Laut Psycholog*innen treffen wir täglich etwa 20.000 Entscheidungen. Das ist eine ganze Menge und jetzt stell’ dir mal vor, dass einige dieser Entscheidungen nicht nur dich selbst betreffen, sondern auch deine Liebsten und vor allem fremde Personen. Da ist es sehr wichtig, genau zu überlegen, welche die beste Option für alle Beteiligten ist. 

Stell’ dir das nun in einem deutlich größeren Rahmen vor, in dem deine Entscheidungen Auswirkungen auf die ganze Welt haben. Genau das passiert beim G7-Gipfel, zu dem sich Ende Juni in Bayern die Staatsoberhäupter von sieben einflussreichen Ländern unter deutschem Vorsitz treffen. 

Ihre Entscheidungen können auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden, denn die Klimakrise, die COVID-19-Pandemie, Kriege und andere Krisen unserer Zeit haben Ungerechtigkeit in der Welt verschärft und Millionen von Menschen in Hunger und Armut getrieben. Deshalb darf es auf dem Gipfel nicht nur um leere Worte gehen – es sind konkrete Schritte erforderlich, um extreme Armut JETZT und ÜBERALL zu beenden. Wir brauchen eine gemeinsame und globale Antwort auf die größten Herausforderungen unserer Zeit.

Die G7-Länder vertreten nur zehn Prozent der Weltbevölkerung, diskutieren aber über globale Herausforderungen, die Menschen weltweit betreffen. Bei verschiedenen internationalen Gipfeltreffen in den letzten Jahren haben sie viele Maßnahmen verkündet, aber nur selten ihre Versprechen eingehalten und kaum nachhaltige Veränderungen in der Welt bewirkt. Damit muss jetzt endlich Schluss sein: Aktivist*innen aus aller Welt gehen auf die Straße und fordern, dass die G7 ihre Versprechen endlich in die Tat umsetzen.

Auch du kannst aktiv werden. Wir fordern die Stärkung der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe, die Bekämpfung der Hungerkrise und die Stärkung von Gesundheitssystemen weltweit – nicht nur in ihren eigenen Ländern. Weitreichende Klimaschutzmaßnahmen müssen beschlossen und mit konkreten Handlungsschritten verbunden werden. Die Stärkung von Mädchen und jungen Frauen weltweit sowie der Schutz der Zivilgesellschaft auf globaler und lokaler Ebene sind wichtiger denn je. 

Schließe dich uns an, indem du mehr über unsere politischen Forderungen für den diesjährigen Gipfel erfährst und mit uns aktiv wirst:

1. Gelder mobilisieren, um extreme Armut zu beenden

Wir alle haben die verheerenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hautnah miterlebt – fast 100 Millionen Menschen wurden weltweit in extreme Armut getrieben. Schlimmer noch: Viele Fortschritte zur Bekämpfung von Armut sind zurückgegangen und die Kluft zwischen reichen und armen Ländern hat sich enorm vergrößert. 

Seit Jahrzehnten haben die Staats- und Regierungschef*innen der G7-Staaten versprochen, mindestens 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe weltweit bereitzustellen. Doch im Jahr 2021 erreichten die G7-Länder nicht einmal die Hälfte davon und stellten gemeinsam nur 0,32 Prozent bereit.

Es gibt also eine einfache, konkrete und greifbare Maßnahme, die die G7 ergreifen können: Jede einzelne Regierung kann die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe auf mindestens 0,7 Prozent erhöhen. Hierbei ist eins zu beachten: Die dringend notwendige humanitäre Hilfe für die Ukraine und Nachbarländer muss zusätzlich zu den 0,7 Prozent und nicht auf Kosten bereits bestehender Zusagen geleistet werden. So haben einige der G7-Mitglieder Hilfsgüter, die für die humanitäre Krise im Jemen bestimmt waren, nun für die Antwort auf den Krieg in der Ukraine verwendet. Die Unterstützung einer humanitären Krise darf nicht zulasten einer anderen gehen. Wohlhabende Staaten wie die G7 müssen JETZT zusätzliche humanitäre Hilfe leisten.

