Ganz ehrlich? Ich hasse Plastik. Ich hasse, dass es aus Öl gemacht wird. Ich hasse, dass es in unseren Meeren herum schwimmt und vor allem hasse ich, dass so viele Tiere an Land und im Wasser an Plastikmüll elendig verenden.
Aus diesem Grund bin ich ein pflichtbewusster Recycling-Fan und verschlinge alles, was es über das Thema zu lesen gibt. Vor allem Tipps und einfache Regeln im Umgang mit Plastik wecken regelmäßig mein Interesse.
Doch dann bin ich auf einen Artikel gestoßen, der mich aufhorchen ließ. Das Recyceln von Plastik soll gar nicht so gut sein, wie man vermuten würde, da die Kosten für die Umwelt und die Wirtschaft ziemlich hoch sind. Der Rat aus besagtem Artikel lautete: “Benutzt erst gar kein Plastik, kauft es erst gar nicht. Verbannt Plastik aus eurem Leben. Tschüss Plastik!"
Tschüss Plastik? Na wow. Bereits das Material der Tastatur, auf der ich jetzt gerade tippe, ist aus....richtig, Plastik. Okay, zugegeben, in dem Artikel stand nicht, dass es einfach sei, in seinem tagtäglichen Leben auf Plastik zu verzichten. Nein, es ist eine Herausforderung, eine spannende Herausforderung. Da konnte es für mich nur eine Antwort geben:
Herausforderung angenommen!
Ich bin sogar noch einen Schritt weitergegangen. Ich habe einige meiner Kollegen hier bei Global Citizen überredet, mitzumachen und für eine Woche auf Plastik zu verzichten. Glaubt mir, absolut lehrreiche Tage! Einige von uns haben “Plastik-Tagebuch” geführt.
Hier könnt ihr nachlesen, wie es uns ergangen ist, in dieser halbwegs erfolgreichen plastikfreien Woche.
PS: Wir haben ein bisschen gemogelt.
PPS: Okay, wir haben mehr als ein bisschen gemogelt.
1. Plastik ist ÜBERALL
Nicki: Ich hab meinen Salat für’s Mittagessen online bestellt. Was ich nicht wusste, ist, dass er in einem Plastikbehälter geliefert wird. Oh nein! Zum Glück konnte ich zumindest das Plastikbesteck zurückgeben.
Gus: Ich hab ein (oder zwei) nicht-industriell verpackte Müsliriegel gegessen. Für mich ergibt es keinen Sinn, Bio-Müsliriegel zu essen, die dann industriell in Plastik verpackt sind. Zum Mittagessen hatte ich Sushi, eingefangen in Plastik, wie Magneto am Ende vom zweiten X-Men-Film. Es dauerte nicht lange, bis ich mich nicht mehr beherrschen konnte und das Sushi trotzdem aß.
Caryn: Böse, Gus!
Joe: Ich muss zugeben, dass ich jeden Tag ein wenig gemogelt habe, denn jedes meiner Mittagessen hatte immer irgendwie Kontakt mit Plastik: Salat, indisches Essen, Erdnussbuttersandwich, Sojaprodukte. Und auch meine Snacks waren in Plastik eingepackt: Riegel, Nüsse, Bananen.
Caryn: Ich habe es geschafft, den ganzen Tag kein Plastik zu benutzen. Wobei ich ein paar Mandeln aus einer Plastikverpackung gegessen habe. Aber die hatte ich schon vergangene Woche gekauft. Zählt das?
Meghan: So nah dran! Ich hab einen Apfel gegessen, der einen Plastikaufkleber hatte. :(
2. Auf Plastik komplett zu verzichten fühlt sich irgendwie unmöglich an
Nicki: Sieht so aus, als ob ich jeden Tag auf eine andere Art und Weise an der Herausforderung gescheitert bin. Denn auch wenn ich immer einen Stoffbeutel zum Einkaufen dabei hatte, so kam ich doch um die vielen Plastikbehälter z.B. beim Kochen oder beim Duschen nicht drum rum. Ich meine, allein ein Blick in meinen Badezimmerschrank beweist: nicht ein Produkt, das nicht irgendwie in Plastik verpackt ist.
Gus: Nachdem ich mir mein Badezimmer genauer angesehen hab, bin ich davon überzeugt, dass ich Plastik-besessen bin. (Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo und Conditioner sind alle in Plastik-Behälter.) Hm, ich denke ernsthaft darüber nach, zu traditionelleren Formen der Hygiene zu wechseln. Vielleicht wasche ich von jetzt an meine Haare am Fluss mit Sand. Ich muss da nochmal drüber nachdenken.
Joe: Plastik ist einfach unvermeidbar. Außer man ist arbeitslos, hat keinerlei Verpflichtungen, lebt in der Natur, muss nichts essen und hat auch keine Lust, irgendwas zu machen. Und selbst dann würd ich sagen, viel Glück, Plastik aus dem Weg zu gehen.
Wenn man in einer Großstadt lebt und arbeitet, ist man nahezu chancenlos.
Ich finde, es ist ein erstrebenswertes Ziel, kein Plastik mehr zu benutzen, doch ein Mensch alleine wird diese Abhängigkeit von Plastik nicht beenden. Dafür brauchen wir Gesetze, die es verbieten, bestimmte Plastiksorten zu benutzen, und die es verhindern, dass alle unsere Lebensbereiche von Plastik bestimmt werden. Bis dahin werde ich wahrscheinlich nicht meine Mandelmilch in einem Einwegglas von zu Hause zur Arbeit tragen.
Caryn: Fast hätte ich ein Snickers abgelehnt, weil es in Plastik verpackt war. Aber es ist doch ein SNICKERS! Wann bekomm ich das nächste Mal ein Snickers umsonst?
