Im Juni stecken sieben ältere Herren, nahezu komplett weiß, ihre Köpfe zusammen, um über globale Herausforderungen zu sprechen und nach möglichen Lösungen zu suchen. Richtig geraten, wir sprechen vom G7-Gipfel, der dieses Jahr in Schloss Elmau in Bayern stattfinden wird. Um gleich eines vorweg zu nehmen: Diversität im Sinne der Geschlechter suchen wir bei den G7 vergeblich.
Was du über die G7 wissen musst
Die Gruppe der Sieben (G7), zu der Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien und die USA gehören, ist ein informeller Zusammenschluss bedeutender Industrienationen und Demokratien. Die Bevölkerung der G7-Staaten hat einen Anteil von etwa zehn Prozent an der Weltbevölkerung, erwirtschaftet aber rund ein Drittel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zusätzlich zu den G7 ist auch die EU mit Beobachterstatus zu allen Treffen eingeladen.
Seit 1976 kommen die Staats- und Regierungschef*innen der Länder bei jährlichen Gipfeltreffen zusammen, um über wichtige globale Fragen zu diskutieren. Bestenfalls kommen dabei Lösungen heraus, von denen alle profitieren. Jedoch war es in der Vergangenheit nicht immer so, dass auf die vielen Worte in den Abschlusserklärungen der G7-Treffen auch konkrete Taten folgten.
Die Präsidentschaft der G7 rotiert jährlich. Da die Gruppe lediglich ein informeller Zusammenschluss und keine institutionalisierte Organisation ist, trägt das vorsitzende Land eine besondere Verantwortung und kann die Agenda maßgeblich beeinflussen.
Deutschland hat die G7-Präsidentschaft inne – und damit große Verantwortung
Dieses Jahr liegt die G7-Präsidentschaft bei Deutschland. Die neue Bundesregierung hat damit kurz nach Amtsantritt die Chance, sich für globale Gerechtigkeit einzusetzen und die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.
Für den 26. bis 28. Juni hat Olaf Scholz seine internationalen Kolleg*innen zum Treffen nach Schloss Elmau eingeladen. Vor bayerischer Bergkulisse soll dann über den Krieg in der Ukraine und seine Folgen, die Klimakrise, die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie sowie die wirtschaftliche Zusammenarbeit verhandelt werden.
Auch wenn das Gipfeltreffen in Elmau der Höhepunkt ist, erstreckt sich die G7-Präsidentschaft über das komplette Jahr. Sowohl bevor als auch nachdem die Staats- und Regierungschef*innen im Juni zusammenkommen, finden wichtige Treffen der jeweiligen Minister*innen zu den Themen Finanzen, Außenpolitik, Klima, Gesundheit und Entwicklung statt, bei denen über gemeinsame Positionen und konkrete Maßnahmen verhandelt wird. Zur Vorbereitung des Gipfels und aller weiteren Treffen stehen die sogenannten “Sherpas” bereit, die Chefverhandler*innen der Länder. Für Deutschland ist das Jörg Kukies, der als Staatssekretär im Bundeskanzleramt für die G7-Präsidentschaft verantwortlich ist.
Warum dieser G7-Gipfel so wichtig ist
Kriege und gewaltsame Konflikte, Pandemie und Klimawandel – aktuell durchlebt die Welt multiple Krisen, die bisherige Erfolge auf dem Weg, extreme Armut zu beenden, zunichte machen: Die Weltbank schätzt, dass fast 100 Millionen Menschen durch die COVID-19-Pandemie in extreme Armut gedrängt wurden. Nach Angaben des Welternährungsprogramms stehen 45 Millionen Menschen am Rande des Hungertods. Mehr als 80 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – in diese Zahl sind all die Menschen, die aufgrund des Krieges in der Ukraine zur Flucht gezwungen wurden, noch nicht einmal eingerechnet.
