Warum das wichtig ist
Jedes Jahr gelangt mehr Mikroplastik in die Gewässer und Meere unserer Erde, als wir zählen können. Diese Verschmutzung ist ein riesiges Problem – nicht nur für Lebewesen unter Wasser, sondern auch an Land. Der Kampf gegen die Plastikflut hängt eng mit dem Kampf gegen Armut zusammen und damit direkt mit der Erreichung der Global Goals bis 2030. Werde hier mit uns für den Umweltschutz aktiv.

Manchmal können die kleinsten Dinge die größten Probleme verursachen. Mikroplastik besteht aus winzigen Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter und oft mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Seitdem Plastik in den 50er Jahren im großen Stil weltweit zum Einsatz kam, sind Milliarden dieser Mikroplastikteilchen in unsere Gewässer und Weltmeere gelangt.

Ihre winzige Größe wird uns zum Verhängnis – denn dadurch ist es besonders schwer, sie zu entfernen. Mikroplastik löst sich etwa von unserer Kleidung, die oft Polyester enthält, von Autoreifen sowie von jedem anderen Produkt, das aus Plastik besteht. Auch bei der Zerkleinerung größerer Plastikmengen kann Mikroplastik freigesetzt werden.

Eines steht fest: Wir müssen diese kleinen, aber gefährlichen Teilchen in den Griff bekommen. Denn sie verschmutzen ganze Ökosysteme unter Wasser, lassen Fische sowie Vögel, die diese fressen, sterben. Dadurch landen sie letztendlich auch in unserem Magen – nicht nur über Meerestiere, die wir zu uns nehmen, sondern mittlerweile direkt aus dem Wasserhahn, wie zahlreiche Studien warnen.

Wir essen jede Woche Plastik

Stell dir vor, du würdest jede Woche eine Kreditkarte aus Plastik essen – einfach so. Tatsächlich tun wir das indirekt. Denn über unsere Nahrung und unser Wasser könnten rund 5 Gramm Plastik in unserem Organismus landen, wie eine Studie des World Wide Fund for Nature (WFF) aus dem Jahr 2019 herausfand.

Das mag zwar schockierend klingen – ist aber an sich wenig überraschend, wenn man bedenkt, das Forscher*innen an jedem noch so tiefen und unzugänglichen Ort dieser Welt Mikroplastik finden. Dadurch wird es zwangsläufig Teil unserer Nahrungskette. Selbst die Tiefsee – also der Bereich zwischen 180 und 460 Metern unter Wasser – enthält laut Wasserproben bereits Mikroplastik.

Wenn wir Mikroplastik vermeiden wollen, müssen wir bei unserem eigenen Konsum ansetzen. Das kann damit beginnen, einen eigenen Beutel zum Einkaufen mitzunehmen oder beim Kauf neuer Klamotten auf umweltfreundliche Materialien zu achten. Gleichzeitig müssen wir verstehen, auf welchen Wegen Mikroplastik in unsere Gewässer gelangt, um es so früh wie möglich aufzuhalten.

Ein Glück arbeiten bereits viele Erfinder*innen weltweit an innovativen Lösungsansätzen für dieses Problem. Hier kommen fünf Initiativen, die Mikroplastik den Kampf ansagen.

1. So wird Mikroplastik von Reifen aus dem Verkehr gezogen

Das Londoner Start-Up Tyre Collective beschreibt Reifen als “den heimlichen Schädling, an den du garantiert noch nie gedacht hast.”
"Es ist allgemein bekannt, dass Reifen sich abnutzen, aber niemand scheint darüber nachzudenken, wo sie [diese Partikel] danach landen. Demnach waren wir wirklich schockiert, als wir entdeckten, dass Reifenpartikel die zweitgrößte Verschmutzung durch Mikroplastik [nach Einwegplastik] in unseren Ozeanen bewirken", erklärt Hugo Richardson, einer der Mitbegründer*innen des Unternehmens.

Jene Partikel von abgenutzten Reifen landen in der Luft, die wir jeden Tag einatmen, und machen bis zu 50 Prozent der Luftpartikel-Emissionen des Straßenverkehrs aus.

Das Tyre Collective hat dagegen ein Gerät entwickelt, das an Reifen befestigt werden kann und die winzigen Plastikfasern auffängt, sobald sie sich ablösen. Bei jeder Bremsung oder bei Richtungswechseln werden die Partikel über elektrostatische Ladungen von dem Gerät angezogen und so wortwörtlich aus dem Verkehr gezogen. Ein Teil des gesammelten Mikroplastiks kann sogar recycelt und so genutzt werden, um neue Reifen herzustellen, so die Erfinder*innen.

2. Eine Flüssigkeit, die Mikroplastik aus dem Wasser entfernt

Der 18-jährige Fionn Ferreira aus West Cork, Irland, gewann 2019 den Wissenschaftspreis der Google Science Fair mit seiner erstaunlichen Erfindung: Einer Flüssigkeit, die Mikroplastik aus dem Wasser ziehen kann.

