Von Lin Taylor und Sonia Elks
LONDON, 20. August (Thomson Reuters Foundation) — Im August 2018 hat die Schwedin Greta Thunberg, damals gerade einmal 15 Jahre alt, begonnen, für den Klimaschutz zu demonstrieren. Mittlerweile wird sie in Medien weltweit zitiert, wenn sie wie zum UN-Klimagipfel (COP26) anmerkt, dass Staats- und Regierungschef*innen keine leeren Versprechungen mehr an die junge Generationen geben dürften.
Ihre Äußerung geht auf einen Bericht des UN-Kinderhilfswerks (UNICEF) zurück, wonach fast alle 2,2 Milliarden Kinder auf dieser Welt mindestens einem Klima- oder Umweltrisiko ausgesetzt sind. Bedroht werden sie dabei von katastrophalen Überschwemmungen bis hin zu giftiger Luft.
“Für Kinder und junge Menschen ist der Klimawandel die größte Bedrohung ihrer Zukunft. Wir sind diejenigen, die die Fehler der Erwachsenen ausmerzen müssen und wir sind diejenigen, die darunter am meisten zu leiden haben”, schrieb Thunberg zusammen mit anderen Jugendaktivist*innen in der New York Times.
“Das ist die Welt, die uns hinterlassen wird. Doch noch haben wir Zeit, die Zukunft des Klimas zu ändern. Weltweit wächst die Bewegung junger Aktivist*innen.”
Thunberg gelangte 2018 zu Berühmtheit, als sie alleine vor dem schwedischen Parlament in Stockholm gegen globale Erwärmung protestierte. Sie ließ den Schulunterricht am Freitag ausfallen, um von ihrer Regierung Maßnahmen gegen die Klimakrise zu fordern.
Sowohl bei der Klimakrise als auch bei der COVID-19-Pandemie müsse sich die Welt darauf konzentrieren, den Bedürftigsten zu helfen, so die 18-Jährige.
Über den Zeitraum von mehr als drei Jahren hat uns die junge Aktivistin immer wieder vor Augen geführt, wie dringlich ihre Botschaft ist. Hier ist eine Zeitleiste ihres Wirkens von der Einzelkämpferin bis hin zur führenden Aktivistin einer millonenstarken Bewegung. In den letzten Jahren haben Thunberg und die Fridays for Future Bewegung eine bisher ungekannte Aufmerksamkeit für die durch die Klimakrisen und COVID-19-Pandemie produzierten Ungerechtigkeiten aufgedeckt.
20. August 2018: Die schwedische Schülerin beginnt mit 15 Jahren an einem Freitag vor dem Parlament für mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise zu protestieren.
26. August 2018: Bei einer weiteren Demonstration schließen sich ihr Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern an. Erste Medien beginnen der Klimakampagne Aufmerksamkeit zuzuwenden.
September 2018: Im Herbst fängt Thunberg an, jeden Freitag vor dem Unterricht zu “streiken”. Sie lädt andere Schüler*innen dazu ein, sich ihrer wöchentlichen “Fridays For Future” Kampagne anzuschließen, indem sie an ihren eigenen Schulen Streiks veranstalten.
”We kids most often don’t do what you tell us to do. We do as you do. And since you grown-ups don’t give a damn about my future, I won’t either. My name is Greta and I’m in ninth grade. And I am school striking for the climate until election day.” 1/3 https://t.co/LrRgTD2rmEpic.twitter.com/UQPFjzTjV2
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) August 20, 2021
November 2018: Das Ganze entwickelt schnell ein Eigenleben. Bereits Ende des Jahres nehmen 17.000 Schüler*innen in 24 Ländern freitags an Schulstreiks teil. Thunberg beginnt, auf Veranstaltungen in ganz Europa zu sprechen, unter anderem bei den UN-Klimagesprächen in Polen.
März 2019: Im Jahr darauf wird Thunberg für den Friedensnobelpreis nominiert. Inzwischen ist die Zahl der Schüler*innen, die sich an den Schulstreiks beteiligen, auf mehr als zwei Millionen in 135 Ländern gestiegen.
Mai 2019: Thunberg ziert die Titelseite des Time Magazins und wird von diesem zu einer der einflussreichsten Personen der Welt ernannt. In einem Retweet der Ausgabe schreibt sie auf Twitter: “Jetzt spreche ich zur ganzen Welt”.
Juli 2019: Konservative sowie rechtsextreme Abgeordnete rufen zum Boykott von Thunbergs Auftritt im französischen Parlament auf und verspotten sie als “Guru der Apokalypse” und “Nobelpreisnominierte der Angst”.