Der Bedarf, jetzt zu handeln, ist größer denn je. Denn bei all den Krisen dürfen wir nicht vergessen: Eine gerechte, nachhaltige und gesunde Zukunft für alle Menschen, überall, ist möglich. Der Fahrplan dafür sind die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Erreichung dieser Ziele in einem Moment multipler Krisen aus dem Blick geraten. Was es jetzt braucht, sind gemeinsame Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit und konkrete Maßnahmen.
Im Mittelpunkt muss die Unterstützung der am stärksten benachteiligten Menschen weltweit stehen. Doch genau die Menschen, die am stärksten unter den aktuellen Krisen leiden, sind bei den Treffen der G7 nicht am Verhandlungstisch vertreten. Denn die G7 verhandeln zwar über globale Herausforderungen, repräsentieren jedoch lediglich zehn Prozent der Weltbevölkerung. Umso wichtiger, dass wir uns gemeinsam mit Global Citizens weltweit dafür einsetzen, dass auch diese Stimmen Gehör finden!
Auf dem G7-Gipfel dieses Jahr müssen konkrete Maßnahmen getroffen werden, um extreme Armut zu beenden – jetzt und überall. Gemeinsam mit dir wollen wir uns dafür einsetzen, dass insbesondere die folgenden Themen Beachtung gewinnen:
- Gelder mobilisieren, um die weltweite Kluft zwischen armen und reichen Ländern zu schließen – unter anderem durch die Bereitstellung von 0,7 Prozent der Wirtschaftskraft für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe
- Die COVID-19-Pandemie, zukünftige Pandemien und andere Krankheiten müssen gestoppt und Gesundheitssysteme überall gestärkt werden – unter anderem durch das Aussetzen der Patente für COVID-19-Impfstoffe und die Finanzierung des Access to COVID-19 Tools Accelerator (ACT-A) einschließlich der Impfstoff-Initiative COVAX
- Das Klima mit umfassenden Maßnahmen schützen, die so schnell wie möglich umgesetzt werden. Die Erderwärmung muss auf maximal 1,5° C begrenzt werden – unter anderem durch die Bereitstellung von jährlich 100 Milliarden US-Dollar (rund 87,5 Milliarden Euro) für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in einkommensschwachen Ländern
- Die Rechte von jungen Frauen und Mädchen stärken – etwa durch Investitionen in einen weltweiten Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und Gesundheitsleistungen sowie zu Pflege- und Betreuungsangeboten
Die G7-Staaten haben es in der Hand, wirkliche Fortschritte zu erzielen. Wir fordern von ihnen Gelder, um extreme Armut zu beenden und Entwicklungszusammenarbeit zu stärken. Sie müssen die Pandemie überall bekämpfen und Gesundheitssysteme weltweit stärken – nicht nur in ihren eigenen Ländern. Weitreichende Klimaschutzmaßnahmen müssen beschlossen und mit konkreten Handlungsschritten verbunden werden. Mädchen und junge Frauen weltweit zu stärken und Zivilgesellschaften global wie lokal zu schützen, ist wichtiger denn je und Grundvoraussetzung für das Erreichen aller Ziele.
Was können wir tun?
Die G7-Präsidentschaft erstreckt sich über das gesamte Jahr. Bereits vor dem Gipfel der Staats- und Regierungschef*innen im Juni treffen sich die Minister*innen der G7 zu den Themen Finanzen, Außenpolitik, Klima, Gesundheit und Entwicklung. Auch diese Treffen haben wir genau auf dem Schirm und werden sowohl durch unsere politische Arbeit im Hintergrund als auch durch öffentliche Kampagnenaktionen Lärm machen.
Unsere politischen Forderungen werden wir durch informative Artikel und Kooperationen mit zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen, Künstler*innen, Influencer*innen und Aktivist*innen begleiten, die sich für die jeweiligen Themen stark machen. Und auch du kannst dich stark machen, indem du mit uns aktiv wirst und die G7-Staaten zum Handeln aufforderst. Gemeinsam können wir viel Druck machen, um extreme Armut zu beenden. Wir brauchen dich.