Dafür nutzte Ferreira eine Mischung aus Öl und dem Mineral Magnetit in Pulverform, wodurch ein sogenanntes Ferrofluid entstand – eine Flüssigkeit, die auf magnetische Felder reagieren kann, ohne dabei zu verfestigen. Wenn Mikroplastik auf Wasser stößt, werden die Partikel von dem Ferrofluid angezogen und können dann mit starken Magneten entfernt werden, sodass nur Wasser zurückbleibt.

Auch wenn diese clevere Idee eher ein Symptom als die Ursache für Mikroplastik bekämpft, hofft der junge Erfinder Ferreira, sie für den Einsatz in Kläranlagen auszubauen. Auf diese Weise könnten Kunststoffe gestoppt werden, bevor sie über Gewässer in den den Ozean landen.

3. Revolution der Kosmetikbranche: Peelings ohne Mikroplastik

Die wahrscheinlich unnötigste Form der Mikroplastik-Verschmutzung wird von der Kosmetikbranche verursacht – denn die Kügelchen in Peelings und anderen Körperpflegeprodukten bestehen allzu oft aus Kunststoff. Einige Länder wie Großbritannien und die USA haben ihre Verwendung in Kosmetika daher bereits verboten, in Deutschland fordern Umweltschutzorganisationen das Verbot ebenfalls. Die EU hat derweil für 2021 ein Verbot von Einweg-Plastikprodukten geplant.

Das Verbot von Mikroplastik in Pflegeprodukten bedeutet allerdings nicht, dass man auf Peelings verzichten muss. Denn es gibt zahlreiche natürliche Alternativen, die einen ähnlichen Effekt haben, wie etwa Hafer, Salz, Kaffee und Jojoba-Perlen. Die Weiterentwicklung natürlicher und umweltschonender Kosmetika und DIYs sind vielleicht keine Erfindung im klassischen Sinne – wirkungsvoll sind sie aber in jedem Fall.

4. Ein Waschbeutel, der Mikroplastik aus der Kleidung auffängt

Der sogenannte Guppyfriend ist eine einfache, aber geniale Erfindung. Es handelt sich um einen Waschbeutel, der die winzigen Plastikpartikel auffängt, die beim Waschen in der Waschmaschine herausfallen, und verhindert so, dass sie über den Abfluss letztendlich ins Meer gelangen.

Kleidungsstücke, auf deren Etikett etwa 100 Prozent Polyester, Acryl, Nylon oder Polyamid angeben wird, bestehen laut der Verbraucherzeitschrift “Which?” eigentlich zu 100 Prozent aus Kunststoff. Insofern könnte man sich auch gleich eine Plastiktüte anziehen. Solche Stoffe, die oft bei Sportbekleidung und Fleece-Materialien zum Einsatz kommen, setzen bei jeder Wäsche Tausende von winzigen Plastikpartikeln frei, die nicht biologisch abbaubar sind.

Die Hersteller*innen von Guppyfriend – in den 4 kg Kleidung passen – nennen ihre Erfindung den “erste[n] Schritt für eine ganzheitliche Lösung des Mikrofaser-Problems. Nicht mehr und nicht weniger.” Denn auch ihr Waschbeutel besteht derzeit aus Kunststoff. Das bedeutet, dass auch der Guppyfriend das Mikroplastikproblem nicht alleine lösen wird – er ist eher eine pragmatische und “effektive Möglichkeit Plastikverschmutzung in Gewässern und Meeren zu reduzieren und auf die Problematik hinzuweisen.” Und vielleicht hilft der Anblick von Mikroplastik, das sich nach der Wäsche aus dem Beutel entfernen lässt, tatsächlich dabei, beim nächsten Kauf andere natürliche Materialien zu bevorzugen.

5. Diese schwimmende Konstruktion reinigt unsere Ozeane

Um Mikroplastik aus den Meeren zu fischen, hat diese riesige Konstruktion schwimmen gelernt. Mit ihrer Erfindung versuchten niederländische Wissenschaftler*innen, ein Gebiet zu säubern, das als das “Great Pacific Garbage Patch” bekannt ist  – eine Müllinsel zwischen Kalifornien und Hawaii, die dreimal so groß wie Frankreich ist.

Dieses Projekt zum Säubern unserer Ozeane besteht aus einer 600 Meter langen freischwimmenden Schlauch-Barriere, die Kunststoff auffängt, der durch die Strömung herangespült wird.

Obwohl das Projekt ursprünglich darauf abzielte, große Gegenstände einzusammeln, fing es bei seinem ersten erfolgreichen Testlauf im Oktober 2019 auch Mikroplastik mit einem Durchmesser von nur 1 Millimeter ein, berichtete das Team.

Editorial

Umwelt schützen

5 geniale Erfindungen zur Vermeidung von Mikroplastik in unseren Gewässern und Weltmeeren

Ein Beitrag von Helen Lock  und  Pia Gralki