Alle sechs Sekunden stirbt eine Frau, ein Mädchen oder ein Teenager während der Schwangerschaft, bei der Entbindung oder der Geburt, im Baby-, Kleinkind- oder Jugendalter – an Ursachen, die schon heute niemanden mehr das Leben kosten müssten.
Die Millionen Menschen, die auf diese Weise ums Leben kommen, sind eine erschütternde Warnung, dass die Geschlechterungleichheit noch immer ein ungelöstes Problem ist. Doch wir können etwas tun, um diese unnötigen Todesfälle zu verhindern. Vor allem in den Bereichen Gesundheit und Ernährung. Es muss sichergestellt werden, dass in diesen Bereichen ebenso Fortschritte angefacht werden wie im Kampf um eine Geschlechtergleichstellung.
Die Global Financing Facility (GFF) wurde 2015 ins Leben gerufen, als nur rund 10 Prozent aller Länder, nämlich 15 von 134, das damalige fünfte Millennium-Entwicklungsziel tatsächlich erreichten: die Verringerung der Müttersterblichkeit. Um die Situation weiter zu verbessern, arbeitet die GFF mit Regierungen zusammen und fördert das Umdenken bei der Priorisierung und Finanzierung der Bereiche Gesundheit und Ernährung – angefangen mit Frauen, Kindern und Jugendlichen. Unser Fokus liegt auf Maßnahmen für Bevölkerungsgruppen und geografische Regionen in den bedürftigsten Ländern, die bislang eher zu kurz gekommen sind.
Die GFF verfolgt einen ganzheitlichen, nachhaltigen Entwicklungsansatz. Für uns sind die Verbesserung der Geschlechtergleichstellung und die Verbesserung der Gesundheit untrennbar miteinander verbunden. Die chronische, systemische Unterinvestition in Bereiche wie die Qualität der Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen, die umfassende sexuelle und reproduktive Gesundheit, einschließlich Familienplanung, sowie die Ernährung bleibt eine große Hürde für weitere Fortschritte.
Für viele Länder bedeutet dies, dass sie ihre Investitionen in die primäre Gesundheitsversorgung und in Gesundheitssysteme auf Gemeinschaftsebene steigern müssen. Dazu zählen zum Beispiel der Zugang zu einer breiteren Auswahl an Verhütungsmitteln, eine hochwertige geburtshilfliche und postnatale Notversorgung, die Förderung des ausschließlichen Stillens bis zu Angeboten wie das Screening und die Behandlung von Gebärmutterhalskrebs.
Diese Investitionen in Dienstleistungen für die Menschen vor Ort sind zwar notwendig, genügen aber nicht, um die Herausforderung zu meistern, vor der wir stehen. Um mehr als fünf Millionen vermeidbare Todesfälle pro Jahr zu verhindern, bedarf es einer wirklich ganzheitlichen Herangehensweise an die sozialen, ökonomischen und kulturellen Faktoren, die maßgeblichen Einfluss auf das Vorgehen haben. Darunter die Nachfrage nach und die Inanspruchnahme von grundlegenden Dienstleistungen. Ein solcher Ansatz ist auch nötig, um entschlossen gegen fest verwurzelte Geschlechterungleichheiten vorzugehen.
Bildung spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung – und zwar nicht nur weil sie die Alphabetisierungsquote erhöht und die Einkommensmöglichkeiten von Frauen verbessert. Sie trägt auch dazu bei, die Zahl der Schwangerschaften unter Jugendlichen zu senken. Diese führen nämlich nicht nur zu einer schlechteren Gesundheit und schränken die Möglichkeiten der Betroffenen ein, ihre Lebensumstände zu verändern, sondern sind auch eine häufige Todesursache. Die Sicherung des Schulbesuchs für Mädchen ist eine der Prioritäten, die dazu beitragen, die Zahl der frühen Ehen und der Schwangerschaften unter Jugendlichen zu senken. Daher arbeiten wir zum Beispiel in Bangladesch mit der Regierung zusammen und helfen Schulen, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Bedürfnisse von Mädchen besondere Beachtung finden. Bessere sanitäre Einrichtungen und ein besserer Zugang zu Monatshygiene, zu Ernährungsdiensten sowie zu Beratungs- und Bildungsangeboten, die über Rechte im Bereich der Gesundheit und Fortpflanzung informieren, zielen allesamt darauf ab, die Zahl der jugendlichen Schulabbrecherinnen zu reduzieren. Die Verbesserung des Bildungsumfelds und die Verbesserung des Zugangs zu grundlegenden Gesundheitsdiensten gehen Hand in Hand.
Verbesserungen bei der Datenerfassung in Gesundheits- und Geschlechterfragen mögen zwar nebensächlich erscheinen, müssen aber ebenso oberste Priorität haben. Melderegister, die etwa verlässliche Daten zu gemeldeten Geburten und Eheschließungen bereitstellen, unterstützen den Kampf gegen Kinderehen, die für eine Vielzahl von schlechten Ergebnissen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung verantwortlich sind und die sozioökonomischen Perspektiven beeinträchtigen. Systeme für Bevölkerungsstatistiken sind überaus wichtig, wenn Länder Todesursachen besser verstehen wollen. So können sie neu aufkommende Probleme angehen und Erkenntnisse gewinnen, wo und warum sich die Gesundheit der Bevölkerung verbessert. Die Unterstützung der Länder beim Aufbau der Kapazitäten für die Erfassung dieser wichtigen Daten ist Bestandteil unserer Arbeit.
Die GFF wurde ins Leben gerufen, um den Ländern beim Umbau ihrer Gesundheitssysteme zu helfen. Zudem sollte das theoretische Konzept der Befähigung durch Schwerpunktsetzung in den Bereichen Gesundheit und Ernährung Realität werden. Wenn wir auf diese Weise zusammenarbeiten, können wir Frauen und Mädchen im Jugendalter helfen, selbst über ihren Körper zu bestimmen und Zugang zu der wichtigen medizinischen Versorgung zu erlangen, die sie benötigen – für sich und ihre Kinder, heute und in Zukunft. Indem wir den Fokus auf die Gesundheit und Ernährung legen, werden wir enorme Fortschritte auf dem Weg zu einer gerechteren Welt machen, in der Frauen und Kinder nicht einfach nur überleben, sondern ihre Lebensumstände verbessern – einer Welt, in der wirklich alle Menschen gleichgestellt sind.