Sie bleibt optimistisch. Sie glaubt, dass schon die Teilnahme am Wettbewerb das Leben der Mädchen und ihre Sicht auf die Welt für immer verändern werden.