Mit dem Begriff 'Menschenhandel' assoziieren die meisten entweder Sexhandel oder Kindersoldaten. Und keine Frage - beides sind unsagbar schlimme kriminelle Taten. Aber leider sind dies nicht die einzigen Szenarien, in denen Menschen versklavt werden.

Falls du den Film Taken gesehen hast, dann bist du seitdem bestimmt wachsamer, wenn du in einem fremden Land unterwegs bist. Als Mädchen oder Frau ist das auch durchaus sinnvoll, denn Menschenhändler sehen gerade junge Touristinnen oftmals als leichte Beute an. Leider gibt es daneben aber noch unzählige andere Arten und Weisen, wie junge Mädchen Opfer von Menschenhändlern werden. 

So kommt es leider immer häufiger vor, dass Mädchen und Frauen ihr Zuhause verlassen, weil ihnen gut bezahlte Jobs versprochen werden. Anständige Jobs, die auf den ersten Blick so rein gar nichts mit Prostitution zu tun haben. Einmal im Land werden sie dann unter falschen Voraussetzungen in Situationen gelockt, in denen sie häufig darin enden, gegen ihren Willen zur Prostitution gezwungen zu werden. Und das ist eine weit verbreitete Taktik unter Menschenhändlern auf der ganzen Welt, auch fernab der Sexindustrie.

Eine weitere dieser traurigen Geschichten wurde neulich erst veröffentlicht. Da ging es darum, dass die Zahl der Frauen, die aus Ost-Europe nach West-Europa kommen immens angestiegen ist. Diese Frauen kommen oftmals zwar freiwillig, aber nur, weil sie sich in verzweifelten Situationen befinden und in ihrem Heimatland keinen Ausweg mehr sehen.

Die 18-jährige Balogovia aus der Slowakei erzählte der Associated Press ihre Geschichte: Sie war schwanger als sie nach England reiste, um einen Mann zu heiraten, der keinerlei Interesse an ihrer Person hatte. Der 23-Jahre alte Pakistaner war nur auf die Begünstigungen aus, die mit ihrem Personalausweis kamen. Er wollte damit innerhalb Europas reisen und arbeiten können.
Sie stimmte all dem zu, weil sie kein Geld hatte und man ihr mit dem Angebot ein sicheres Zuhause in England und möglicherweise etwas Geld versprach. Doch schon sehr bald wurde sie mit ihrem neuen “Ehemann” und dessen Bruder in eine Wohnung nach Schottland gebracht, die sie von dort an nicht verlassen durfte. Man nahm ihr ihre Ausweispapiere weg und verbot ihr, das Haus ohne ihren “Mann” zu verlassen.

Während die Einwanderungsgesetze in England immer strenger werden, werden diese Scheinehen immer beliebter. Die Frauen versuchen, aus verzweifelten Situationen zu fliehen, und wissen oftmals nicht, worauf sie sich einlassen. Europäischen Behörden zufolge werden sie gefangen gehalten, manchmal sogar von ihrem “Ehemann” und dessen Freunde missbraucht, für Prostitution oder Drogenhandel ausgenutzt oder sogar gezwungen wieder zu heiraten.

Während meiner Zeit als Student habe ich mal einen Kurs über Menschenrechte besucht und ein Buch auf unserer Lektüreliste hieß The Slave Next Door. In dem Buch ging es um Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert. Und ich habe einiges von diesem Buch gelernt: Menschenhandel ist nicht nur Sexhandel und Kindersoldaten. Menschenhandel entsteht oftmals aus einer Situation heraus, die auf den ersten Blick nicht wie Menschenhandel aussieht, und auf die sich viele Menschen freiwillig einlassen, weil ihnen falsche Versprechen gemacht werden und/oder weil sie sich in aussichtslosen Situationen befinden.
Dem Buch zufolge, wird Menschenhandel zum dritt-profitabelsten kriminellen Geschäft gezählt, nach Waffen und Drogenhandel. Außerdem erwähnte der Autor noch eine schockierende Tatsache in seinem Buch: In unserer heutigen Zeit leben weltweit mehr als doppelt so viele Menschen in Sklaverei, als während der Zeit des atlantischen Sklavenhandels Menschen aus Afrika nach Amerika transportiert wurden.

Es ist tragisch,  wenn man bedenkt, wie viele Menschen heute weltweit in Sklaverei leben. Die Tatsache, dass jemand einen verzweifelten Menschen anlügt und ihn in ein fadenscheiniges Angebot lockt um wiederum Geld aus der Sache zu machen, ist einfach nur widerlich.

Es gibt viel zu tun, wenn wir dem Menschenhandel und der Sklaverei ein Ende setzen wollen, denn es ist ein weltweites Problem, dass vor keinem Land halt macht und in jedem Land vorkommen kann. Was jeder Einzelne von uns allerdings jetzt schon tun kann, ist dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Organisationen wie 'Not for Sale' zu unterstützen.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Menschenhandel im 21. Jahrhundert

Ein Beitrag von Alex Vinci