Zum ersten Mal seit der Pandemie sind zahlreiche junge Klimaaktivist*innen auf der ganzen Welt bei einem Jugend-Klimastreik auf die Straße gegangen. Am Freitag, den 24. September, fanden an über 1.400 Orten auf der ganzen Welt Fridays for Future-Proteste statt, bei denen junge Menschen erneut ihre Stimme erhoben und Entscheidungsträger*innen zum Handeln aufriefen.
Greta Thunberg, Aktivistin und Pionierin der Fridays for Future-Bewegung, schloss sich zwei Tage vor der Bundestagswahl den Tausenden jungen Demonstrant*innen in Berlin an.
“Es waren eineinhalb seltsame Jahre mit der Pandemie, aber die Klimakrise ist noch dringlicher als zuvor“, sagte die 18-Jährige im Vorfeld der Proteste. “Wir werden jetzt wieder auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass wir nicht aufgegeben haben und dass wir Klimamaßnahmen und Klimagerechtigkeit fordern.“
Weitere Länder, in denen Proteste stattfanden, sind Uganda, Großbritannien, Mexiko, Südafrika, Island, Kanada, Argentinien, Bangladesch und die Türkei. Die meisten Länder hielten Proteste in mehreren Städten ab.
Die Proteste fanden nur wenige Wochen vor dem Klimagipfel COP26 statt
Die Proteste von Fridays for Future konnten aufgrund der COVID-19-Pandemie über ein Jahr lang nicht auf der Straße stattfinden, sondern nur virtuell. Der weltweite Streik fand nur wenige Wochen vor dem großen Klimagipfel COP26 statt, bei dem die Staats- und Regierungschef*innen der Welt zusammenkommen werden, um wichtige Entscheidungen zum Klimawandel zu treffen.
Die Klimakrise zu bekämpfen wird immer dringlicher. Der im August veröffentlichte Bericht des Weltklimarates (IPCC) zeigt, dass sich die Erderwärmung verschärft. Im Hinblick auf das 2015 in Paris vereinbarte Ziel, den Temperaturanstieg auf höchstens 1,5 Grad Celsius zu beschränken, hinkt die Welt stark hinterher. Die Vereinten Nationen berichteten am 17. September, dass die von Staats- und Regierungschef*innen bisher angekündigten Maßnahmen weiterhin einen Temperaturanstieg von 16 Prozent im nächsten Jahrzehnt zur Folge hätten.
Im Vorfeld der Proteste am Freitag sprachen sich Klimaaktivist*innen aus der ganzen Welt dafür aus, dass die Staats- und Regierungschef*innen sofort Verantwortung übernehmen müssen.
“Der globale Norden sollte eine Klimapolitik entwickeln, bei der Klimagerechtigkeit und Verantwortung gegenüber den am stärksten betroffenen Menschen und Gebieten im Mittelpunkt stehen“, sagte die brasilianische Klimaaktivistin Valentina Ruas. “Stattdessen beuten sie weiterhin gefährdete Gemeinschaften aus und fördern rücksichtslos fossile Brennstoffe, prahlen aber mit ihren unbedeutenden Plänen zur Emissionsreduzierung.“
“Wir haben unsere Stimme erhoben“, sagte die ugandische Aktivistin Vanessa Nakate. “Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um die führenden Politiker*innen daran zu erinnern und von ihnen einzufordern, was uns rechtmäßig zusteht.“
Sie fügte hinzu: “Aber es ist auch wichtig, an diesem Freitag für die Menschen und die Umwelt aufzustehen, denn die Klimakrise wurde während der Pandemie nicht beendet.“
Joe Biden erhöht den Beitrag zur globalen Klimafinanzierung
Eine gute Nachricht ist, dass die führenden Politiker*innen der Welt und ihre Regierungen in der vergangenen Woche Zusagen zur Bewältigung der Klimakrise gemacht haben. Auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen Anfang der Woche verpflichtete sich US-Präsident Joe Biden, den Beitrag seines Landes zur globalen Klimafinanzierung, insbesondere für gefährdete Nationen, von 5,7 Milliarden US-Dollar (rund 4,88 Milliarden Euro) auf rund elf Milliarden US-Dollar (rund 9,42 Milliarden Euro) pro Jahr zu erhöhen. China hat sich verpflichtet, die Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland einzustellen – für die lokale Energieerzeugung gibt es jedoch keine Zusagen.
Es muss jedoch noch viel mehr getan werden, damit die Welt die extremen Auswirkungen des Klimawandels abwehren kann. UN-Chef António Guterres mahnte die Regierungen zu sofortigem Handeln und erklärte, dass die Pariser Ziele von 2015 “Schall und Rauch“ seien, wenn nicht gehandelt wird.
In einer Rede vor Demonstrant*innen in Deutschland sagte Thunberg am Freitag, die Proteste müssten weitergehen.
“Es gibt jetzt kein Zurück mehr, wir können das Ruder noch herumreißen. Die Menschen sind bereit für Veränderungen – wir wollen Veränderung, wir fordern Veränderung und wir sind die Veränderung“, sagte sie. “Wir müssen alle zu Klimaaktivisten werden und das System aus den Angeln heben.“