Meghan: Auf dem Weg zur Arbeit habe ich einen Podcast gehört und dabei ist mir aufgefallen, dass meine Kopfhörer aus Plastik sind.
Hans: Ich werd mich beschweren. Und zwar bei der Person, die sich überlegt hat, um mein Brot zwei Plastikfolien zu wickeln. Zwei! Ich weiß nicht, ob alle Firmen das so machen, aber mir kommt das echt zu viel vor. Ich finde es ja gut, wenn das Brot frisch bleibt, aber dann können sie ja gleich anfangen, jede Scheibe einzeln zu verpacken.
3. Mit ein bisschen Planung und Vorbereitung kommt man durchaus weit
Nicki: Irgendwie erinnert mich unsere Aktion an einen Dokumentarfilm, den ich mal gesehen habe, über einen Mann in New York, der versucht hat, für ein Jahr keine CO2-Emissionen zu verursachen. Keine Produkte, kein öffentlicher Nahverkehr, keine elektronischen Geräte … nichts! Es war schwierig, aber er hat es geschafft (zusammen mit seiner Frau und seinem Kind). Ich meine, sein Beispiel ist krass (schaut euch den Trailer an), aber es zeigt, dass es machbar ist, wenn man richtig plant. Ich habe das Gefühl, dass meine eigene schlechte Planung für das schlechte Gelingen verantwortlich ist (z.B. bringe ich nie einen Behälter mit, um Sachen zu transportieren).
Gus: Ich hab noch mehr Müsliriegel gegessen. Ich bin nicht stolz drauf, aber ich habs getan. Aus meinem Augenwinkel kann ich immer wieder die Plastikverpackung im Mülleimer aufblitzen sehen. Ich glaube, die Verpackung starrt mich an.
Caryn:Okay, Gus hat total versagt. Mit ein bisschen Vorbereitung hättest du sicher deine eigenen Müsliriegel machen können. Ein Leben in der Stadt ist sicherlich nicht hilfreich für ein Leben ohne Plastik. Ich schwöre, früher habe ich richtig gerne gekocht, aber seit ich in New York lebe bestelle ich mein Essen fast nur noch online. Diese plastikfreie Woche hat mich dazu gebracht, meine Mahlzeiten besser zu planen. Und wisst ihr was? Ich esse so gesund wie schon lange nicht mehr. Ich esse mehr Gemüse und weniger Fleisch (weil ich nur das teure Fleisch vom Metzger kaufen kann, das in eine Art Papier gewickelt wird).
Meghan: Ich habe darüber nachgedacht, meine eigene Zahnpasta zu machen. (Angeblich geht das mit Backpulver oder etwas ähnlichem … ich glaube, so weit bin ich aber noch nicht.) Dafür habe ich letztens das Peeling meines Mitbewohners benutzt, das er aus Kaffeebohnen und Kokosnussöl gemacht hat. Es war das einzige in der Dusche, das nicht in Plastik verpackt war. Ich hab auch einen großartigen Weg gefunden, um meine Cashew-Nüsse zu transportieren …
Hans:Ich bringe mir gerne mein eigenes Mittagessen mit zur Arbeit und eins meiner Lieblingsessen ist ein klassisches Erdnussbutter-Sandwich. (Ich muss zugeben, was meine Essgewohnheiten angeht, bin ich auf dem Niveau eines Drittklässlers, aber hey, es ist schnell gemacht, sättigend und günstig.) Leider war das diese Woche etwas schwierig, weil ich nicht wie gewöhnlich meine Plastik-Lunchbox benutzen konnte. Zum Glück habe ich einen Glasbehälter, der genau die Größe eines Sandwiches hat. Ja okay, er hat einen Plastikdeckel, aber ganz ehrlich, die einzige andere Möglichkeit wäre gewesen, das Sandwich mit bloßen Händen zu tragen und dann überall mit Erdnussbutter zu kleckern.
Das kann ja keiner wollen. Letztendlich habe ich es geschafft, weitesgehend auf Plastik zu verzichten, und trotzdem mein Lieblingsessen zu genießen. Ein Gewinn für alle.
Um diese lange (wenn auch erheiternde) Geschichte an dieser Stelle zusammen zu fassen: Plastik komplett aus seinem Leben zu verbannen ist fast unmöglich. Und es zu versuchen, ist quasi wie von heute auf morgen aufzuhören, zu essen: Du bleibst irritiert, schwach und hungrig zurück und die Gefahr ist groß, dass alles in einem riesigen Plastik-Gelage endet.
Wenn man wirklich nachhaltiger leben möchte, fängt man am besten klein aber fein an. Beispielsweise kann man wiederverwendbare Dinge benutzen wie Flaschen, Stofftaschen und Glasbehälter. Außerdem ist es nicht all zu schwierig, Lebensmittel zu kaufen, die nicht komplett in Plastik eingewickelt sind. Glaubt mir, ihr werdet überrascht sein, wie viel gesünder ihr euch ernährt. Und wer weiß, vielleicht ist ja jemand unter uns der es schafft, sein Leben völlig von Plastik zu befreien und dann seine Tipps und Tricks mit uns teilen wird.
Am Ende des Tages hatte der Artikel recht. Wenn wir es wirklich schaffen wollen, müssen Unternehmen nachhaltiger produzieren. Und Global Citizens sollten sich auf jeden Fall dafür einsetzen. Aber bis solche Gesetzesänderungen wirklich greifen, sollten wir bis dahin alle bewusster konsumieren. Es braucht ein wenig Geduld und Vorbereitung, doch es ist definitiv möglich, weniger Plastik zu benutzen. Und es kann sogar Spaß machen. Versprochen!