Wichtig ist: Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind kein Akt der Wohltätigkeit. Sie sind wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Antwort auf die multiplen Krisen, denen wir gegenüberstehen und liegen auch im Eigeninteresse reicher Staaten. Wie die Pandemie und die Klimakrise zeigen, können wir globalen Herausforderungen nur mit globalen Antworten begegnen. Globale Krisen gehen uns alle an und wirken sich auch auf uns alle aus. Deswegen fordern wir JETZT entsprechende Maßnahmen von den G7-Staaten!

2. Hungerkrise bekämpfen und weltweite Ernährungssicherheit herstellen

Werfen wir doch mal einen Blick zurück auf 2015: Damals einigten sich die G7 darauf, 500 Millionen Menschen von Hunger zu befreien. Ein toller Plan, der schief gegangen ist: Inzwischen hat sich die Hungerkrise verschlimmert und bis zu 811 Millionen Menschen leiden an Hunger. Die Zahl der Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen sind, hat sich seit 2019 mehr als verdoppelt – von 135 Millionen auf 276 Millionen. Der Krieg in der Ukraine hat die bereits bestehende Ernährungsunsicherheit verschärft, die Gefahr einer Hungersnot weltweit erhöht und die Widerstandsfähigkeit der Ernährungssysteme auf der ganzen Welt geschwächt. 

Deshalb fordern wir: Die G7-Länder müssen dringend Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Hungerkrise ergreifen. Wir brauchen lebensrettende Soforthilfe, Nahrungsmittelvorräte zur Stabilisierung der Versorgung und langfristige Unterstützung für Kleinbäuer*innen.

3. Klimaschutzmaßnahmen ergreifen

Wusstest du, dass in Armut lebende Menschen und gefährdete Communities derzeit am härtesten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind, obwohl sie historisch gesehen am wenigsten zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beigetragen haben? Es ist unbestreitbar, dass die reichen Länder jetzt handeln müssen, um eine weitere Verschärfung der Klimakrise zu verhindern.

Steigende Temperaturen, eine Zunahme von Naturkatastrophen, Heuschreckeninvasionen, Überschwemmungen und Dürre – das klingt wie Stoff für Albträume. Aber diese extremen Wetterereignisse finden JETZT statt und haben verheerende Auswirkungen. Ernten werden vernichtet und Kleinbäuer*innen verlieren ihre Existenzgrundlage. Das wiederum führt zu klimabedingter Migration, die alle bisherigen Migrationsbewegungen in den Schatten stellen könnte. 

Wohlhabende Länder, die gleichzeitig die größten Umweltverschmutzer sind, müssen in Klimaanpassungsmaßnahmen weltweit investieren und für die bereits entstandenen Verluste und Schäden in ärmeren Ländern aufkommen. Und, tun sie das? Die kurze Antwort lautet: Nein. 

Dabei versprachen wohlhabende Staaten, inklusive der G7-Mitglieder, bereits 2009, bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar (rund 87,5 Milliarden Euro) für die internationale Klimafinanzierung bereitzustellen. Dieses Versprechen sollte bereits 2020 in die Tat umgesetzt werden. Aktuell fehlen jedoch immer noch zehn bis 15 Milliarden US-Dollar jährlich.

Neben internationalem Einsatz müssen die G7-Länder als die größten Umweltverschmutzer auch zu Hause dringend Maßnahmen ergreifen. Sie müssen die Nutzung und Förderung fossiler Brennstoffe so schnell wie möglich einstellen und stattdessen erneuerbare Energien ausbauen. Das ist keine neue Info, aber klare Maßnahmen der weltweit reichsten Länder lassen immer noch auf sich warten. Frühere Erklärungen der G7 zur Unterstützung eines möglichen Ausstiegs aus der Kohleenergie verkennen die Dringlichkeit zum Handeln. Beim G7-Gipfel in Elmau muss dringend ein klarer Zeitplan beschlossen werden – mit einer Verpflichtung zum Kohleausstieg bis spätestens 2030. 

4. Mädchen und junge Frauen stärken

Seien wir mal realistisch: Die Last der Kinderbetreuung liegt größtenteils bei Frauen und Mädchen, was ihren Zugang zu Bildung und beruflicher Tätigkeit und damit auch ihren Weg aus der Armut massiv einschränkt. Die COVID-19-Pandemie hat dies noch verschlimmert. Das Leben von Millionen heranwachsender Mädchen wurde auf den Kopf gestellt, als die Schulbildung eingestellt, Arbeitsplätze geschlossen und Ausgangssperren verhängt wurden.

