Was würde die Welt über die Vergangenheit wissen, wenn man keine Geschichtsbücher zum Nachlesen hätte? Oft sind sie auch der Ort, an dem unsere Zivilisation diejenigen würdigt, die in den vergangenen Jahrhunderten Großes geleistet haben.
Allerdings wird nicht allen Menschen der Platz in den Geschichtsbüchern eingeräumt, den sie verdient hätten. Das betrifft vor allem herausragende Frauen.
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Ein Buch versucht, genau das jetzt zu ändern und einigen beeindruckenden Frauen den Platz zu geben, den sie verdienen. „Rad Women Worldwide” stellt 40 mutige Frauen vor, die ihr Leben für den Kampf um echte Gleichberechtigung eingesetzt haben.
Unter den Biographien befinden sich bekannte Frauen wie Sophie Scholl oder Malala Yousafzai, als auch die Geschichten weiterer Aktivistinnen wie z.B. der chinesichen Feministin Qiu Jin. Das Buch umspannt mehr als 1.500 Jahre, beginnt 430 v.Chr. und endet in der Gegenwart. Diese fünf knallharten Powerfrauen sind nur ein kleine Auswahl an Heldinnen, die das Buch vorstellt.
Malala, Frida, & Marta grace the cover of RAD WOMEN WORLDWIDE, the @RadWomenAtoZ sequel! 9/27/16 on @TenSpeedPresspic.twitter.com/RlDX5fkZso
— Rad Women (@RadWomenAtoZ) 31. Mai 2016
1. Wangari Maathai
Diese wunderbare Frau aus Kenia wurde zwar 2004 als erste afrikanische Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, dennoch haben einige noch nie von ihr gehört. Wangari Maathai setzte sich für die Rechte der Frauen und gegen Armut und Korruption in ihrem Heimatland ein.
Nebenher gründete sie auch noch die „Green Belt Movement“, weswegen sie auch „Mutter der Bäume“ genannt wurde. Mit ihrer Initiative machte sie auf die Ausbeutung ihres Landes aufmerksam, da durch die Abholzung riesiger Waldgebiete immer mehr Wüsten entstanden und die Bevölkerung ohne landwirtschaftliche Möglichkeiten verarmte. Und 'ganz nebenher' war sie in den 70ern auch noch die erste weibliche Professorin an der Universität in Nairobi.
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2. Junko Tabei
Vergesst Reinhold Messner! Am 16. Mai 1975 hat es die Japanerin Junko Tabei als erste Frau auf den Gipfel des Mount Everest geschafft. Das Gebiet rund um den höchsten Berg der Welt war bis dahin ganz in den Händen der Männer - bis Junko Tabei den Aufstieg wagt und damit einen symbolischen Akt für Gleichberechtigung setzte.
Dass sie eine echte Kämpferin ist, zeigte sie beim Aufstieg: 2.500 Meter vor dem Gipfel wurden sie und ihr Team von einer Lawine begraben. Von ihren Helfern - den Sherpas - wird sie völlig unterkühlt aus den Schneemassen befreit. Doch Aufgeben kommt für die Japanerin nicht in Frage. Sie erholt sich und kämpft sich mit nur einem weiteren Helfer bis an die Spitze des Bergs vor. Einfach grandios!
3. Fe Del Mundo
Fe del Mundo wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Philippinen geboren. 1936 war sie die erste weibliche Studentin, die zu einem Studium an der renommierten Harvard Medical School in den USA zugelassen wurde - und das auch nur aus Versehen! Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich Universitäten auf der ganzen Welt geweigert, Frauen zum Studium zuzulassen. Selbst Harvard ließ erst in den 1940er Jahren die ersten Frauen zu. Als Fe del Mundo ihre Anmeldung zur Harvard Medical School abschickte, übersah das zuständige Büro ihr Geschlecht und hat so unwissentlich die erste Frau zum Studium zugelassen.
Dass dieser „Fehler“ bei der Immatrukaltion aber das beste war, was passieren konnte, zeigt Fe del Mundos weiteres Leben: in den 1950ern gründete sie die erste Kinderklinik auf den Philippinen. Bis heute konnte die Klinik in Quezon City Tausenden Kindern das Leben retten.
4. Kasha Jacqueline Nagabasera
Der Einsatz dieser Frau aus Uganda ist absolut heldenhaft. Kasha Jacqueline Nagabasera ist Menschenrechtsaktivisten und Mitbegründerin der Organisation „Freedom and Roam Uganda“, die sich für die Rechte von schwulen und lesbischen Menschen sowie Transgender einsetzt. Für ihr Engagement ist Kasha 2015 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Kasha liegt die Gleichberechtigung aller Menschen sehr am Herzen, auch wenn sie dafür fast täglich einen hohen Preis zahlt: „Wir fürchten jeden Tag um unser Leben“, sagt die LGBTQ-Aktivistin. Sie erhält täglich Morddrohungen, weswegen sie mehrfach im Jahr umziehen muss. Doch den Kampf trägt Kasha gern aus, um zu zeigen, dass man sich gegen die homophobe Regierung des Landes wehren muss, um die Welt endlich gerechter zu gestalten.
5. Madres de la Plaza de Mayo
In dieser Biographie werden gleich mehrere großartige Frauen genannt, nämlich die 'Madres de la Plaza de Mayo', was übersetzt so viel heißt wie 'die Mütter des Platzes der Mairevolution'. Sie sind die Mütter von Opfern der argentinischen Militärdiktatur in den 70er und 80er Jahren. Bis zu 30.000 Menschen sollen damals während des „schmutzigen Krieges” spurlos verschwunden sein.
Die Mütter beweisen bis heute ungebrochenen Mut und Durchhalteverrmögen, denn sie fordern noch immer vehement eine Aufklärung über das Verschwinden ihrer Söhne. Einige Kriegsverbrecher konnten so durch den unermüdlichen Einsatz der Frauen bereits verurteilt werden. Doch bis nicht alle Fragen nach den Opfern geklärt wurden, wollen die mittlerweile in die Jahre gekommenen Mütter weiterkämpfen, bis sie endlich Gerechtigkeit für ihre verschwundenen Kinder erhalten.
Diese herausragenden Biographien beweisen, wie viele Frauen bereits großartiges geleistet haben, bzw. bis heute noch tun. „Rad Women Worldwide“ gibt ihnen jetzt zumindest in einem Geschichtsbuch den Platz, der ihnen zusteht - und schon längst überfällig gewesen ist. Diese Frauen sind hoffentlich Inspiration für viele kommende Generationen. Bleibt zu hoffen, dass die Seiten von anderen Geschichtsbüchern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit großartigen Männern und Frauen gleichermaßen gefüllt werden.