Hunger ist eines der größten Probleme unserer Weltgemeinschaft. Zudem kursieren viel zu viele falsche Vorstellungen über das Problem – und wie es zu lösen wäre. Wir räumen mit zehn verbreiteten Mythen über Hunger auf.
Mythos 1: In meinem eigenen Land gibt es zu viele hungrige Menschen, um mich um den Hunger anderswo zu kümmern
Wirklichkeit: Auf der Welt leidet jeder neunte Mensch an Hunger. Das bedeutet, dass einer von zehn Menschen nicht arbeiten, lernen oder sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Das betrifft uns alle. Hunger verlangsamt den Fortschritt in wichtigen Bereichen, bei denen Nationen zusammenarbeiten müssen, einschließlich Sicherheit, Klimaschutz und Katastrophenprävention.
Mythos 2: Es gibt andere, drängendere globale Probleme als Hunger
Wirklichkeit: Wenn Bevölkerungen hungern, leiden Wirtschaftssysteme, Menschen, und Landwirt*innen, die nicht genug Nahrungsmittel anbauen können. Wir müssen den Hunger in den Griff bekommen, um Umwelt-, Wirtschafts- und Sicherheitsprobleme lösen zu können.
Mythos 3: Es gibt nicht genug Nahrungsmittel für alle Menschen
Wirklichkeit: Es gibt genug Nahrungsmittel für alle Menschen weltweit. Doch aufgrund schlechter Regierungsführung und einer ineffektiven Verteilung leiden über 690 Millionen Menschen an Hunger. Um dies zu ändern, müssen wir Kleinbäuer*innen unterstützen und sicherstellen, dass das Thema Ernährungssicherheit auf der Agenda der Politiker*innen ganz oben steht.
Mythos 4: Das Hungerproblem ist gelöst, wenn alle Menschen genug zu essen haben
Wirklichkeit: Bei Hunger geht es nicht nur um die Menge der Nahrungsmittel, sondern auch um die Qualität. Bekommt ein Kind dreimal täglich eine Schale Reis, ist der Hunger vielleicht gestillt. Aber ist dieses Kind dann gut ernährt? Erhält es die richtigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, um zu wachsen, sich zu entwickeln und konzentriert zu lernen? Auf keinen Fall. Eine gesunde Ernährung bedeutet die richtige Kombination an Nährstoffen und Kalorien, die für eine gesunde Entwicklung erforderlich ist. Das ist besonders wichtig für Säuglinge, Schwangere und Kleinkinder, um eine normale und gesunde Entwicklung zu gewährleisten.
Mythos 5: Der Klimawandel hat keinen Einfluss auf den weltweiten Hunger
Wirklichkeit: Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen: Der Klimawandel verstärkt Wetterextreme und Katastrophen, die zu einer der größten Herausforderungen für die weltweite Ernährungssicherheit werden. So erlebt Ostafrika eine der größten Hungersnöte der vergangenen zehn Jahre aufgrund einer akuten Heuschreckenplage, die durch klimabedingte Wetterveränderungen begünstigt wird und ganze Ernten zerstört. Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich die Anzahl von vorkommenden Wetterextremen verdoppelt.
Mythos 6: Hunger bricht aus, wenn keine Nahrungsmittel erhältlich sind
Wirklichkeit: Menschen können Hunger leiden, selbst wenn es um sie herum – in Supermärkten und auf Marktplätzen – genug Nahrungsmittel gibt. Häufig ist es eine Frage des Zugangs – Menschen können sich keine Nahrungsmittel leisten oder gelangen nicht zu lokalen Märkten. Eine Möglichkeit der Hilfestellung sind Barüberweisungen und elektronische Gutscheine, sodass Menschen nahrhafte Lebensmittel auf lokalen Märkten kaufen können.
Mythos 7: Alle Hunger leidenden Menschen der Welt leben in Afrika
Wirklichkeit: Von den mehr als 690 Millionen Menschen, die an Hunger leiden, lebt über die Hälfte in Asien. Dazu zählen vor allem auch Menschen in Ländern wie dem Jemen oder Syrien, die langjährigen Krisen und Konflikten ausgesetzt sind. Auch in Lateinamerika und der Karibik haben 48 Millionen Menschen nicht genug zu essen. In Afrika konzentriert sich der Hunger vor allem in der Zentralafrikanischen Republik.
Mythos 8: Hunger und Hungersnöte sind schwer vorhersehbar und man kann sich nicht darauf vorbereiten
Wirklichkeit: Es gibt Mittel zur Überwachung und Vorhersage von Trends bei der Nahrungsmittelproduktion, sowie bei den Nahrungsmittelpreisen. Beispielsweise analysiert das Hunger-Frühwarnsystem “Famine Early Warning System Network” (FEWS NET) meteorologische und wirtschaftliche Faktoren, um die Welt vor der Entstehung einer möglichen Hungersnot zu warnen.
Mythos 9: Hunger ist ein Problem, das nur den Gesundheitssektor betrifft
Wirklichkeit: Hunger wirkt sich auch auf die Bildung und Wirtschaft aus. Hungrige Kinder haben Probleme, sich zu konzentrieren, zu lernen oder zur Schule zu gehen. Ohne Bildung haben sie nicht dieselben Chancen auf eine perspektivreiche Zukunft, bleiben oft in extremer Armut gefangen und können nicht zum Wachstum der Wirttschaft beitragen. Insofern ist Ernährung das Fundament für jede Entwicklung.
Mythos 10: Menschen hungern vorwiegend in Notsituationen oder während Katastrophen
Wirklichkeit: Notsituationen sind "nur" für rund zehn Prozent der Hungrigen dieser Welt verantwortlich. Es gibt auf der Welt ungefähr zwei Milliarden unterernährter Menschen, die nicht täglich in den Schlagzeilen erscheinen. Deshalb sind langfristige Bemühungen wie Ernährungsprogramme an Schulen und Investitionen in die Landwirtschaft so wichtig, um den Hunger weltweit zu bekämpfen.
Unterschreibe hier unsere Petition, um den Hunger auf der Welt zu beenden.