Honduras hat Mitte Juli einen entscheidenden Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan.

Das mittelamerikanische Land hat die Ehe für Kinder unter 18 Jahren verboten – und das laut einem Bericht von Reuters ohne jegliche Ausnahme! Die honduranische Gesetzgebung befürwortete einstimmig die Veränderung des Eheschließungsgesetzes.

Die Entscheidung war dringend notwendig. Denn zur Zeit wird jedes vierte Kind in Honduras vor seinem 18. Geburtstag zwangsverheiratet.

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Kinderehen werden meist durch zwei Faktoren vorangetrieben: kulturelle Praxis und Armut.

Mädchen werden oft für Geld an ältere Männer verkauft und sollen durch ein junges Heiratsalter ihren guten Ruf bewahren, da sie dann noch als „rein“, im Sinne von jungfräulich, gelten. Das Brautgeld kommt der oft sehr armen Familie des Mädchens zugute.  

Die zwangsverheirateten jungen Mädchen hingegen haben häufig keine Möglichkeit mehr, die Schule abzuschließen, vorallem wenn sie früh schwanger werden und Kinder zu versorgen haben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ihre neue Familie ebenfalls arm bleibt.

Hinzu kommt, dass im Laufe ihres Lebens Kinderbräute häufig Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt werden.

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In einigen Ländern ist es gesetzlich erlaubt, dass ein sexueller Straftäter sein Opfer heiraten und damit einer strafrechtlichen Verfolgung entgehen kann. Mit dem neuen Gesetz gegen Kinderehen erlaubt das honduranische Gesetz jedoch keinerlei Ausnahmen mehr, so dass diese Möglichkeit gar nicht erst in Betracht gezogen werden kann.

Kinderehen werden in vielen Teilen der Welt vollzogen. Das schließt Mittel- und Südamerika mit ein. Brasilien hat eine der höchsten Raten an Kinderehen in der ganzen Welt zu verzeichnen, zusammen mit Indien, Nigeria und Äthiopien.

In anderen Ländern hingegen ist die Ehe für Kinder unter 18 Jahren zwar verboten, aber es gibt immer wieder Ausnahmen, meistens bei elterlicher Zustimmung oder gerichtlicher Genehmigung. Zwischen 2000 und 2015 hat es in den USA zum Beispiel mehr als 200.000 Kinderehen gegeben.

Reuters merkt an, dass die Durchsetzung des neuen Gesetzes vor allem in abgelegenen Orten und Dorfgemeinschaften schwierig werden könnte. Anwälte für Kinderrechte, wie Belinda Portillo von der Organisation ‘Plan International’ besteht jedoch weiter darauf, dass Honduras „Geschichte geschrieben“ hat. Portillo sagt: „Der Kampf gegen die Kinderehe ist ein strategisches Vorgehen, um die Rechte und die Selbstbestimmung der Frauen auf verschiedenen Gebieten zu stärken, wie Gesundheit, Ausbildung, Arbeit und Freiheit vor Gewalt“.

Mit seiner neuen, strikten Gesetzgebung zählt Honduras nichtsdestotrotz zu einer der fortschrittlichsten Nationen weltweit, wenn es darum geht, Kinder - vor allem junge Mädchen - auf gesetzlicher Ebene zu schützen. Bleibt zu hoffen, dass Honduras zum Vorbild für weitere Länder in Mittel- und Südamerika bzw. auf der ganzen Welt wird, damit kein Kind mehr zur Ehe gezwungen werden kann.

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Gerechtigkeit fordern

Bravo Honduras! Gesetz gegen Kinderehen verabschiedet - keine Ausnahmen mehr

Ein Beitrag von Colleen Curry