1. August 2019: Die junge Aktivistin wehrt sich gegen “Hass- und Verschwörungskampagnen”, nachdem sie in einer Meinungskolummne des konservativen australischen Kommentators Andrew Bolt als “zutiefst gestörter Messias” bezeichnet wurde, die einen “Kult” anführe.
August 2019: Im Sommer segelt die junge Frau in einem emissionsfreien Boot von Großbritannien in die USA, da sie sich weigert, zu fliegen. Dort nimmt sie am UN-Klimagipfel teil. Inzwischen hat die Zahl der Klimastreikenden 3,6 Millionen Menschen in 169 Ländern erreicht.
23. September 2019: Auf dem UN-Gipfel hält Thunberg eine flammende Rede vor den Staats- und Regierungschef*innen und beschuldigt diese, “mit Ihren leeren Worten meine Träume und meine Kindheit gestohlen” zu haben.
25. September 2019: Thunberg ist eine von vier Gewinner*innen des Right Livelihood Awards 2019. Er gilt als Schwedens alternativer Nobelpreis.
11. Oktober 2019: Obwohl viele im Vorfeld Thunberg als Favoritin sehen, geht der Friedensnobelpreis an den äthiopischen Premierminister Abiy Ahmed.
November 2019: Als die UN-Klimagespräche in letzter Minute von Chile nach Spanien verlegt werden, nimmt Thunberg kurzerhand ein Katamaranboot, das sie gerade noch pünktlich zurück nach Europa bringt.
11. Dezember 2019: Thunberg schafft es zu den UN-Klimagesprächen und prangert in einer Rede auf dem UN-Gipfel COP25 die "clevere Buchführung und kreative PR" an, die das Fehlen echter Maßnahmen gegen die Klimakrise verschleiern sollen. Die damals 16-Jährige wird als jüngster Mensch zur Person des Jahres des Time Magazine gewählt.
13. März 2020: Während Regierungen Massenversammlungen inklusive Demonstrationen zunehmend einschränken, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, fordert Thunberg die Schüler*innen auf, Woche 82 des Schulstreiks unter dem Hashtag #ClimateStrikeOnline zu digitalisieren.
24. März 2020: Thunberg sagt, die raschen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zeigten, dass die Welt in der Lage sei auch beim Klimawandel geschlossen und schnell zu handeln. In den sozialen Medien gibt sie bekannt, dass sie sich möglicherweise mit COVID-19 infiziert habe.
22. April 2020: Zum 50. Jahrestag von Earth Day regt Thunberg an, dass jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um “einen neuen Weg nach vorn” einzuschlagen, um sowohl die COVID-19-Pandemie als auch die Klimakrise zu bekämpfen.
30. April 2020: Thunberg spendet 100.000 US-Dollar (rund 85.000 Euro) von einem erhaltenen Preis an UNICEF, für Seife, Masken und Handschuhe, die Kinder vor der COVID-19-Pandemie schützen sollen.
5. Juni 2020: Thunberg und die Fridays For Future Bewegung starten eine Crowdfunding-Kampagne, um Gemeinden im brasilianischen Amazonas-Regenwald während der COVID-19-Krise zu helfen.
20. Juli 2020: Thunberg gewinnt den ersten Gulbenkian Preis für Humanität und spendet das Preisgeld von einer Million Euro an wohltätige Organisationen.
31. Januar 2021: Auch dieses Jahr wird Thunberg zusammen mit dem russischen Dissidenten Alexei Navalny und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Friedensnobelpreis nominiert.
9. April 2021: Die Aktivistin sagt, dass sie nicht an der COP26 in Glasgow vom 1. bis zum 12. November teilnehmen werde, weil sie sich Sorgen über die Ungleichheit der Impfstoffverteilung mache. Nachdem die britische Regierung angeboten hat, alle Teilnehmer*innen gegen COVID-19 zu impfen, ändert sie ihre Meinung.
13. April 2021: Die British Broadcasting Corporation (BBC) strahlt eine Dokumentarserie über Thunberg und ihren Aktivismus für den Klimaschutz aus, bei der auch der britische Rundfunksprecher und Naturforscher David Attenborough beteiligt ist.
19. April 2021: Um das Programm von COVAX zur Impfstoffverteilung zu unterstützen, spendet Thunberg aus ihrer Stiftung 100.000 Euro an die Stiftung der WHO.
20. August 2021: Genau vor drei Jahren begann Thunberg für den Klimaschutz zu protestieren – heute ist daraus eine weltweite Jugend-Klimabewegung geworden.
(Zusätzliche Berichterstattung von Thin Lei Win @thinink und Liam Gould, überarbeitet von Tom Finn und Megan Rowling. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert / geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf http://news.trust.org.)