Wolltest du schon immer wissen, wie glücklich die Deutschen sind und wie sie im Vergleich mit anderen Ländern abschneiden? Jedes Jahr stellt der globale Meinungsforschungsriese Gallup Hunderttausenden von Menschen in mehr als 140 Ländern Fragen im Rahmen einer jährlichen Umfrage zum emotionalen Wohlbefinden.
Außerdem werden die Befragten gebeten, zu bewerten, wo sie auf einer imaginären Leiter stehen – "bei der die unterste Sprosse das schlechtestmögliche Leben und die höchste Sprosse das bestmögliche Leben darstellt" – und wo sie sich in fünf Jahren sehen. Auf der Grundlage ihrer Antworten stuft Gallup sie als "erfolgreich, mit sich ringend oder leidend" ein.
Das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) der Vereinten Nationen (UN) verwendet diese Umfragedaten und kombiniert sie mit der Analyse von Twitter-Inhalten und anderen Umfragen sowie mit sozialen und wirtschaftlichen Daten, um den jährlichen World Happiness Report zu erstellen.
Der Bericht wird bereits zum zehnten Mal aufgestellt und soll einen "Lichtblick" in der "unruhigen Zeit des Krieges und der Pandemie" darstellen, wie die Autor*innen schreiben. Während der Pandemie stiegen die Armuts- und Hungerquoten sprunghaft an, was von den Hilfsprogrammen der Regierungen nicht ausreichend aufgefangen wurde. Laut dem Bericht stieg die Zahl derer, die Fremden helfen, sich ehrenamtlich engagieren und für andere Organisationen und Personen spenden, in den letzten zwei Jahren um etwa 25 Prozent. Das gibt Hoffnung.
"Diese Welle der Gutmütigkeit, die besonders groß war, wenn es darum ging, Fremden zu helfen, ist ein aussagekräftiger Beweis dafür, dass Menschen reagieren, um anderen in Not zu helfen und dabei mehr Glück erzeugen, sie als gute Beispiele für andere vorangehen und ein besseres Leben für sich selbst erschaffen", sagte John Helliwell, einer der Hauptautor*innen des Berichts, in einer Presseerklärung.
Die am schlechtesten bewerteten Länder sind besonders von Armut betroffen
Im Bericht wird auch festgestellt, dass immer mehr Länder beginnen, das menschliche Wohlergehen und Glücksempfinden in ihre Regierungsarbeit einzubeziehen. Neuseeland betrachtet das menschliche Wohlergehen beispielsweise als einen wichtigeren Faktor als das Wachstum des Inlandsprodukts, wenn es um neue politische Maßnahmen geht. Und ich frage mich, ob das in Deutschland und Europa nicht genauso sein kann.
Einige Länder schaffen es viel besser als andere, das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen. So stellen die Autor*innen im World Happiness Report fest, dass die Menschen in Ländern, die in der Analyse einen höheren Rang einnehmen, ihren Regierungen tendenziell viel mehr vertrauen.
"Die Staats- und Regierungschef*innen der Welt sollten aufhorchen", sagte der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs, einer der Hauptautor*innen des Berichts, in einer Erklärung. "Die Politik sollte so ausgerichtet sein, wie es die großen Weisen vor langer Zeit gefordert haben: auf das Wohlergehen des Volkes, nicht auf die Macht der Herrschenden."
Die am besten platzierten Länder verfügen alle über gut ausgestattete soziale Programme und weisen im Vergleich zur Weltbevölkerung nur ein geringes Maß an Ungleichheit auf. Die am schlechtesten bewerteten Länder weisen dagegen ein hohes Maß an extremer Armut auf.
Finnland, das im fünften Jahr in Folge den ersten Platz belegt, verfügt laut dem "Sustainable Governance Indicators"-Bericht der Bertelsmann-Stiftung über eines der stärksten sozialen Sicherheitsnetze der Welt, ein hervorragendes Bildungssystem und eine geringe Kinderarmut. Das Land legt außerdem großen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ermöglicht es den Menschen, ihre Zeit nach ihren eigenen Leidenschaften und Fähigkeiten zu gestalten.
Afghanistan, das am schlechtesten bewertete Land, wird seit mehr als zwei Jahrzehnten von Krieg heimgesucht und leidet unter einem außergewöhnlichen Maß an Gewalt. Seit August 2021, als die Taliban zum ersten Mal seit 2001 die Herrschaft über Afghanistan an sich rissen, sind Frauen und andere marginalisierte Bevölkerungsgruppen einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Deutschland liegt auf dem 14. Platz hinter Österreich, Australien und Irland. Und eines fällt noch auf: Länder mit einem hohen Glücksindex haben vom historischen und andauernden Kolonialismus profitiert (Länder des so genannten Globalen Nordens), während die Länder mit niedrigen Werten darunter gelitten haben (Länder des so genannten Globalen Südens). Mit anderen Worten: Ein historisches Verständnis des Glücksindexes ist unerlässlich.
Das sollte bedacht werden, wenn wir auf die zehn glücklichsten und unglücklichsten Länder der Welt blicken.
Die 10 glücklichsten Länder der Welt
1. Finnland
2. Dänemark
3. Island
4. Die Schweiz
5. Die Niederlande
6. Luxemburg
7. Schweden
8. Norwegen
9. Israel
10. Neuseeland
Die 10 unglücklichsten Länder der Welt
137. Sambia
138. Malawi
139. Tansania
140. Sierra Leone
141. Lesotho
142. Botswana
143. Ruanda
144. Simbabwe
145. Libanon
146. Afghanistan
Den vollständigen World Happiness 2022 Report kannst du hier lesen.