Diese ungleiche Arbeitsbelastung hindert Frauen und Mädchen daran, eine Ausbildung zu absolvieren, wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen und ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Die Stärkung von Mädchen und jungen Frauen ist entscheidend, um die globale Armutsspirale zu durchbrechen. Investitionen in Pflege- und Betreuungsangebote können sowohl zur Gleichstellung der Geschlechter als auch zur wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Millionen Jobs beitragen. Und wer würde das nicht wollen?

So können wir das erreichen: 

Um Kinderbetreuung weltweit zu fördern, hat die Weltbank einen neuen Investitionsfonds angekündigt, der in den nächsten fünf Jahren mindestens 180 Millionen US-Dollar (rund 171 Millionen Euro) bereitstellen soll und zu großen Teilen von den USA, Kanada und durch philanthropischen Stiftungen finanziert wird. Die übrigen G7-Staaten müssen diesem Beispiel folgen und ebenfalls Mittel zur Verfügung stellen.

5. Pandemie bekämpfen und Gesundheitssysteme weltweit stärken

Seit Beginn der Pandemie versprechen Staats- und Regierungschef*innen reicher Staaten, sich für einen weltweit gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen und die Stärkung von Gesundheitssystemen einzusetzen. In der Praxis sieht das aber anders aus: sie haben Impfdosen gehortet, der Pharmaindustrie zu viel Macht eingeräumt und internationale Verteilungsmechanismen nicht ausreichend finanziert. Angesichts geschwächter Gesundheitssysteme bleiben die Impfkampagnen in einkommensschwachen Ländern eine Herausforderung.

Die G7-Staaten müssen den Access to COVID-19 Tools Accelerator (ACT-A) vollständig finanzieren, um alle Menschen – auch in abgelegenen Regionen und Orten – mit Impfstoffen, Tests und Behandlungsmethoden zu versorgen. 

Durch die Pandemie wurden wichtige Erfolge in der Bekämpfung von Krankheiten wie HIV/Aids, Malaria, Tuberkulose und Polio rückgängig gemacht. Die G7-Staaten müssen jetzt entgegensteuern und internationale Organisationen stärken, die sich den Einsatz gegen diese Krankheiten auf die Fahne geschrieben haben – der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria und die Globale Initiative zur Polio-Ausrottung

6. Zivilgesellschaft schützen

358 Menschen wurden im Jahr 2021 wegen ihres Einsatzes für Menschen- und Umweltrechte ermordet. Sie alle setzten sich für eine bessere Welt ein und zahlten dafür den höchsten Preis – ihr Leben. Deshalb ist die Stärkung und der Schutz von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Räumen von zentraler Bedeutung, um extreme Armut zu beenden. 

Unterdessen bedrohen repressive Gesetze sowohl unter autoritären als auch unter demokratischen Regierungen die Macht von Einzelnen, ihre Stimme zu erheben und ihre Rechte geltend zu machen, um Veränderungen zu bewirken.

Das ist unsere Forderung: Die G7 sollten ihre volle Unterstützung für freie und offene zivilgesellschaftliche Räume im eigenen Land und auf der ganzen Welt zeigen. Es braucht eine Civic Space Task Force als globale Initiative von G7-Regierungen, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Unternehmen und Banken, um zivilgesellschaftliche Organisationen zu unterstützen, insbesondere diejenigen, die durch autoritäre Regime und Konflikte bedroht sind.

Es liegt ganz bei dir. Wir sind uns aber sicher: Nur mit dir und vielen anderen Global Citizens können wir die Welt verändern, sie gerechter und nachhaltiger gestalten. Werde mit uns aktiv, beteilige dich an so vielen Actions wie möglich und gemeinsam setzen wir vor dem G7-Gipfel klare Zeichen. So wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. JETZT ist Handeln gefragt.  

Advocacy

Armut beenden

Was beim G7-Gipfel passieren muss & was du tun kannst

Ein Beitrag von Orsina KatherNora Holz  und  Tess Lowery